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Die Elfen von New York

Die Elfen von New York

Titel: Die Elfen von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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bei dem Versuch.«

9
     
    Dinnie wollte den Hausmeister überreden, ihn nicht aus der Wohnung zu werfen, aber der Mann blieb unerbittlich. Er riskierte seinen Job dadurch, daß er die Räume über dem Kino vermietete, denn das war illegal, und wenn Dinnie nicht zahlen könnte, dann müsse er gehen.
    »Aber ich bin die einzige respektable Erscheinung hier. Ohne mich werden sich die Schwulen im ganzen Gebäude breitmachen. Ich bin ein guter Mieter. Ruhig und belästige niemand. Morgen habe ich das Geld.«
    Der Hausmeister wurde schwankend. Unglücklicherweise konnte Heather in genau diesem Moment dem Drang nicht widerstehen, unsichtbar, wie sie war, auf die Schulter des Hausmeisters zu flattern und ein paar schnelle, schrille Rhythmen zu spielen.
    »Ich gebe dir bis morgen, dann hast du die Wohnung geräumt«, sagte der Hausmeister und verschwand.
    »Warum zum Teufel hast du das getan?« schrie Dinnie. Die Fee hatte keine vernünftige Erklärung. Dinnie, vor Zorn außer sich, warf seine Sandalen nach ihr, und sie ließ ihn beleidigt stehen.
    Er lümmelte sich vor den Fernseher.
    »Ich hätte sie mit ihrer Geige erschlagen sollen«, brummte er.
    Unter Heathers Anleitung hatte Dinnie ›The Bridge of Alar‹ und ›The Miller o, Drone‹ spielen gelernt, beides bekannte schottische Tänze. Inzwischen übte er mit mehr Enthusiasmus. Nach menschlichem Ermessen konnte er immer noch nicht gut spielen, und gemessen an Feen-Standards, spielte er einfach erbärmlich, aber er hatte eindeutig Fortschritte gemacht. Dinnie hätte sich beinahe dazu hinreißen lassen, Heather ein Dankeschön zu gönnen, konnte sich aber noch rechtzeitig beherrschen.
    »Machen Sie jetzt ein Tausend-Dollar-Gelübde, und Gott wird Sie erhören«, verkündete ein gutaussehender Fernsehprediger. »Durchbrechen Sie den Teufelskreis von Armut und Jammer. Geben Sie mir tausend Dollar als Unterpfand, und mit der Hilfe Gottes schmelzen all Ihre Sorgen dahin.«
    Dinnie verfluchte lautstark den Prediger und wechselte auf einen anderen Kanal.
    »Hier sind wir und warten auf dich«, sagte eine nackte Frau mit einschmeichelnder Stimme und rieb sich mit einem roten Telefon über den Körper. »Schöne, rosa, warme, junge, saftige Muschi, unter 970 M-Ö-S-E.«
    »Was guckst du da?« fragte Heather, die mit zufriedenem Whiskey-Grinsen durchs Fenster geflattert kam.
    »Das geht dich einen Dreck an!«
    »Was ist das – schöne, rosa, warme, junge, saftige Muschi?«
    »Wie kannst du es wagen, dich noch einmal hier blicken zu lassen?«
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte Heather. »Ich habe dir verziehen, daß du Sandalen nach mir geworfen hast.«
    In den Außenbezirken des Himmels herrschte hektisches Treiben; Gestalten schwirrten aufgeregt hin und her, tuschelten miteinander und blickten zur Erde hinab.
    »Was ist los?« fragte Johnny seinen Freund Billy.
    »Das Fest der Hungrigen Geister wird vorbereitet«, sagte Billy. Billy war einige Jahre vor Johnny gestorben und kannte sich besser im Himmel aus. »Alle chinesischen Geister, denen etwas auf der Seele liegt, irgendein unerledigter Auftrag oder eine offene Rechnung, dürfen auf die Erde hinabsteigen, sich umsehen und ihre Angelegenheiten ordnen.«
    »Ach, das ist ja interessant«, murmelte Johnny. »Ich wüßte nur zu gern, was aus meiner Gitarre geworden ist.«
    Aelric trennte sich von seinen Gefolgsleuten, um in die Stadt zu fliegen. Dort angekommen, machte er sich schnurstracks auf den Weg zum Lesesaal der Stadtbücherei. Für einen kleinen unsichtbaren Elf ist es äußerst kompliziert, ein Buch aus dem Regal zu holen und zu lesen; außerdem ist die Prozedur dazu angetan, Panik unter den anderen Bibliotheksbenutzern auszulösen. Aber Aelric brauchte dringend eine Information.
    Was nämlich den nächsten Schritt in seinem Guerillakrieg gegen König Tala betraf, so hatte ihn plötzlich die Inspiration verlassen. Guerillakrieg liegt einem friedlichen Elf aus Com wall nicht unbedingt im Blut, und Aelric und seine kleine Gruppe von Gefolgsleuten mußten ständig gegen den Drang ankämpfen, zu Tala hinzugehen und zu sagen: »Hör mal, wir sind doch alle Elfen. Wollen wir nicht vernünftig miteinander reden?« Aber Tala war ein Herrschertyp, wie ihn das Feenreich bislang nicht gekannt hatte – despotisch und allen vernünftigen Argumenten unzugänglich.
    Aelric machte die Abteilung für Politik ausfindig und zog eine Kurzfassung der Werke des Vorsitzenden Mao aus dem Regal.
    »Hi, ich bin Linda. Meine Freundin und ich

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