Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
helfen, aber er war zu stolz, um sich auf sie aufzustützen. Von Zeit zu Zeit streichelte eine erfrischende Brise sein Gesicht, und Wohlgerüche linderten seine Kopfschmerzen. Er wusste, dass es ihr Werk war. Hätte sie eine kühle Quelle aus einem der Felsen hervorbrechen lassen können? Sie hatte die Macht dazu. Aber ihm war auch klar, warum sie es nicht tat. Oblon sollte nicht wissen, dass seine Riesin auch noch zaubern konnte. Also war es an ihm, zu leiden und dabei eine gute Figur zu machen, dachte er bitter und versuchte zugleich ein Lächeln. Er wollte dem Kobold nicht das Gefühl gönnen, sich überlegen zu fühlen.
    Am späten Nachmittag führte sie Oblon in ein Bachbett hinab, das sich tief in den verdorrten Boden gegraben hatte. Es war trocken wie alles in dieser Einöde. Nur die etwas dichter stehenden, braunen Grasbüschel ließen vermuten, dass hier doch gelegentlich Wasser floss.
    In weiten Kehren stieg das Bachbett sanft an; schließlich führte ihr Weg sie in eine Felsklamm, die so eng war, dass Falrach die Wände auf beiden Seiten berühren konnte, ohne seine Arme ganz auszustrecken.
    Der Fels war von der Macht des Wassers spiegelglatt poliert. Mehr als zehn Schritt reichten die Steilwände in die Höhe. Sie zu erklimmen, war unmöglich. Kaum ein Lichtstrahl verirrte sich auf den Grund der Klamm, obwohl der Himmel über ihnen noch keine Spur von Abendrot zeigte.
    Im Zwielicht war es schwer, seinen Weg durch das Geröll am Grund der Klamm zu finden. Bei allen Mängeln, die Ollowains Körper aufwies, besaß er doch ein ausgezeichnetes Gleichgewichtsgefühl. Falrach vermutete, dass es mit dem Schwertkampf zu tun hatte. Nicht ein einziges Mal strauchelte er auf dem schwierigen Grund. Selbst Oblon war nun langsamer geworden. Obwohl er den Weg kannte, hatte auch er augenscheinlich Schwierigkeiten, auf dem trügerischen Grund einen sicheren Tritt zu finden. Nur Oblon war noch von den Kobolden übrig geblieben, die sie begleitet hatten. Selbst jene, die sich nicht mit Beutewaffen abschleppten und sie den Tag über begleitet hatten, waren weit hinter sie zurückgefallen.
    Es herrschte eine angespannte Stimmung. Die Klamm verstärkte jeden Laut. Sein Keuchen und das Scharren der Steine unter ihren Füßen.
    »Was für Trolle sind das eigentlich, mit denen ihr in Fehde liegt?«, fragte Emerelle unvermittelt. Ihre Stimme hallte dutzendfach gebrochen von den Felsen wider. »Wie sehen sie aus?«
    »Sie sind groß. Ihre Haut ist grau. Sie sind grausam«, stieß Oblon keuchend hervor, ohne in seinem Marsch innezuhalten. »Sie fordern von allen Stämmen Tribut. Warum fragst du? Gibt es in deiner Heimat keine Trolle, Riesin? Alle wissen doch, wie Trolle sind. Sie sind die Geißel Albenmarks.«
    Falrach fand die Beschreibung recht zutreffend. Aber er war zu müde, um noch irgendetwas zu sagen.
    Plötzlich hielt Oblon inne. Fast im selben Augenblick erklangen über ihnen Hörner. Falrach blickte auf. Hoch über ihren Köpfen waren am Rand der Klamm Felsbrocken zu losen Haufen geschichtet. Es war leicht, zu erkennen, welchem Zweck sie dienten. Jetzt waren sie wirklich ausgeliefert. In der engen Schlucht gab es keinen Ort, der Schutz vor dem Steinschlag liefern würde. Wie hatten sie so dumm sein können, die Kobolde für einfältige Wilde zu halten! »Würdet ihr hier ein wenig warten?«, sagte Oblon lächelnd.
    Ein Seil fiel vom Klippenrand. Er schlang es sich um den Arm und wurde mit einem Ruck nach oben gezogen. »Stürzt die Felsen hinab!« Sein Befehl hallte durch die Klamm. Dann brach der Himmel hernieder.

DER VATER
    Jules betrachtete seinen Sohn. Er lag zusammengerollt auf einem Strohsack dicht beim Feuer. Über dreißig Stunden schlief er jetzt schon. Adriens Fieber hatte nachgelassen, ohne dass er sich bemüht hatte, dem Jungen zu helfen.
    Jules war sich nicht sicher, ob der Junge besonders dumm oder außergewöhnlich stolz war. Er hatte gegraben … Die ganze Nacht hindurch und auch am folgenden Tag noch weit bis in den Mittag hinein. Jules hatte ihn beobachtet. Er hatte gesehen, wie oft der Junge gestrauchelt war, wenn er eine Schaufel der hartgefrorenen Erde aus der Grube hinaufwarf. Ihm war auch nicht verborgen geblieben, in welchem Zustand Adriens Hände waren.
    An den Händen hatte er etwas getan, nachdem der Junge in tiefen Schlummer gesunken war. Er brauchte diese Hände noch. Er hatte Großes mit ihm vor. Und sollte sich herausstellen, dass sein Sohn stolz und nicht dumm war, dann würde er seinen Weg

Weitere Kostenlose Bücher