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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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tödlich sein. Es soll keine Schmerzen bereiten, die das Opfer ahnen lassen, dass es vergiftet wurde, und man soll dem Toten auch nicht ansehen können, dass er eines unnatürlichen Todes gestorben ist.«
    Sie setzte ihr Räucherfass ab und begann mit Daumen und Zeigefinger ihre Nasenspitze zu massieren. Es war eine Eigenart von ihr, die ihr schon manchen Spott eingetragen hatte. Plötzlich verfinsterte sich ihre Miene. Als sie aufblickte, waren ihre Lippen schmale Striche geworden. »Das ist ein bisschen viel, was du verlangst.« Elodia hatte Schwester Anais noch nie so übellaunig erlebt. »Gibt es so ein Gift nicht?« »Oh, doch. Das gibt es. Aber ich habe es nicht vorrätig. Wir müssen dazu eine LoaboWurzel ziehen. Man muss sie bei Vollmond mit einem schwarzen Seidenschal aus dem Erdreich ziehen, sonst verliert sie ihre Macht. Es ist ein ganz besonderes Gift. Es greift die Adern im Gehirn an. Es zerfrisst sie, bis Blut ins Hirn sickert.« »Und das ist ganz gewiss tödlich?«
    »Das ist es. Es geht langsam. Manche bekommen Kopfschmerzen. Meistens ist es jedoch so, dass den Opfern schwindelig wird. Sie können nicht mehr klar sprechen oder vergessen einzelne Worte. Das Gift ist unbedingt tödlich! An den ersten beiden Tagen nachdem die Opfer es eingenommen haben, spüren sie gar nichts. Leider wächst nur eine einzige Loabo-Wurzel in meinem Garten«, sagte sie zerknirscht.
    »Und? Kann man sie ernten?«
    »Ja, gewiss. Bei Vollmond. Und dann müssen wir noch das Gift aus ihr extrahieren. Es wird ein wenig dauern.
    Ich hatte gehofft, ich würde Ableger aus der Wurzel ziehen können.« Anais seufzte. »Gehen wir nun zur Oberin. Ich fürchte, einen schwarzen Seidenschal haben wir auch nicht im Refugium. Und wenn ich schon meine einzige Loabo-Wurzel opfern soll, dann will ich auch alles richtig machen!«

DER FREIE WILLE
    Emerelle presste fest auf die Brust des Mädchens. Wieder. Und wieder. Das Herz regte sich. Sie spürte zögerliche, schwache Schläge. Mit geschlossenen Augen versuchte sie eins mit der Kleinen und ihrem Körper zu werden. Sie stimmte sich auf den stockenden, unregelmäßigen Herzschlag ein, senkte das Fieber und reinigte ihr Blut. Sie gab dem Körper neue Kraft, um ein Wiederaufflackern der Krankheit unterdrücken zu können. Zuletzt heilte sie das zerstörte Gewebe der aufgeplatzten Eiterbeulen und ließ die Verletzungen verschwinden, ohne dass eine Narbe auf der Haut blieb. Als sie die Augen wieder aufschlug, ergriff Kadlin ihre Hände. »Kannst du ihr helfen?« »Sie wird leben. Nun sollte ich mich um dich kümmern.« Sie sah zu dem alten Krieger ohne Nase auf. »Und auch um dich. Ihr beide tragt die Krankheit schon in euch.« Mit aller Aufmerksamkeit widmete sie sich den beiden. Bei dem Alten linderte sie auch die Beschwerden, die die beginnende Gicht ihm bereitete. Beide hatten sie mehrere Insektenstiche.
    »Ihr müsst eure Kleidung in kochendem Wasser reinigen. Bei Pelzen und anderen Kleidungsstücken, wo dies nicht möglich ist, hilft es nur, sie zu verbrennen. Es sind Flöhe, die die Pest übertragen.«
    »Die Krankheit ist in Kleidern?« Kadlin sah sie merkwürdig an.
    »Es sind die Flöhe in den Kleidern. Allerdings sind auch Kleider, die mit dem Eiter aus Pestbeulen in Berührung kamen, möglicherweise gefährlich.«
    »Vor ein paar Tagen kam ein Jarl mit einer Truhe voller Kleider. Swana hat eine davon bekommen. Ich auch …«
    »Ich habe mir eine Hose genommen«, sagte der Alte.
    »Das muss nicht mit dem Ausbruch der Seuche zu tun haben«, sagte Emerelle. »Wir sollten diese Kammer verlassen.« Sie sehnte sich nach frischer Luft. Selbst im Regen zu stehen, wäre ihr angenehmer, als noch länger in der stickigen Enge zu verharren. Kadlin nahm behutsam ihre Tochter auf den Arm. Sie küsste das schlafende Mädchen auf die Stirn. Tränen benetzten die Wangen der Königin.
    Der Alte brachte sie zurück in die Königshalle. Die übrigen Krieger hielten dort noch immer Wacht. Sie scharten sich um die Königin und deren Tochter. Emerelle war berührt von der Herzlichkeit, mit der sie miteinander umgingen. Und sie fühlte sich fehl am Platz.
    Leise trat sie aus der Königshalle. Draußen regnete es noch immer. Der Nebel hatte sich gelichtet. Die Feuer waren fast erstickt. Dichter Rauch erhob sich aus den Ruinen. Ein Hund machte sich an dem Toten zu schaffen. Kaum zu glauben, dass ein Heiler eine Fackel auf ein Haus geschleudert hatte, in dem er Sterbenskranke wähnte. Das Haus seiner Königin!

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