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Die Elfen von New York

Die Elfen von New York

Titel: Die Elfen von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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Kerrys Buch über keltische Mythen war der walisische Klatschmohn das Zentrum des mystischen Alphabets. Es mußte jedoch eine Mohnblume mit drei Blüten sein, und die war so selten, daß es sie praktisch nicht gab.
    »Ich habe sie dort gefunden, wo die Polizei ein Crackhaus plattgewalzt hat. In ganz Amerika gibt es keine zweite.«
    Wie sie verschwunden sein konnte, war ein Rätsel.
    Cal klingelte an der Wohnungstür. Als er eintrat, bedankte er sich überschwenglich bei Kerry, weil sie ihm die Blume geliehen hatte.
    »Meine Titania ist von einer wirren Stadtstreicherin, die das Theater überfiel, in Angst und Schrecken versetzt worden. Ich mußte ihr etwas besorgen, um sie zu beruhigen. Weil ich ja noch deinen Schlüssel habe, bin ich in deine Wohnung gerannt und habe eine Blume geholt. Das macht dir doch nichts aus, oder? Ich fürchte bloß, inzwischen hat sie jemand geklaut. War doch bestimmt weiter nicht wichtig, was?«
    Die chinesischen Feen waren keineswegs erfreut, daß ein Restaurant in ihrem Revier von einem Eindringling ausgeraubt worden war. Ihr Ärger darüber hielt sich jedoch in Grenzen. Maßlos dagegen war ihr Entsetzen, als sie entdeckten, daß ihr Bhat Gwa-Spiegel verschwunden war. Ein Bhat Gwa-Spiegel hat die Kraft, vor schlechten Fung Shui-Strahlen zu schützen, also alle möglichen Formen von Unglück abzuwenden. Und weil dieser Spiegel, ein kleines Achteck, den chinesischen Feen heilig war, hatten sie ihn ihrem menschlichen Freund Hwui-Yin anvertraut, damit er ihn in seinem Laden aufbewahre.
    Ohne den Spiegel würden gewiß die schlimmsten Katastrophen passieren, um so mehr, als das Fest der Hungrigen Geister näherrückte, an dem unzufriedene Geister auf der Erde umherstreifen.
    Die chinesischen Feen schnupperten im Laden herum auf der Suche nach einem Hinweis, wohin der Spiegel verschwunden sein mochte.
    »Diese seltsame weiße Fee mit den buntgescheckten Haaren war hier«, riefen sie, denn sie witterten Morags Aura. Feen können so etwas. Sie hielten Morag für die Diebin, eine keineswegs abwegige Annahme, obwohl in Wirklichkeit Kerry die Übeltäterin war, die sich den Spiegel inzwischen auf eine ihrer indischen Westen genäht hatte.
    »Phantastisch! Der Schlag hat gesessen!« sagte Morag. »Erinnert mich an die Zeit, als ich allein gegen den MacDougal-Clan angetreten bin.«
    »Danke«, sagte Kerry und rieb sich ihre verstauchte Hand.
    »Meinst du, Cals Nase ist wirklich gebrochen? Er ist so schnell fortgerannt, daß ich es nicht richtig sehen konnte.«
    Kerry sagte, das wolle sie doch hoffen und ihre Rache an Cal würde nun noch furchtbarer werden. Sie war tief deprimiert über den Verlust ihrer Blume und unterstellte Cal, er hätte das mit Absicht getan.
    Sie war gerade damit beschäftigt, ihren Kolostomiebeutel abzumachen und fortzuwerfen. Sie haßte das Geräusch, das er manchmal dabei machte.
    Morag hockte auf ihrer Schulter.
    »Wie werden wir die Blume ersetzen?«
    »Sie ist unersetzlich!«
    »Unsinn«, antwortete Morag. »Schließlich bin ich hier, um dir zu helfen. Ich werde die ganze Stadt absuchen.«
    Kerry holte die sterile Lösung und einen Wattebausch, um das Loch in ihrem Bauch zu säubern. Morag ließ sich auf einem Stapel Bootlegs von den Velvet Underground nieder und warf einen kurzen Blick auf das Foto von Nico, auf dem sie sehr jung und traurig aussah.
    »Soll ich dir ein bißchen Kokain von dem Dealer an der Ecke stehlen? Das würde dich bestimmt inspirieren.«
    Kerry lachte.
    »Woher weißt du denn das?«
    »Mein psychologischer Scharfblick sagt es mir.«
    Sich Kokain besorgen zu lassen, hielt Kerry für keine besonders gute Idee. Sorgfältig klebte sie einen Pappring auf ihren Bauch, um den heutigen Beutel daran zu befestigen.
    »Aber wie kann ich dich denn sonst aufheitern?« fragte Morag leicht frustriert. Mit den unglücklichen Frauen von Cruickshank hatte sie nie solche Probleme gehabt.
    »Erzähl mir eine Geschichte.«
    Morag war erfreut.
    »Ausgezeichnete Idee! Ich erzähle dir die Geschichte von der Fehde zwischen den MacPhersons und den MacKintoshs. Sie wird dir einen Einblick in die Herrlichkeit der schottischen Kultur geben und dich außerdem begreifen lassen, weshalb Heather zu der schrecklichen Ziege wurde, die sie heute ist.«
    Sie machte es sich auf den Schallplatten bequem und begann.
    »Im zwölften Jahrhundert schlössen sich mehrere schottische Clans zu einem mächtigen Bund zusammen, dem Chattan-Bund. Die MacPhersons, mit denen mein Feenstamm verbündet

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