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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Ich konnte niemanden finden, aber ich fühle mich ständig beobachtet. Und sieh dir den Himmel an! Jetzt ist es Nacht! Die Zeit verläuft hier schneller. Oder unser Leben verrinnt schneller. Und du bist so geschwächt. Ganz ohne Kraft. Selbst der Albenstein vermag dir nicht zu helfen. Lass uns gehen, sobald die Sonne wieder am Himmel steht. Lass uns flüchten, solange wir es noch können!« »Ich muss ihn finden …«
    »Du verstehst nicht. Unser Wille ist hier oben ohne Bedeutung. Du bist hier wie eine Schneeflocke im Sturmwind. Hier ist es nicht mehr unsere Entscheidung, wohin unser Weg führt. Nichts, was wir für gegeben halten, hat hier noch Bestand. Blick zum Himmel hinauf! Die Sterne wandern schneller, als sie es sollten. Wenn man zwischen den Felsen herumirrt, hat man das Gefühl, dass man bestimmte Orte auf dem Gipfel nicht erreichen kann. Man geht darauf zu, und plötzlich ist man an einer anderen Stelle. Man blickt sich um, und der Platz, zu dem man wollte, liegt auf einmal hinter einem, ohne dass man daran vorbeigegangen wäre!«
    Jedes seiner Worte bestärkte Emerelle in ihrer Überzeugung, dass die Alben hier sein mussten. Ebenso wie der seltsame hölzerne Rumpf, der nicht weit entfernt zwischen den Felsen lag. »Ist es ein Schiff, das hier auf dem Berg liegt?«
    Melvyn rückte ein wenig näher zu ihr. »Nein«, flüsterte der Elf. »Erst dachte ich das auch, wobei es schon seltsam genug wäre, ein Schiff am Gipfel eines Bergs vorzufinden. Aber es ist etwas anderes … Es hat zu viele Masten. Das war das Erste, was mir aufgefallen ist.« Seine Stimme lag jetzt zwischen Verzweiflung und Entsetzen. »Viel zu viele Masten! Sie standen nicht nur auf dem Deck. Sie müssen auch seitlich aus dem Rumpf gewachsen sein und sogar unten im Kiel gab es Masten. Und auf dem Rumpf scheinen große Halbkugeln aus Glas gesessen zu haben.«
    Emerelle schloss die Augen. Bilder aus längst vergangener Zeit stiegen aus ihrer Erinnerung auf. Bilder ihrer Kindheit und Jugend. Und ein Name. Blaue
r Stern
hatten sie es genannt. Das Schiff des Sängers. Es hatte blaue Segel getragen. Sein Schiff war durch die Lüfte gefahren. Bunte Glaskuppeln schimmerten im Sonnenlicht, wenn es über den Himmel glitt. Als Kind hatte sie sich gewünscht, einmal an Bord dieses Schiffes zu sein, wenn es mit einer Eskorte aus Drachen über den Himmel zog. Sie dachte an die wenigen Gelegenheiten, bei denen sie die Alben von fern gesehen hatte. Sie waren so unnahbar gewesen. Sie sprachen auch nicht mit ihren Kindern. Es hatte geheißen, sie sahen einen einfach nur an, und man wusste mit aller Klarheit, was sie wollten. Es war ein Verstehen jenseits von Worten, die Gedanken stets verfälschten, weil sie ein unvollkommenes Mittel waren, sie auszudrücken.
    Die Alben hatten ihnen auch nie ihre Namen genannt. Emerelle kannte Märchen, in denen es hieß, wer den wahren Namen eines Alben erfahre, der werde Macht über ihn gewinnen. Alle Namen, die man ihnen gegeben hatte, hatten ihre Kinder ersonnen. So wie den Namen des Schiffes, Blau
er Stern. Od
er den Namen jenes Alben, der darauf über den Himmel reiste. Der Sänger. »Kannst du mich tragen, Melvyn?«
    Ihr Gefährte sah sie verzweifelt an. »Ja«, sagte er schließlich. »Aber es gibt hier nichts zu finden.«
    »Weck mich, wenn die Sonne aufgeht.« Sie schloss die Augen. Bald war sie in einem seltsamen Traum gefangen. Da war ein Kind. Es streckte die Hand nach ihr aus. »Emerelle!« Widerwillig blinzelte sie. Helles Licht brannte. Das Feuer war verloschen. Melvyn ragte vor ihr auf. Die Sonne stand wieder hoch am Himmel. Dabei hatte sie das Gefühl, dass sie gerade erst eingeschlafen war.
    Der Maurawan hob sie auf die Arme wie ein Kind. »Du hast unruhig geschlafen.«
    Sie sah sich um. Alles erschien ihr in überdeutlicher Klarheit. Der Himmel war wolkenlos und der Berggipfel in goldenes Licht getaucht.
    Melvyn trug sie in weitem Bogen um einen gebrochenen Mast. Feine Seidentaue schlängelten sich zwischen Felsen. Zerknülltes Segeltuch bildete blaue Nester. Sie umrundeten einen Felsen, der wie ein mächtiger, steinerner Dorn in den Himmel stieß. Jetzt konnte man den Rumpf besser sehen, die verschlungenen goldenen Linien, das Schnitzwerk.
    Zersplittertes Glas knirschte unter Melvyns Schritten. Der Rumpf war fast auf ganzer Länge aufgerissen. Als sei er mit großer Geschwindigkeit auf ein Kliff aufgelaufen und dann auf den Berggipfel geschleudert worden.
    Es hatte geheißen, der Sänger sei der Älteste

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