Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
kamen sie. Männer und Frauen, die noch vor ein paar Tagen auf dem Apfelfest mit ihr gefeiert hatten.« Der Alte schüttelte den Kopf. »Sie waren wie verrückt. Olav hat sie angeführt. Sie glaubten, sie habe sich noch immer in ihrem Haus eingeschlossen. Dann haben die Dreckschweine Fackeln auf das Dach geworfen. Als das Haus lichterloh brannte, haben sie es mit der Angst zu tun bekommen. Nur Olav blieb. Ich glaube, dieses Aasgesicht wartete auf die Todesschreie aus dem Haus. Ich hab ihn niedergemacht. Dann hatte keiner mehr Lust, zu bleiben. Sie sind fortgelaufen …« Lambi nahm eine Fackel. »Komm, du Göttergeschenk!«
    Emerelle musste lächeln. Götte
rgeschenk w
ar sie all den Jahrhunderten, die sie nun schon lebte, noch nie genannt worden.
    Der Menschensohn führte sie eine kurze Treppe hinab in einen Tunnel, der so niedrig war, dass selbst sie halb geduckt gehen musste. Nach ein paar Schritt erreichten sie eine grob gezimmerte Tür. Sie war verzogen und öffnete sich nur widerwillig. Dahinter lag eine Kammer, in der etliche Schinken aufgehängt waren. Fässer drängten sich an einer Wand. Auf Säcken waren Felle ausgebreitet worden. Ein junges weißhaariges Mädchen lag nackt hingestreckt. Ihr Leib war ausgezehrt. Emerelle sah die Wundmale an der Leiste und unter einer Achsel. Es stank nach Eiter und Schweiß in der kleinen Kammer.
    Eine Frau mit zerzaustem roten Haar kauerte am Lager des Mädchens. Sie war völlig apathisch. Immerzu tupfte sie mit einem feuchten Tuch über den Leib des Kindes. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass jemand in die Kammer getreten war.
    Emerelle ging zu ihr und legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. »Lass mich ihr helfen.«
    Jetzt endlich blickte die Frau zu ihr auf. Erstes Grau schimmerte in ihrem Haar. Dunkle Ringe lagen unter ihren Augen, und in die Mundwinkel hatten sich tiefe Falten gegraben. Emerelle war erschüttert, zu sehen, wie schnell die Menschenkinder verfielen. »Kadlin?«
    Die Frau starrte sie ungläubig an. Tränen rannen ihr über das Gesicht. Emerelle spürte, dass auch die Königin von der Pest befallen war.
    »Du …« Kadlin schüttelte den Kopf. »Du bist gekommen.« Sie ergriff den Saum von Emerelles Kleid und vergrub ihr Gesicht in dem weichen Leder. »Endlich. Luth, du hast mich erhört. Endlich …«
    Emerelle kniete sich neben das Lager. Vorsichtig legte sie eine Hand auf die Brust des Mädchens. Die Kleine war ganz kalt. Sie lag im Sterben. Die Seuche hatte sie all ihrer Kräfte beraubt. Ihr Herz schlug nur noch unregelmäßig und schwach.
    Das Mädchen schlug die Augen auf und sah sie an. Sie hatte die Augen ihrer Mutter.
    Elodia faltete den Brief zusammen und legte ihn in die kleine Schachtel aus Holzspänen, die sie unter ihrem Bett verwahrte. Sie hatte ihn dreimal gelesen. Die Handschrift Balduins war fahrig geworden. Sie hatte nicht mehr dieselbe Kraft wie früher. Das Siegel des Königs war in das dunkelrote Siegelwachs gedrückt. Auch wenn sie Ungeheuerliches verlangten, konnte es keinen Zweifel geben, dass es der Wille des Königs war. Eine Sache war bemerkenswert. Sie hatte das Gefühl, dass der Brief noch einmal geöffnet worden war, nachdem der König ihn gesiegelt hatte. Unter das Siegel war noch eine letzte Zeile hinzugefügt worden. R
ette dein Leben.
    Einen Augenblick erwog sie, das Schreiben der Oberin zu zeigen, doch dann verwarf sie es wieder. Es war nicht üblich, dass die Priesterinnen des Refugiums die Befehle des Königs mit der Oberin besprachen.
    Es war der erste Brief, den sie seit der Nachricht vom Tod ihres Bruders erhalten hatte. Sie hatte gewagt, sich der Hoffnung hinzugeben, dass sie das Refugium nie mehr verlassen müsste.
    Elodia schloss die Augen. Sie war müde. Manchmal fragte sie sich, ob es wohl eine Krankheit war. Seit sie aus den Wäldern Drusnas zurückgekehrt war, war sie immerzu erschöpft, ganz gleich, wie lange sie schlief. Es fiel ihr schwer, selbst die wenigen Aufgaben, die ihr im Refugium oblagen, gewissenhaft zu erledigen. Alles, was sie getan hatte, hatte sie für ihren Bruder getan. Seit seinem Tod war ihr Leben leer. Manchmal fragte sie sich, ob es die Strafe Tjureds für ihre Bluttaten war, doch das konnte nicht sein. Sie hatte nur Heiden getötet! Aber dieser neue Auftrag … Wenn sie ihn ausführte, wäre sie eine Verdammte, und wenn sie sich weigerte, dann war sie eine Verräterin. Sie hatte schon von dem weißen Ritter gehört. Wohl jeder in Fargon hatte von ihm gehört. Sie hatte den Fürsten

Weitere Kostenlose Bücher