Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
machen lassen. Sie sah zu den ordentlich geschichteten Haufen aus Steinkugeln. Wer immer den Transport hierher organisiert hatte, er hatte dafür gesorgt, dass reichlich Munition vorhanden war. »Silwyna!« Sie sah sich das Papier an. Fenryl deutete auf die letzte Zeile.
»… bestätige ich hiermit die Leihgabe von dreizehn Torsionsgeschützen an den Hafen von Vahan Calyd.«
»Dreizehn! Es muss noch irgendwo eins geben. Eins, von dem wir nichts wissen! Eins, das den Ausgang der Königswahl mit einem einzigen Hebelruck verändern kann. Falrach ist in höchster Gefahr!«
Silwyna trat ans nächste Fenster. Ohne auf ihre Deckung zu achten, blickte sie auf das weite Hafenrund. Sechs Palasttürme lagen in einer Entfernung zur Prunkbarkasse, die einen zielsicheren Schuss erlaubte. Es gab Hunderte von Fenstern, hintern denen sich das Geschütz verbergen konnte. Ganz zu schweigen von den Terrassen und Baikonen. Dutzende Häuser waren hoch genug, dass man das Geschütz auf ihr Dach hätte stellen können. Allein auf den ersten Blick sah sie sieben Schiffe, die die Prunkbarkasse überragten und ein freies Schussfeld auf ihr Deck hatten.
Ein Armbrustbolzen verfehlte sie um Armeslänge und schlug in die Rückwand des Saals ein. Sie duckte sich und betrachtete weiter den Hafen. »Was sollen wir tun?«, drängte Fenryl.
»Ruhe bewahren und gut nachdenken.« Wo würde sie das Geschütz aufstellen, wenn sie ganz sicher sein wollte, dass es nicht entdeckt wurde?
KÖNIGSWAHL
Skanga hörte den Tumult und trat an die Reling. Die wogenden Auren von Hunderte Schaulustigen im Hafen vereinigten sich einem vielfarbigen Leuchten ohne Konturen.
Sie musste den Blick abwenden.
»Da unten steht Ollowain«, flüsterte Birga ihr ins Ohr.
»Das kann nicht sein«, fuhr sie ihre Schülerin an. »Das ist …« Sie musste sich selbst überzeugen. »Er soll hochkommen!«
Birga rief den Wachposten etwas zu. Augenblicke später war der Elf an Bord. »Alvias und die beiden Kentauren starren ihn an.«
Skanga blickte zu den drei Fürsten. In ihren Auren spiegelte sich Überraschung. Die Ankunft des Elfen war also zumindest nicht Teil eines Komplotts, in das die drei mit verwickelt wären.
»Ollowain«, sagte sie forschend. Etwas an der Aura des Elfen war seltsam. Sie wa durch ein leichtes Flackern gestört. Als sei da noch ein zweites Licht, das durch di kraftvolle Ausstrahlung des Elfen überlagert wurde.
»Was willst du hier?«
»Der Königswahl beiwohnen.«
Nicht die kleinste Spur vom Blau der Furcht zeigte sich in dem Licht, das ihn umgab. »Er ist unbewaffnet, wie es scheint«, flüsterte Birga ihr zu. Manchmal war ihre Schülerin in der Tat nützlich!
Skanga hatte davon gehört, dass die Maurawan ihn zu ihrem Fürsten gemacht hatten. Zunächst war sie darüber verwundert gewesen. Aber jetzt lag klar auf der Hand, was er vorhatte. »Du machst dir Hoffnungen, König von Albenmark zu werden?« »Zunächst einmal bin ich nur Gast bei der Königswahl«, entgegnete er höflich. Die Schamanin blickte zu der Festtafel. Alle waren zugegen. Nur die beiden verdammten Kobolde fehlten noch! Wo steckten sie nur? In der Ferne erklangen Rufe. Ein Name. Er war nur undeutlich zu hören. »Siehst du die Kobolde?«
Birga streckte sich. Sie ließ sich Zeit mit der Antwort. »Nein, Herrin«, sagte sie schließlich.
Die Schamanin massierte mit Daumen und Zeigefinger ihre blinden Augen. Was ging da vor sich? Waren die beiden abgefangen worden, um der Wahl einen anderen Verlauf zu geben? Sie hatte so etwas befürchtet. Sie hätte niemals zustimmen dürfen, dass Feinde Gilmaraks zu den Fürsten gehörten, die über die Wiederwahl des Königs entschieden. Sie blickte über das Deck. »Alle anderen sind da?«
»Ja«, entgegnete Birga. »Nur der Fuchskopf und der Herr der Wasser fehlen.« Damit war der gesamte Kronrat versammelt. Sie konnte das Blatt noch wenden. »Als Sprecherin des Kronrates möchte ich vorschlagen, Elija Glops und Anderan von Vahan Calyd das Stimmrecht für die Königswahl zu entreißen, da sie immer noch nicht hier sind. Will dem jemand widersprechen?«
Sie sah Ärger und Sorge in den Auren der anwesenden Kobolde. Aber niemand erhob seine Stimme gegen sie. Ollowain schien immer noch ganz gelassen. In Gilmaraks Aura hingegen spiegelte sich seine Sorge. Er stand ein Stück entfernt von ihr am Kopf der großen Tafel. Alle verharrten in feierlicher Starre und erwarteten, dass die Königswahl begann.
»Da die Wahl noch nicht begonnen hat,
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