Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
möchte ich zwei neue Fürsten als Ersatz vorschlagen. Herzog Growak vom Blutberg und Herzog Orgrim von der Nachtzinne.« Skanga tastete nach dem Albenstein, den sie zwischen ihren Amuletten verborgen trug, und legte die Macht der Furcht in ihre Worte. »Möchte jemand dagegen etwas einwenden?«
Sie sah, wie sich die Auren der Anwesenden wandelten. Selbst bei Ollowain entdeckte sie eine Spur Blau.
»So hat der Kronrat nun also einstimmig beschlossen, zwei neue Fürsten zur Königswahl zuzulassen. Möge die Wahl beginnen!« Gilmarak trat an ihre Seite. »Danke«, flüsterte er ihr zu.
Skanga seufzte. Könige bedankten sich nicht! Später am Abend, wenn ihnen niemand zuhörte, würde sie ihn zurechtweisen. »Bleib hier und sei unbesorgt! Zeige ihnen Macht und Würde!«
Das Raunen, das ihr vorhin schon aufgefallen war, hatte nun den Hafen erreicht. Immer mehr der Feiernden dort unten riefen einen Namen. Ihren Namen. Emerelle! Atemlose Stille lag über der Prunkbarkasse. Skanga blickte über den Hafen. Diese Aura war unverwechselbar. Ein weißgoldenes Licht, so stark, dass es in ihren blinden Augen schmerzte. Aber sie kam zu spät! Sie schwebte über der Menge. Wahrscheinlich saß sie auf einem Pferd.
Sie kam zu spät, sagte sich Skanga noch einmal. »Die Königswahl kann beginnen!«
»Emerelle! Emerelle!«, erklang ein tausendfacher Ruf. Warum jubelte das Volk ihr zu? Sie war jahrelang einfach verschwunden gewesen!
»Nestheus!« Skanga legte erneut Magie in ihre Stimme, um das Lärmen zu übertönen. »Ich stimme gegen Gilmarak!«, sagte der Kentaur laut und deutlich.
»Sie sieht eindrucksvoll aus«, flüsterte Birga ihr ins Ohr. »Sie trägt ein Kleid aus Schmetterlingen und lebendem Licht. So etwas habe ich noch nie gesehen.« Billige Tricks, mit denen Emerelle den Pöbel beeindruckte, dachte Skanga ärgerlich. Das könnte sie auch, wenn sie es nur wollte. Aber es war erbärmlich, sich derart anzubiedern! »Snaif vom Mordstein!«, rief sie. »Für Gilmarak«, sagte der Trollherzog mit tiefer Stimme. Plötzlich verebbte der Jubel.
»Sie hat nur die Arme ausgebreitet, und sie schweigen«, flüsterte Birga.
»Fauler Zauber«, zischte Skanga ärgerlich.
»Nein, ich glaube nicht, dass sie zaubert.«
Stille lag über dem Hafen. Skanga sah, wie die Wachen am Aufgang zum Schif ehrfürchtig vor Emerelle zurückwichen. Sie konnte die Elfe nicht ansehen, so seh brannte das Licht ihrer Aura in ihren Augen. Jetzt hatte wohl jeder den Eindruck, das sie vor Emerelle das Haupt beugte, dachte sie wütend.
»Katander, Fürst von Uttika.«
»Ich stimme gegen den Troll Gilmarak.«
Die Stimmen waren nun deutlich zu hören. Wie weit sie wohl über den Hafen hinaus trugen? Die Menge blickte mit angehaltenem Atem auf das Schiff.
Emerelle stellte sich schweigend neben Ollowain. Wohin auch sonst! Verwundert betrachtete Skanga die Aura des Elfen. Er wirkte überrascht. Was hatte das alles zu bedeuten?
»Derg, Herzog der Wolfsgrube!«
»Für Gilmarak, meinen König!«
Skanga blickte wieder zu Emerelle. »Du weißt, dass es verboten ist, den freien Willen der Fürsten durch Magie zu beeinflussen.«
»Sie neigt ihr Haupt vor dir«, flüsterte Birga. Ein Raunen ging durch die Menge auf den Kais. »Das sah ganz so aus, als wolle sie sich dir unterwerfen, Skanga.« Das würde sie niemals tun, dachte die alte Schamanin. Aber jetzt war wichtiger, was das Volk dachte. »Alvias!« Was für ein Fürst war er auch gleich? Egal… »Ich stimme gegen die Barbarei und somit gegen Gilmarak.«
Skanga spürte, wie sich der Trollkönig neben ihr spannte. »Ruhig, lass dich nicht von Emerelles Speichellecker erzürnen.«
»Growak, Herzog vom Blutberg!« »Für Gilmarak, den Drachentöter!«
Etwas zu viel des Guten, dachte Skanga. Aber Growak war noch nie der Hellste gewesen. Einen Gelgerok zu erlegen, war keine Kleinigkeit. Aber Drachen waren doch etwas anderes! Nun gab es also drei Stimmen für Gilmarak und drei gegen ihn. Skanga blickte zu Orgrim und lächelte. Die Sache war entschieden. »Orgrim, Herzog der Nachtzinne. Deine Stimme!«
LETZTE PEILUNG
Madrog peilte über sein Geschütz. Ganz deutlich konnte er ihren Kopf sehen! Und sie bewegten sich fast gar nicht. Er dachte an die zerplatzte Melone. Schade, dass er nicht sehen könnte, wie es geschah. Für diejenigen, die in ihrer Nähe standen, würde es gewiss ein unvergessliches Erlebnis.
Er kniete nieder und nahm jede einzelne der verbliebenen Steinkugeln in die Hand. Er entschied
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