Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
Trolls war ihm das egal.
Skanga hatte nach Kopfgeldjägern, Fährtensuchern und anderen Lutin geschickt, um die Spur der beiden flüchtigen Elfen aufzunehmen. Doch ihn hatte sie als Allerersten von der Kette gelassen. Auch wenn der große Zeh seines Leibwächters Madra massiger war als seine Faust, würde er, Nikodemus Glops, es allen zeigen. Er war ein Held, das hatte er schon immer gewusst. Leider hatten ihm die Schlachten im Windland wenig Gelegenheit geboten, dies zu beweisen. Aber jetzt war seine Stunde gekommen!
Sie schritten einen sanften Hügel hinab. Es war ein strahlender Sonnentag. Das Licht brach sich blendend auf dem frischen Schnee. Der Himmel spannte sich in makellosem Blau über ihnen. Nur in der Ferne zogen einige einzelne weiße Wolken dahin.
Am Fuß des Hügels lag der Albenstern. Deutlich spürte Nikodemus die Macht des Ortes, auch wenn es nur ein minderer Stern war. Vier Wege kreuzten sich hier. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, diesen Ort zu markieren. Wer in die Nähe Feylanvieks reiste, der nutzte die beiden größeren Sterne.
»Hier sind unsere beiden Mörder geflohen«, sagte Nikodemus überzeugt.
Der Troll sah ihn an. Was er wohl dachte? Seine Miene blieb reglos. Trolle! »Dein Schwanz sieht merkwürdig aus. Bist du krank?«
Es war zum Aus-dem-Fell-Fahren! »Was interessiert dich meine Rute! Ich sagte, di Elfen sind von hier geflohen!« Er stampfte mit dem Fuß in den Schnee, dort, wo sic die vier Albenpfade kreuzten, auch wenn für einen Troll ohne jegliches Gespür fü Magie dort nichts zu sehen war. »Hier ist es!«
»Warum?«
»Weil es unlogisch ist, Madra!«
Der Troll legte die Stirn in Falten. Dabei bleckte er die Zähne, was ein überaus beunruhigender Anblick war. »Was?« »Es ist dumm, Madra. Unlogisch heißt so viel wie dumm.«
»Du glaubst, Elfen sind dumm.« Die Stimme des Trolls klang, als rieben große Felsbrocken aneinander.
»Nein, sie sind sehr schlau. Sieh doch, sie werden damit rechnen, dass wir vermuten, sie würden diesen Weg nehmen. Also hätten sie dann doch einen der großen Albensterne nehmen müssen. Und weil sie überzeugt sind, dass wir zu eben diesem Schluss kommen, nehmen sie doch diesen hier.« Madra sagte nichts, aber an seinem Blick war deutlich abzulesen, was er dachte. »Du kannst ja zu Skanga zurücklaufen, wenn du mir nicht vertraust. Ich weiß, wie Elfen denken. Ich habe sie jahrelang studiert. Ich kenne sie!« Nikodemus kniete sich in den Schnee. Es tat gut, die Kälte zu spüren. Er hatte zu heißes Blut. Er musste sich beherrschen. Wenn er nach der Macht der Albenpfade griff, durfte ihm kein Fehler unterlaufen. Nicht jetzt! Er hielt den Atem an und ließ ihn dann ganz langsam entweichen. Dann öffnete er sich der Macht der Magie. Obwohl er die Augen geschlossen hatte, vermochte er die Pfade der Alben zu sehen. Tief in seinem Kopf.
Selbstbewusst und voller Stolz sprach er die Worte der Macht, die ihn einst Meister Gromjan gelehrt hatte. Auch wenn der Alte es nie gesagt hatte, so wusste Nikodemus doch, dass Gromjan sehr stolz auf ihn gewesen war. Er war sein bester Schüler gewesen. Nach Elija natürlich …
Ein Bogen aus Licht erwuchs aus dem Schnee. Der Lutin richtete sich auf und klopfte seine Kleider ab. Madra sah ihn mürrisch an. Oder hatte der Troll vielleicht Angst? Zumindest bleckte er nicht mehr die Zähne, und das war sehr beruhigend.
»Komm«, sagte Nikodemus und trat dicht vor die magische Pforte.
Der Troll rührte sich nicht.
»Sie sind hier entlang! Je länger wir warten, desto größer wird ihr Vorsprung. Ich würde Skanga nur ungern erzählen müssen, dass du gezögert hast. Aber du weißt ja, ihr verschweigt man nichts.«
Das hätte er besser nicht gesagt. Madra bleckte wieder die Zähne. »Woran siehst du, dass sie hier waren?«
Wie sollte man das erklären? Es war ein Gefühl. Und seinen Gefühlen konnte er meistens vertrauen. Ein anderes Gefühl warnte ihn allerdings davor, das dem Troll so offen zu sagen. »Der Pfad sieht benutzt aus. Kannst du das nicht erkennen?«
Der Troll betrachtete den Weg aus warmem, goldenem Licht. »Da ist nichts.« »Du siehst nichts, weil dir die Pfade der Magie nicht vertraut sind. Du hast ja wohl auch kein Tor gesehen, bevor ich es geöffnet habe.«
Wieder dieses erschreckende Stirnrunzeln, verbunden mit dem freien Blick auf viel zu viele, viel zu scharfe Reißzähne. »Wenn du mich betrügst, Kobold, reiße ich dir den rechten Arm aus und sorge dafür, dass du an der Wunde
Weitere Kostenlose Bücher