Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
der Alben. Ihr Anführer. Emerelle dacht an den Orakelspruch, den Samur ihr unter die Haut gestochen hatte. Auf
dem Alben
haupt ruht der Alben Haupt. F
alrach hatte das verdrehte Orakelprosa genannt. Abe vielleicht war er ganz wörtlich zu nehmen. Vielleicht schlief der Sänger dort in seine gestrandeten Schiff.
»Spürst du das?« Melvyn flüsterte wieder.
»Was?«
»Jemand beobachtet uns?« »Von wo?«
»Leise«, zischte der Maurawan. »Ich kann es nicht genau sagen. Aber er ist da. Ich spüre es genau.«
Emerelle sah sich um. Niemand war zu entdecken. Und sie spürte auch nichts. Es war seine Angst, die Melvyn zusetzte. Oder hatte er doch Recht? Sie sah sich erneut um. Der Gipfel war zerklüftet. Überall lagen Schiffstrümmer. Jemand schien Möbel aus dem Rumpf herausgetragen zu haben. Teilweise waren sie mit Segelfetzen verhüllt. Es wäre leicht, sich hier zu verstecken. Aber warum sollte der Sänger das tun? Er hatte doch nichts von ihnen zu befürchten! »Wir müssen in das Schiff hinein!«
»Das geht nicht«, protestierte der Maurawan.
»Geh!«, befahl sie harsch. Sie konnte spüren, wie er seine Armmuskeln anspannte. »Bitte«, fügte sie versöhnlich hinzu. »Ich muss ihn finden. Da vorne, wo die Spanten aus dem aufgerissenen Rumpf ragen, da müssen wir es versuchen.«
Melvyn sagte nichts mehr. Er ging auf das Schiff zu. Plötzlich waren sie zwischen Felsen. Vor ihnen war ein Tuch als Sonnensegel aufgespannt. Darunter stand in einer Felsnische ein hochlehniger Stuhl. Ein Bein war abgebrochen und notdürftig durch eine Planke ersetzt worden. Ein Umhang war zwischen die Lehnen drapiert. Er verdeckte etwas. Ein schmaler, silberner Rand ragte unter dem Stoff hervor. Ein Schüsselrand? Die Form hatte Ähnlichkeit mit der Silberschüssel in ihrem Thronsaal. Emerelle blickte über Melvyns Schulter. Der Schiffsrumpf lag jetzt hinter ihnen. »Wie ich es dir gesagt hatte.« In Melvyns Stimme lag kein Triumph. Er klang müde. »An diesem Ort war ich allerdings noch nicht.«
Über den Rand der Silberschüssel rann Blut. Etwas lag in der Schüssel! Verhüllt von dem Tuch. Emerelle keuchte auf. »Bring mich zu dem Stuhl!« »Ich sehe keinen Stuhl.«
Sie bäumte sich in Melvyns Armen auf. »Der Stuhl da vorne! Unter dem Segel. Es sind doch nur drei Schritt.«
»Ich sehe keinen Stuhl«, beharrte er stur. »Da liegt ein Kissen zwischen den Felsen. E ist schmutzig.«
»Dann bring mich zu dem Kissen!«
Er machte einen Schritt. Eisiger Wind peitschte ihnen ins Gesicht. Sie standen auf einem weiten Schneefeld.
Verzweifelt sah sich Emerelle um. Hinter ihnen erhob sich ein Felsen wie ein Turm. Sie waren dort, wo die Adler sie abgesetzt hatten. Es war alles vergebens gewesen. Ein Grollen ließ Melvyn herumfahren. Weit oben am Hang löste sich der Schnee. Der Maurawan fluchte. Dann begann er zu laufen.
DER SPIELER
Falrach drehte unschlüssig die kleine Spielfigur, die Emerelle darstellte, zwischen den Fingern. Wo sie wohl war? Er setzte die Figur am Rand des Falrach-Tischs ab. Wo immer sie auch steckte, sie war nicht im Spiel!
Er nahm noch einmal die abgegriffene Liste, die der Kobold ihm hatte zuspielen lassen. Anfangs war er sehr skeptisch gewesen. Das war zu gut, um wahr zu sein. Ihre Spitzel hatten inzwischen die Geschütze rings um den Hafen ausfindig gemacht. Alle zwölf standen exakt an den Stellen, die benannt waren. Schwieriger war es, zu beurteilen, ob die Liste mit den Fürsten, die zur Kronwahl bestimmt werden sollten, auch der Wahrheit entsprach. Das würde sich erst zeigen, wenn sie sich auf der Prunkbarkasse versammelten. Er hatte lange gezögert. Alvias, Nestheus und Katander! Das klang zu unglaubwürdig. Warum sollten sie geschworene Feinde des Trollkönigs zur Königswahl berufen?
In dem Brief war ausführlich dargelegt, welche Pläne Elija verfolgte. Dennoch erschie es ihm unglaubwürdig … Er verschob einige der Figuren auf dem Spieltisch. Es sa schlecht für sie aus. Ihre Gegner waren viel stärker.
»Und, mein Fürst?«
Falrach blickte auf. Vor ihm stand Silwyna. Die Elfe war dunkel gewandet, ihr Gesicht bemalt. Sie führte das Wort für alle Maurawan, die auf der Lichtung versammelt waren.
»Heute Nacht gehen die ersten zehn«, entschied er. »Du wählst sie aus.«
»Wie du befiehlst, mein Fürst.« Sie grinste unverschämt. Vor sieben Wochen hatten die Maurawan ihn zum Fürsten ausgerufen. Das hieß, sie hatten die Nachricht, dass Ollowain zum Fürsten ihres Volkes gewählt worden
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