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Die Elfen von New York

Die Elfen von New York

Titel: Die Elfen von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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Ganze wird bestimmt ein Riesenfiasko. Der will doch bloß junge Schauspielerinnen kennenlernen und sie ficken.«
    Magenta witterte Gefahr und erwachte.
    »Da ist sie«, schrie Morag.
    Magenta schoß durch die schmale Tür ins Haus.
    Kerry und Morag hasteten ihr nach, aber hinter der Tür war eine kleine Galerie, in der sich so viele Leute drängten, daß man sich kaum rühren konnte und sie die Stadtstreicherin aus den Augen verloren.
    Maler, die ihre Arbeiten ausstellten, und Dichter, die aus ihren Werken vorlasen, hatten sich hier versammelt, um Geld für New Yorker Künstler aufzutreiben. Das Ganze, eigentlich als vergnügliches Ereignis gedacht, war bei der unerträglichen Hitze eher eine schwere Prüfung für alle.
    Da Kerry und Morag nicht vorwärts kamen und Magenta nirgendwo in Sicht war, blieb ihnen nichts anderes übrig, als die Hälse zu recken und die Veranstaltung zu verfolgen.
    Eine junge rothaarige Frau stieg auf die Bühne.
    »Die kenne ich«, flüsterte Kerry.
    Es war Gail, eine Freundin, die sich anschickte, ihre Gedichte vorzulesen.
    Leider war zu diesem Zeitpunkt niemand mehr in der Lage, sich auf irgend etwas zu konzentrieren, außer auf den eigenen Schweiß und die Frage, ob man nicht verschwinden sollte.
    »O je«, murmelte Kerry. »Alle haben die Nase voll wegen der Hitze und dem Gedränge. Keiner wird Gail zuhören, obwohl sie eine große Dichterin ist.«
    Wie Kerry vorausgesagt hatte, lauschte kaum jemand Gails Gedichten. Es war einfach zu anstrengend, sich auf Poesie zu konzentrieren. Morag sah die Chance gekommen, ihr schlechtes Karma loszuwerden. Sie wickelte ihre Fiedel aus und spielte – so leise wie Sphärenmusik, die das menschliche Gehör kaum wahrnimmt. Aber der Erfolg war durchschlagend. Das Publikum war hypnotisiert von Gails Worten und der Feenmusik. Alle wurden still und lauschten wie gebannt.
    Als Gail ein melancholisches Gedicht vorlas, begleitete Morag sie mit einem Lamento. Es fehlte nicht viel, und das ganze Publikum wäre in Tränen ausgebrochen. Als nächstes trug Gail ein feuriges Gedicht über Grundstücksspekulanten vor, die die Armen aus ihren Häusern vertrieben, und Morag spielte eine aufpeitschende Tanzmelodie dazu. Am Schluß des Gedichts war das Publikum drauf und dran, die Büros der Grundstücksspekulanten zu stürmen und sie aus der Stadt zu jagen. Gail schloß mit einem Liebesgedicht, und Morag spielte ›My Love is Like a Red, Red Rose‹ und alle hatten das Gefühl, sie seien unsterblich verliebt und alles würde gut.
    Als Gail fertig war, wurde sie mit stürmischem Applaus bedacht. Gail lächelte. Sie hatte einen Riesenerfolg gehabt. Und auch Morag lächelte. Mit dieser so guten Tat hatte sie bestimmt ihr schlechtes Karma abgeschüttelt.
    »Da ist sie«, schrie Kerry, die Magenta in der Menge gesichtet hatte. Kerry drängelte sich zu ihr durch, und Morag wollte hinterher, aber der Mann neben ihr klatschte so frenetisch, daß er mit einer Hand ihre Fiedel zu Boden warf und im nächsten Moment auf sie trat. Er konnte sie ja nicht sehen.
    Kerry erwischte Magenta, als diese gerade fliehen wollte, und brachte mit einem entschlossenen Frontalangriff ihre Blume wieder an sich. Später legte sie den Klatschmohn, den Stolz ihrer Sammlung, wieder an den ihm gebührenden Platz. Kerry war glücklich, Morag aber untröstlich.
    Beide sahen die zertrümmerte Violine an.
    »Heute ist der schlimmste Tag meines Lebens«, sagte Morag.

12
     
    Spiro, das Eichhörnchen, kaute auf einer Nuß und sah zu Maeve hinüber.
    »Warum bist du so traurig?«
    »Ich habe Heimweh nach Irland«, antwortete sie, und Padraig nickte bekräftigend. Wie beide den Tag bereuten, an dem sie auf die Fähre nach England gehüpft waren, um zu sehen, wie es dort aussah.
    »Und warum seid ihr traurig, Petal und Tulip?«
    »Weil wir Angst haben, daß unser Vater, der König, uns sogar hier aufspürt und zurückholt«, sagten sie.
    »Weiß er denn, wie man in einen Jumbo-Jet kommt?«
    »Magris weiß alles«, sagte Brannoc und hätte den Chefingenieur alias Hofzauberer des Königs am liebsten umgebracht.
    In der Ferne absolvierten einige Jogger schnaufend ihre Runde durch den Park.
    »Macht doch ein bißchen Musik«, sagte Spiro. »Der ganze Park ist friedlicher, seit ihr hier seid. Spielt uns was vor, und danach zeige ich euch, wo die größten Pilze diesseits des Atlantiks wachsen.«
    Die Feen griffen zu ihren Instrumenten, und überall im Central Park hielten die Tiere und Menschen inne, um ihnen zu

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