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Die Elfen von New York

Die Elfen von New York

Titel: Die Elfen von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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Stirnband hin. Hast du Whiskey im Haus?«
    Morag nahm einen tiefen Schluck.
    »Aber es war schön, Heather wiederzusehen. Bis wir uns gestritten haben.«
    »Wieder mal über ›Tullochgorum‹?«
    Morag schüttelte den Kopf.
    »Zuerst nicht. In Magentas Plastiktüte maulte sie mich an, ich würde ihr absichtlich ins Gesicht treten. Blöde Schnalle! Ich habe doch nur versucht, es mir ein bißchen bequemer zu machen. Dann keifte sie, es sei kein Wunder, daß die MacPhersons keinen ordentlichen Tanz zustande brächten, wenn sie alle solche Quadratlatschen hätten, was völlig daneben war. Dann ging’s wieder los wegen ›Tullochgorum‹. Und dann passierte die Sache mit der Mohnblume, und ich drohte ihr, sie umzubringen, weil sie deine Blume verloren hat. Wirklich, ein absolut scheußlicher Tag.«
    Magenta taperte weiter. Sie war sehr zufrieden mit dem Verlauf ihres Tages. Sie hatte ihre Mannen vor einer schlimmen Attacke bewahrt und genug Geld zusammengebettelt, um ihren Cocktail aufzufüllen. Am erfreulichsten aber war, daß sie ihre Kriegsbeute zurückerobert hatte. Der walisische Klatschmohn war ihr ans Herz gewachsen und inzwischen genauso lieb wie die Gitarrenstücke in ihrer Einkaufstasche. Von nun an würde sie ihre Beute mit ihrem Leben verteidigen!
    Kerry lief zum Laden hinunter, um mehr Whiskey für Morag zu besorgen. Drinnen traf sie Dinnie.
    »Tag, Kerry«, sagte Dinnie, der all seinen Mut zusammennahm. »Ich hatte eine wirklich schöne Blume für dich, aber diese dumme Fee Heather hat sie irgendwo verloren.«
    »Was fällt dir ein, dich in mein Blumenalphabet einzumischen!« schrie Kerry und versetzte ihm eine schallende Ohrfeige.

20
     
    Auf einem mickrigen Rasenstück an der Houston Street pflückten Kerry und Morag einen dicken Strauß Gänseblümchen.
    Sie brauchten die Gänseblümchen für Kerrys Sammlung, hatten aber so viele, daß sie sich noch Kränze fürs Haar winden konnten. Außerdem legte Kerry einen kleinen Strauß auf die Leiche eines Penners, der auf der 4. Straße lag.
    »Der wievielte ist das jetzt? Der neunte?«
    Zu Hause studierte Kerry ihr Blumenbuch.
    »Bellis perennis«, sagte sie. »Wenn nur alle Blumen für das Alphabet so leicht zu finden wären.«
    »Mmmmh.« Morag betrachtete sich im Spiegel. »Ich glaube, Gänseblümchen sind der ideale Haarschmuck.«
    »Kann schon sein«, meinte Kerry. »Aber so geht es einem mit allen Blumen, die man ausprobiert. Als ich es zum ersten Mal mit Tulpen versucht habe, war ich überzeugt, ich würde nie wieder unglücklich sein, aber ich hatte die Tulpen schnell satt. Sie haben keine Tiefe.«
    Plötzlich wurde Kerry mißmutig. Sie griff sich ihre Gitarre und schloß sie an den kleinen Übungsverstärker an.
    »Wo kriege ich nur eine neue Mohnblume her? Jetzt bleiben nur noch zwei Wochen Zeit!«
    Kerrys Version von ›Babylon‹ klang ziemlich schaurig. Morag warf einen finsteren Blick auf ihre zerbrochene Fiedel. Wenn sie Kerry doch nur helfen könnte!
    Während Johnny Thunders in Engelsgestalt über Queens schwebte, wo er geboren war, und danach einige seiner alten Stammkneipen auf der Eastside aufsuchte, grübelte er über seine verschwundene Gitarre nach. Eins wußte er genau: Wenn er die Gitarre nicht wiederfand, würde er nie seinen Frieden finden, auch im Himmel nicht. Außerdem hoffte er, falls ihm einer der vielen Heiligen im Himmel unangenehme Fragen über sein Verhalten auf Erden stellen sollte, sich mit seiner Gibson Tiger Top aus allen Schwierigkeiten herausspielen zu können. Das hatte er schon immer gemacht.
    Als er die 4. Straße entlang schwebte, drang ihm eine halbwegs vertraute Melodie ans Ohr.
    »O je, o je«, dachte Johnny. »Ist ja schön, zu wissen, daß meine Songs immer noch gespielt werden, aber mein ›Babylon‹ so zu verhunzen ist einfach grauenvoll.«
    Dinnie sah aus dem Fenster. Die vier jungen Puertoricaner kickten immer noch ihren Ball durch die Gegend, was Dinnie selbstverständlich mißfiel. Er hielt jeden Sport für bekloppt, und Fußball fand er am allerbeklopptesten, denn das war ja nicht mal ein amerikanischer Sport.
    Schon in der Schule war Sport für den ungelenken Dinnie ein Alptraum gewesen. Sein Vater hatte ihn ständig gedrängt, Basketball zu spielen. Wäre es nach Dinnie gegangen, hätte er der Regierung dringend geraten, Basketball für illegal zu erklären und seinen Vater gleich mit.
    Er trabte unruhig im Zimmer auf und ab. Eigentlich wäre Heather jetzt mit seinem Musikunterricht dran gewesen,

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