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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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war, als sähe er zwei Bilder, die sich zum Teil überlagerten, aber nicht genau zusammenpassten.
    Er nahm seinen Helm vom Sattel und setzte ihn auf. Er hatte Sorge, dass man ihm schon ansehen konnte, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Er dachte daran, was Elodia über sein Lächeln gesagt hatte.
    Es fiel ihm schwer, den Helm zu verschließen. Die Fingerspitzen seiner rechten Hand waren gefühllos. Das Gift schien schneller zu wirken, als Elodia gesagt hatte. Er drehte sich im Sattel um. Er glaubte, sie vor der Hütte zu sehen. Aber sicher war er sich nicht. Die Reihen der Rebstöcke verschoben sich gegeneinander.
    Er presste fest die Augen zusammen und ließ die Zügel locker. Sein Pferd würde den Weg schon finden. Müde lauschte er auf den Hufschlag. Zum ersten Mal überkam ihn Angst. Jäh wie ein plötzlicher Wolkenbruch. Er wollte noch nicht sterben! Nicht jetzt, wo er sein Glück gefunden hatte! »Seid ihr Michel Sarti?«
    Er öffnete die Augen. Helle Lichtpunkte tanzten vor ihm. Undeutlich sah er einen Wachposten mit einem Speer. Er hatte den Palast erreicht. »Ja«, brachte er mit Mühen hervor. Er hatte nach dem Wort suchen müssen. Nach so einem einfachen Wort!
    Der Krieger ließ ihn passieren. Es war ein junger Mann. Adrien glaubte ihn etwas vom Zorn Tjureds murmeln zu hören, aber er war sich nicht sicher. Er ritt auf den weiten Hof und ließ sich aus dem Sattel gleiten.
    Ein Krieger kam auf ihn zugelaufen. Das Gesicht kam ihm bekannt vor. Er blinzelte. Ja, er hatte den Kerl schon mal gesehen … Aber sein Gedächtnis versagte. Er sollte den Namen wissen.
    Der Krieger hatte graue Locken. Sein Gesicht war glatt rasiert. Er trug einen polierten Schuppenpanzer, der rötlich im Abendlicht schimmerte. Ein Umhang mit goldener Schließe verriet, dass er wohl von Adel war.
    »Der Hauptmann …« Wie nannte man dieses Haus des Königs auch gleich? Das Wort war Adrien entfallen. Der Kerl musste der Hauptmann vom Königshaus sein. Sein Gegenüber lächelte. »Ja, ich sehe, Ihr erinnert Euch. Ich bin Raoul Deleau. Hauptmann der Stadtwache von Nantour. Wir sind uns schon einmal begegnet.« Jetzt sah er den Tag wieder klar vor sich. »Ihr habt mich freundlich plaudernd aus der Stadt geleitet, weil Ihr befürchtet habt, ich könnte Ärger machen.« Er hatte ein Gefühl, als habe sich etwas in seinem Kopf bewegt. Der Druck und der Schmerz hatten plötzlich nachgelassen. »Ihr seid ein berühmter Mann geworden.«
    »Und Ihr seid der Hauptmann der königlich …« Nein, das Wort für das Königshaus war immer noch aus seinem Gedächtnis gelöscht. » … der königlichen Haustruppe.« »Ein zweifelhafte Ehre.« Plötzlich wirkte der alte Krieger angespannt.
    »Und? Werdet Ihr mich nun freundlich plaudernd durch das Tor geleiten, damit ich keinen Ärger mache?«
    »Seid Ihr denn hier, um Ärger zu machen?« Der Hauptmann sah ihn durchdringend an. Etwas erschien Adrien seltsam an diesem Blick.
    »Wenn ich Euch darauf eine ehrliche Antwort gäbe, müssten wir wohl beide die Schwerter ziehen.«
    »Dann würde ich vorschlagen, wir reden über etwas Unverfänglicheres. Vielleicht das Wetter? Ein wunderbarer Tag für den Spätherbst, nicht wahr?«
    Adrien traute seinen Ohren nicht. War das eine Falle? Oder spielte ihm das Gift einen Streich? Das konnte der Hauptmann nicht wirklich gesagt haben!
    Die Krieger und Höflinge an der Hauswand waren auseinandergetreten. Alle starrten ihn an. Plötzlich kniete eine Frau nieder und erhob die Hände zum Gebet. Etliche andere taten es ihr gleich. Sogar einige der Wachen!
    Ein blauer Umhang lag auf dem Boden ausgebreitet. Darunter lugte ein Paar Stiefe hervor.
    »Werdet Ihr Euren Schild brauchen, mein Freund?«
    »Vielleicht…«, antwortete Adrien vorsichtig. Der Hauptmann musste doch ahnen, was er im Sinn hatte.
    Raoul reichte ihm den großen Rundschild mit dem Wappen des Aschenbaums. Er war schwer! Adrien schob den Arm durch den Schildriemen. Seine Hand schloss sich um den hölzernen Griff. »Was geht hier vor sich?«
    Der Hauptmann deutete in Richtung des Menschenauflaufs. »Balduin, der alte Hofmeister, ist aus dem Fenster gestürzt. Jeder hier im Palast mochte ihn. Es gibt hier wohl keinen, dem Balduin nicht schon einen Gefallen getan hatte. Er war die gute Seele des Palastes. Was rede ich … des ganzen Königreichs!« »Er könnte sich zu weit aus dem Fenster gebeugt haben …«
    Raoul lachte zynisch. »Ein Unfall? Nein, in diesem Palast fällt man nicht versehentlich aus dem Fenster.

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