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Die Elfen von New York

Die Elfen von New York

Titel: Die Elfen von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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Feen und ihre Freunde haben wir nicht gesehen.«
    Magris runzelte die Stirn. Er war verärgert, hütete sich aber, einen Albatros zu kritisieren.
    »Bitte setzt eure Suche fort!«
    Der Vogel nickte und flog davon. Albatrosse halten nichts von müßigem Geplauder. Magris genausowenig. Er war außer sich vor Zorn über den Rebellen Aelric und seine Sabotageakte gegen die Wirtschaft des Königreiches. Überall gingen Warenlager und Fabriken in Flammen auf.
    Außerdem streuten die Rebellen das Gerücht aus, daß es um das Königreich viel besser bestellt wäre, wenn statt Tala seine Kinder Petal und Tulip regierten.
    Petal und Tulip lagen in einer friedlichen kleinen Lichtung im dichten Unterholz des Central Park und lauschten dem Flötenspiel von Maeve und Padraig. Die beiden spielten ›Ballydesmond‹ und ›Maggie in the Woods‹, und Petal und Tulip wippten mit den Füßen im Takt zur fröhlichen Polkamusik.
    »Ob wir wohl Doolin jemals wiedersehen?« seufzte Maeve. Das Dorf Doolin war in ganz Irland wegen seiner Flötenspieler bekannt, und die beiden Feen hatten dort viel Zeit verbracht, selbst gespielt oder den anderen zugehört. Wehmütig dachten sie an vergangene schöne Tage in der Grafschaft Cläre.
    Magenta hatte noch nie viel vom zwanzigsten Jahrhundert gehalten. Als ihr Vater, nachdem er sich die Hände gewaschen und nicht richtig abgetrocknet hatte, sich an seinem Schreibcomputer einen elektrischen Schlag holte und daran starb, hatte sie endgültig die Nase voll. Und vom Waschen hielt sie auch nicht viel.
    Die Xenophon-Phantasie, in die sie sich einspann, war ein willkommener Ausweg und hielt sie außerdem bei Laune, während sie sich vor Joshua versteckte. Magenta und Joshua waren ein Liebespaar gewesen, bis sie ihn mit einer anderen Stadtstreicherin er wischte und aus Rache sein Rezept für den Fitzroy Cocktail stahl, wohl wissend, daß er ohne nicht leben konnte.
    Während sie jetzt durch die Straßen schlich, spielte sie jedoch mit dem Gedanken aufzugeben. Das scharfe Gebräu wirkte nicht mehr so gut wie am Anfang, und ihr dämmerte, daß sie wenig Ähnlichkeit mit dem legendären griechischen Helden hatte.
    Eine Feengestalt tauchte in der Ferne auf.
    »Ich glaube, ich halluziniere immer noch.«
    Heather sah traurig auf eine Leiche hinab. Wieder war eine alte Obdachlose an Krankheit, Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit gestorben. Das machte drei in drei Tagen. Heather war entsetzt, wie die Leute ihr Leben hier auf der Straße aushauchten und einfach liegenblieben. Fußgänger gingen vorbei und sahen nicht einmal hin. In Cruickshank wäre so etwas unmöglich.
    Feen legen zum Zeichen des Respekts immer eine Blume auf eine Leiche, und Heather machte sich auf die Suche nach einer passenden Blume. Im Kino entdeckte sie direkt neben Cals Gitarre eine herrliche Mohnblume mit roten, gelben und orangenen Blüten. Heather stibitzte sie und legte sie auf die Leiche.
    Dann spielte sie ein ergreifendes Klagelied auf ihrer Fiedel und ging weiter.
    Magenta hatte inzwischen die Leiche erreicht, blieb stehen und stellte mit Entsetzen fest, daß es jemand war, den sie gut kannte. Mit dieser Frau hatte Magenta seit fünfzehn Jahren gebettelt. Sie waren Freundinnen gewesen.
    Deprimiert setzte sie sich auf den Bürgersteig und nahm einen tiefen Schluck von ihrem Fitzroy Cocktail. Kein guter Ort, diese Stadt, dachte sie.
    »Zum Teufel, was soll’s«, flüsterte Magentas Unterbewußtsein. Sie stand auf und nahm eine majestätische Haltung ein.
    »Kyros ist tot«, verkündete sie den versammelten Truppen. »Mein lieber Freund und Wohltäter, er fiel im Kampfe. Wie sollen wir Griechen jetzt durch Tausende Meilen Feindesland den Weg in unsere Heimat finden?«
    Sie hob die Blume auf, die Heather hingelegt hatte, und marschierte zielstrebig weiter.
    Wieder landete die Albatrosdame schwerfällig an der Küste von Cornwall.
    »Wir haben sie gefunden«, berichtete sie Magris.
    »Wo?«
    »Eine der Feen wurde in New York von einem Spatz entdeckt, als sie gerade mit einer alten Frau sprach.«
    »Ich danke dir«, sagte Magris und gab der Albatrosdame zur Belohnung ein Goldstück.

8
     
    Der Verlust von Kerrys dreiblütigem walisischen Klatschmohn war ein niederschmetterndes Ereignis.
    Kerry starrte auf den leeren Platz in ihrer Sammlung und zitterte vor Entsetzen und Zorn. Morag, die auf einem der Lautsprecher saß und sich eine Suicide-Platte anhörte, flog zu ihr und fragte, was los sei.
    »Meine Mohnblume ist verschwunden!«
    In

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