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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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hältst es für unritterlich, einen alten kranken Mann in seinem Bett niederzustechen. Wir haben oft genug darüber gestritten. Deine Vorstellung von Ritterlichkeit führt dazu, dass keine Woche verstreicht, in der nicht Morde auf Befehl des Königs geschehen. Das kannst du dulden. Du opferst diese Menschen deinem Kodex der Ritterlichkeit.
»Gehst du deshalb?«
    Nein, Junge. Die Zeit ist einfach gekommen … Tjured hat andere Aufgaben für mich. Es war eine gute Zeit mit dir. Ich werde dich immer in Erinnerung behalten.
    »Ich werde Cabezan töten!« Jetzt hatte er alle Vorsicht fahren lassen. Sie waren zwar allein im Stall, aber man konnte nie wissen, wer lauschte.
    Ich weiß. Du musst es tun. Oder er wird einen Weg finden, dich zu töten. Er wird es nicht lange ertragen, dass es einen Mann wie dich in seinem Königreich gibt. Nur einen Rat möchte ich dir noch geben. Sei darauf vorbereitet, dass er deine Ritterlichkeit gegen dich nutzen wird. Sei vorsichtig! Er ist ein alter, kranker Mann. Aber er ist immer noch gefährlich.
    Adrien legte den Striegel zur Seite. Sein Gesicht wirkte hart und verschlossen. So wie er immer aussah, wenn er seine Gefühle um jeden Preis verbergen wollte. Doch seine Stimme beherrschte er nicht. »Ich werde dich vermissen«, sagte er traurig.
    Der Kleine schaffte es tatsächlich, dass er gerührt war. Er hatte viel zu viel Zeit mit ihm verbracht. Er war ihm ans Herz gewachsen. Vor so etwas sollte er sich hüten! Menschen lebten zu kurz, um sich auf Gefühle für sie einzulassen. Adrien hatte seine Sache gut gemacht. Das war es. Der Ritterorden war gegründet. Die Aufgabe des Jungen war erfüllt. Der Tyrannenmord wäre noch ein schöner Paukenschlag gewesen, aber Adrien musste es nicht mehr tun, um als der heilige Michel Sarti in die Geschichte der Tjuredkirche einzugehen.
    Jules trat aus dem Stall. Frei! Wie sehr hatte er das vermisst. Vier Jahre war er jetzt ein Pferd gewesen. Das war genug! Auch wenn er den Jungen mochte und einigen Spaß in dieser Rolle gehabt hatte.
    Ich bin nicht gut darin, Abschied zu nehmen. Lebe wohl, Adrien. Und pass auf dich auf, wenn du kein Pferd mehr hast, das dir den Rücken freihält.
    Der Junge umarmte ihn! Das durfte doch nicht wahr sein. Er scherte sich nicht darum, wie er vom Gasthaus angestarrt wurde! »Lebe wohl, weißer Donner. Ich werde unsere Gespräche vermissen.«
    Du solltest aufhören, in aller Öffentlichkeit mit einem Pferd zu reden. Das ist selbst für einen Beinahe-Heiligen ein seltsames Verhalten. Und ja … Ich werde die Gespräche mit dir idealistischem Dickkopf auch vermissen.
    Jules wandte sich ab und preschte die winterliche Landstraße entlang. Er wunderte sich über seine Gefühle. Er vermisste den Jungen schon jetzt. Es war höchste Zeit, dass er sich um andere Dinge kümmerte. Für solchen sentimentalen Unsinn gab es keinen Platz in seinem Leben!

DER KÖNIGSMACHER
    Anderan kam als Letzter in den Versammlungsraum der Kommandanten, jenes inneren Zirkels von Getreuen, die Elija um sich versammelt hatte. Von den alten Kommandanten aus der Zeit des Kampfes gegen die Elfen war nur noch eine Handvoll verblieben. Die meisten waren, so wie er, erst später erwählt worden. Er war hier, weil er Elija einst gegen den Shi-Handan verteidigt hatte. So lange Jahre hatte er sich mit Begeisterung der Aufgabe verschrieben gehabt, der Welt eine neue, bessere Ordnung zu geben. Doch jetzt war er zutiefst ernüchtert. Gestern erst war er aus Feylanviek zurückgekehrt. Der Frost hatte ihn zwei Finger und drei Zehen gekostet. Und er hatte noch Glück gehabt, dass der jüngere Kobold sich Soltons Vorschlag, ihn im Kanal zu ertränken, entschieden widersetzt hatte.
    Anderan nahm auf dem letzten noch freien Stuhl Platz. Er saß neben dem Neuen. Dem Bruder Elijas. Er hatte seit gestern einiges über diesen jungen Lutin zu hören bekommen. Wie es schien, war er über lange Zeit in Gesellschaft Emerelles gewesen. Er hatte die gefallene Königin getäuscht und ausspioniert. Wenn es stimmte, was er sagte, hatte sie keinerlei Ambitionen, ihren Thron zurückzuerobern.
    Elija erhob sich von seinem Sitz. Die leisen Gespräche der Kommandanten verstummten. Doch statt Elija sahen sie alle ihn an. Was ging hier vor?
    »Brüder und Schwestern, gestern hat der Kronrat über die Fürsten entschieden, die zur Königswahl aufgerufen werden. Auch wurden die Richtlinien festgelegt, nach denen die Wahl abgehalten werden kann. Seit Wochen war dies immer wieder das Thema

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