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Die Elfen von New York

Die Elfen von New York

Titel: Die Elfen von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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kalt, und um mir das nicht länger anhören zu müssen, zog ich mein Schwert und schnitt uns aus dem grünen Tuch zwei Decken heraus. Darunter hatten wir es schön warm und schliefen tief und fest. Und jetzt rate mal, was es mit dem grünen Tuch auf sich hatte!«
    »Ist mir doch egal!«
    »Das war die berühmte MacLeod-Feenfahne!«
    Heather wartete darauf, daß Dinnie vor Staunen nach Luft schnappte. Aber nichts dergleichen geschah.
    »Bist du nicht baff?«
    »Nein.«
    »Hast du etwa noch nie davon gehört?«
    »Nein.«
    Heather war erstaunt. Sie hatte angenommen, die MacLeod-Fahne sei jedem ein Begriff.
    »Sie ist eine der berühmtesten Artefakte Schottlands und den schottischen Feen so lieb und heilig wie die MacPherson-Fiedel und das MacKintosh-Schwert.
    Irgendwann im elften Jahrhundert hatten die Feen die Fahne dem menschlichen MacLeod-Clan übergeben, und sie bewahrten sie von Generation zu Generation in ihrem Stammschloß Dunvegan Castle auf. Die Fahne rettete den Clan vorm Untergang und darf nur in äußersten Notfällen aus der Schatulle geholt werden. Mit der MacLeod-Fahne spielt man nicht. Nicht einmal berühren darf man sie – Bettdecken aus ihr herauszuschneiden ist völlig ausgeschlossen!
    Wir wußten natürlich nicht, was wir getan hatten, und setzten am nächsten Morgen unsere Reise fort. Die Decken nahmen wir mit, um unsere Fiedeln darin einzuwickeln und für alle Fälle eine warme Zudecke zu haben. Als wir aber das Gelände erreichten, wo der Wettbewerb stattfand, und unsere Fiedeln auspackten, gab es einen Aufruhr. Die MacLeod-Feen wollten uns auf der Stelle umbringen, weil wir ihre Fahne zerschnitten hatten. Ich sagte, es sei ein Versehen gewesen, ich hätte nicht gewußt, daß wir in Dunvegan Castle Unterschlupf gefunden hatten und noch viel weniger, daß es die Feenfahne war, die ich zerschnitten hatte. Aber sie glaubten offensichtlich, wir hätten es mit Absicht getan. Na, die MacLeod-Feen sind ja bekannt für ihren niedrigen Intelligenzquotienten. Unglücklicherweise waren sie eindeutig in der Überzahl, und wir mußten auf dem Rücken eines Tümmlers zurück aufs Festland fliehen.
    Aber sie ließen nicht locker und verfolgten uns überall. Sogar die Tatsache, daß wir gute Feen sind und bekanntermaßen nie etwas Böses tun, beeindruckte sie nicht. Deshalb mußten Morag und ich aus Schottland verschwinden. Und jetzt können wir nie wieder zurück, und alles nur, weil diese dumme Ziege Morag dauernd über die Kälte gejammert hat. Sie hat mein Leben ruiniert.«
    »Naja«, sagte Dinnie und witterte eine Gelegenheit, Heather eins auszuwischen. »Schließlich hast du doch die Fahne zerschnitten.«
    »Aber nur einem schwachen Wesen zuliebe. Woher sollte ich denn wissen, daß es die berühmte MacLeod-Fahne war? Warum mußten die blöden Feen sie auch in dieser Schatulle rumliegen lassen?«
    Inzwischen war Dinnie müde. Der Gang von der 4. Straße zum Supermarkt hatte ihn ins Schwitzen gebracht, und er wollte nur noch schnell einkaufen und wieder nach Hause.
    »Ein bißchen Mitgefühl könntest du immerhin zeigen«, sagte Heather, während Dinnie Berge von Keksen und Cornedbeefdosen in den Einkaufswagen lud.
    »Warum? Ist mir doch egal, daß ihr aus Schottland verjagt worden seid.«
    »Aber es ist schrecklich, kein Zuhause mehr zu haben.«
    »Bah!«
    Dinnie hatte einen kurzen Disput mit der Frau an der Kasse, weil er irrtümlicherweise glaubte, sie habe ihm zuviel berechnet, dann machte er sich auf den Heimweg.
    »Genau der Mann, auf den ich gewartet habe«, sagte der Hausmeister, der Dinnie auf der Treppe abfing. »Du mußt aus der Wohnung raus.«
    Dinnie stapfte zu seinen Zimmern hoch und warf die Einkaufstüten auf den Boden.
    »Tut mir leid«, sagte Heather. »Es ist schrecklich, wenn man kein Zuhause …«
    »Sprich es nicht aus«, giftete Dinnie und öffnete wütend eine Cornedbeefbüchse.
    Die Albatrosdame landete mit einem Plumps an der Küste von Cornwall. Magris war dort, um sie zu begrüßen. Er war der Hofzauberer des Königs, auch wenn er es inzwischen vorzog, sich Chefingenieur zu nennen. Seine Flügel hatte er unter seinem langen grauen Mantel ordentlich zusammengefaltet.
    »Hast du Neuigkeiten für mich?«
    Die Albatrosdame schüttelte den Kopf.
    »In keinem der Königreiche, die wir überfliegen, gibt es eine Spur von ihnen. Wir haben Kriege gesehen, Hungersnöte, Plagen, Schiffe, Züge und Autos, Ameisen, Kamele und Eidechsen, Gnome und Kobolde und Meerjungfrauen, aber deine beiden

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