Die Elfen von New York
lauschen. Radios wurden abgestellt, und die Kinder hörten auf, zu schreien. Die Jogger, Radfahrer und Baseballspieler gönnten sich eine Pause. Alle, die zuhörten, gingen danach glücklich nach Hause, und ihr Hochgefühl hielt den ganzen Tag an. Niemand kämpfte oder stritt, und keine Verbrechen wurden begangen, solange die Parkfeen musizierten.
Cornwall war nicht so gut dran.
»Ich kann es nicht hinnehmen, daß meine Kinder aus meinem Reich geflohen sind«, sagte Tala, der König. »Das gibt den Widerstandsgruppen nur noch mehr Auftrieb.«
Magris zuckte die Achseln. Er war mehr daran interessiert, neue Maschinen zu erfinden, die die Warenproduktion steigerten.
»Ich könnte versuchen, einen Mondbogen zu konstruieren, der von hier nach New York reicht. Aber ein ganzes Heer hinüberzuschicken wird viel Energie kosten. Und sie zu produzieren wird eine Weile dauern.«
Tala wurde ungeduldig. Er wollte seine Kinder zurück, und zwar sofort.
»Hast du genug Energie, eine kleinere Streitmacht hinüberzuschicken?«
Magris nickte.
»Na gut, dann stell eine Gruppe von Söldnern zusammen.« Tala hatte eine goldene, kunstvoll ziselierte Krone. Außerdem hatte er zwölf mächtige Barone, die über die Feenvölker Cornwalls herrschten. Seine Krone war deshalb nicht mehr ganz so mächtig wie einst. Da sich sein ganzes Denken jedoch auf die seit Magris’ Neuorganisation der Feengesellschaft enorm angestiegene Produktion konzentrierte, war ihm das noch nicht klar.
König Tala hatte ein Treffen mit den Baronen anberaumt. Auf dem Weg dorthin wurde er auf einem schmalen, von niedrigen Bäumen gesäumten Pfad von einem seiner Kundschafter angehalten, der ihm die schockierende Nachricht überbrachte, daß Aelric und seine Gruppe von Widerstandskämpfern den königlichen Kornspeicher in Brand gesteckt und damit die Vorräte des Königs und seines Hofes zerstört hatten. Das Korn würde von einem der Barone ersetzt werden müssen, was dessen Untertanen in Not und Bedrängnis bringen würde.
Magris hielt ein Flugblatt in der Hand, das von Aelric verfaßt war. Es forderte alle Feen von Cornwall dazu auf, ihre Fesseln abzuschütteln und Petal und Tulip, die beliebten Königskinder, als neue Herrscher einzusetzen.
»Die Rebellen wollen die Flugblätter verteilen«, berichtete Magris dem König. »Glücklicherweise konnten unsere Truppen das bisher verhindern.«
»Dieser Aelric muß geschnappt werden«, wütete der König und gab Anweisung, die besten Flieger seiner Armee auszuschicken, damit sie die Produktionsanlagen aus der Luft bewachten und verhinderten, daß die subversiven Flugblätter abgeworfen würden.
»Ich brauche unbedingt einen Whiskey«, sagte Padraig und legte seine Fiedel weg. Keiner widersprach ihm. Die Feen des Central Park konnten sich kaum noch erinnern, wann sie das letzte Mal etwas Alkoholisches genossen hatten. Die Eichhörnchen, ansonsten hilfsbereite Wesen, ließen sich nicht dazu überreden, ihnen Whiskey zu besorgen. Sie behaupteten, das sei ein zu riskantes Unternehmen. Vor allem Maeve war darüber sehr verärgert.
»Daheim in Irland«, sagte sie zu den anderen, »würde ein Eichhörnchen alles mögliche unternehmen, um einer Fee etwas zu trinken zu besorgen. Aber das Problem stellt sich normalerweise nicht, denn die Menschen dort sind ein freundliches Völkchen und lassen überall Whiskey für uns herumstehen.«
Den Feen blieb also nichts anderes übrig, als selbst einen Ausflug in die Straßen jenseits des Parks zu machen.
»Wir gehen in die erste Bar, die wir sehen.«
Der Verlust des dreiblütigen walisischen Klatschmohns so kurz nach seiner dramatischen Rückeroberung, war ein harter Schlag für Kerry. Wütend starrte sie auf den Erpresserbrief der chinesischen Feen.
»Was fällt denen ein, meine Blume als Geisel zu nehmen!«
Kerry sah all ihre Träume zerrinnen. Ohne den walisischen Klatschmohn konnte sie den Wettbewerb der 4. Straße nicht gewinnen, und ohne Morags Fiedel würde sie nie Johnny Thunders Gitarrensoli lernen.
»Ich bin zu einem Entschluß gekommen«, sagte Johnny Thunders. »Selbst hier im Himmel kann ich keinen Frieden finden, solange ich nicht weiß, was aus meiner 1958er Gibson Tiger Top geworden ist. Ich hatte sie nur kurz auf einem Barhocker im CBGB gelegt, und als ich mich umdrehte, war sie verschwunden. So eine gute Gitarre gibt es nicht noch mal.«
Billy Murcia nickte mitfühlend.
»Im Augenblick könnte ich sie auch weiß Gott gut gebrauchen«, fügte Johnny
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