Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
Ich will dich nicht zu einem Duckmäuser erziehen. Handle wie ein Ritter. Fang jetzt damit an. Sag mir, was du denkst!« »Es war nicht ritterlich, was du getan hast. Deine Geschichte ist die Geschichte eines Meuchlers. Eines …« Eine schallende Ohrfeige war der Lohn für seine Offenheit. »Das war dafür, dass du mich Meuchler genannt hast.
Merke dir, ich bin dein Meister. Ich werde mich nicht von dir beleidigen lassen! Es hätte genügt, zu sagen, dass meine Taten nicht ritterlich waren. In diesen Worten war als Andeutung schon enthalten, was du danach aussprachst. Offene Beleidigungen sind nicht klug! Aber ja, es war nicht ritterlich. Du hast Recht. Das ist der Grund, warum du hier bist. Wenn deine Ausbildung abgeschlossen ist, wirst du ein Schwertkämpfer sein, mit dem sich kein anderer Mann in Fargon messen kann. Aber du würdest dich nicht im Nebel verbergen. Du würdest wie ein Ritter vor die Frevler treten und ihren Anführer zum Zweikampf fordern.«
»Das halte ich für nicht sonderlich klug. Was ist, wenn sie nicht ritterlich denken? Was, wenn sie mit Armbrüsten auf mich schießen? Was nutzten dann all die Jahre der Ausbildung?«
Jules brach in schallendes Gelächter aus. »Das ist das Problem mit ritterlichen Helden, sie werden meist nicht alt. Aber keine Sorge, mein Junge, ich werde dich vorbereiten. Fargon ist ein Königreich, in dem Ritterlichkeit nicht mehr viel gilt. Du wirst das ändern. Es wird der Tag kommen, da wird dein Name in aller Munde sein. Die Männer finstren Herzens werden dich fürchten. Und die Mädchen werden erröten, wenn man von dir spricht.«
Er stellte sich vor, wie das Blumenmädchen von ihm hören würde, ohne zu ahnen, wer er einmal gewesen war. »Und du glaubst, ich könnte das schaffen?«
»Bei den Anlagen, die dein Vater dir mitgegeben hat, liegt dir die Welt zu Füßen. Alles, was du brauchst, sind Mut und Ausdauer. Und daran werden wir arbeiten. Ich werde dich jeden Morgen noch vor Sonnenaufgang wecken. Du wirst dein Tagwerk damit beginnen zu laufen, bis deine Beine dich nicht mehr tragen. Danach wirst du graben, um deine Arme zu kräftigen. Dann erst werden wir mit den Kampfübungen beginnen. Nach der Arbeit mit Spaten und Spitzhacke wird dein Schwert dir sehr leicht erscheinen. Für eine Zeit lang.« Jules grinste ihn breit an. »Und wenn du kein Glied mehr rühren kannst vor Erschöpfung, dann werde ich deinen Geist schärfen. Du musst lesen lernen und schreiben. Du sollst rechnen können und in den Lehren der Tjuredkirche wohl bewandert sein. Du wirst mehr als nur ein Krieger sein. Du wirst ein Ritter werden, wie ihn die Welt noch nicht kennt. Ein Ordensritter. Ein Diener Tjureds und der Menschen. Gelehrter, Priester und Krieger.«
MÄNNERABEND
Er saß auf einem Stein, noch warm von der Hitze des Tages, und blickte in den Abgrund vor seinen Füßen. Die Schatten der Nacht hatten die Tiefe zur Erinnerung verschwimmen lassen. Das Licht der Sterne reichte nicht, um auch nur den halben Weg bis zum Grund ahnen zu lassen.
Falrach stieß mit dem Fuß gegen einen kleinen Stein, der klackernd im Abgrund verschwand, und dachte an den Abgrund von mehr als vierzig Jahrhunderten, der zwischen ihm und Emerelle klaffte. Und an Ollowain. Inmitten des stürmischen Liebesspiels hatte sie seinen Namen geflüstert. Wie sollte er es ihr verdenken? Schließlich blickte sie in Ollowains Gesicht, wenn sie beide einander liebten. All sein Feuer war in jenem Augenblick verloschen. Er hatte versucht, sich nichts anmerken zu lassen. Hatte gar nichts gesagt. Vielleicht hatte Emerelle in seinen Gedanken gelesen und entdeckt, was geschehen war?
Falrach blickte hinab in die Dunkelheit. Seine Seele lebte in einem Leib, der ihm nicht gehörte. Er durfte nicht…
»He, Mann. Das ist kein guter Platz, um Trübsal zu blasen. Von dieser Klippe habe ich meine Schwiegermutter gestoßen, nachdem sie versucht hatte, mich zu vergiften.« »Was?«
Oblon stand hinter ihm. Er grinste ihn an, was sein aufgemaltes Totenkopfgesich besonders abstoßend wirken ließ. »Das war nur ein Scherz. Was machst du hier? D hattest doch einen guten Tag.«
»Wie kommst du darauf?«
Das Grinsen des Kobolds wurde noch breiter. »Tja, mit Felsen hat es so eine seltsame Bewandtnis. Manchmal verschlucken sie jeden Laut, und manchmal tragen sie ein leises Flüstern eine Meile weit.«
Falrach schluckte. Das hatte gerade noch gefehlt, dass das halbe Dorf ihm und Emerelle zugehört hatte.
»Ich seh schon, dass dir
Weitere Kostenlose Bücher