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Die Elfen von New York

Die Elfen von New York

Titel: Die Elfen von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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mit blauen Flecken übersäte Kerry kam ächzend hoch. Sie hatte viel mehr abgekriegt als Dinnie.
    Der spürte, wie ihm schwindlig wurde. Er hatte sein Herzblatt in die Gosse gestoßen!
    »Ich glaube, er war immer noch wütend wegen der Ohrfeige«, sagte Kerry zu Morag, während sie den Sitz ihres Kolostomiebeutels überprüfte.
    Nach dem Sturz fühlte sie sich unwohl und verschlief den Rest des Tages.
    Besorgt betrachtete Morag Kerrys schlafende Gestalt. Sie hatte das Gefühl, Kerrys Krankheit wäre schlimmer geworden. Morag besaß nicht viel medizinische Kenntnisse, nur die üblichen, die jede Fee hat, war sich aber sicher, daß Kerrys Gesundheitsaura schwächer geworden war, und befürchtete, daß eine neue böse Attacke bevorstand.

21
     
    Es war Mitternacht. Im Central Park lagen die Feen im Gras, rauchten Pfeife und tranken Whiskey. Brannoc saß neben Petal und brachte ihr ›The Liverpool Hornpipe‹ bei. Die Melodie hatte er vor langer Zeit von einem fahrenden Feen-Dudelsackspieler aus dem Norden gelernt. Petal mühte sich redlich ab, ihre Finger behende zu bewegen und die richtigen Noten zu treffen. Auch Tulip gab sich Mühe, obwohl Brannocs Unterricht nicht ihm galt.
    »Wirklich hübsche Melodie«, rief Maeve von ihrem Baum und spielte leise auf ihrer Flöte mit. Ihren Streit mit Brannoc hatte sie völlig vergessen, im Gegensatz zu ihm.
    Padraig fiel mit seiner Flöte ein. Er und Maeve hatten das absolute Gehör und konnten jede Melodie, die sie nur kurz gehört hatten, sofort nachspielen. Petal und Tulip waren langsamer, aber nach einer Weile konnten auch sie die Melodie, und bald erfüllte der muntere Klang von ›The Liverpool Hornpipe‹ die ganze Lichtung. Als sie das Lied ein paarmal gespielt hatten, ging Maeve zu einer anderen Melodie über, die sie alle kannten, ›The Boys of Bluehill‹, und die Nachttiere unterbrachen ihre Geschäfte und tanzten um die Lichtung herum.
    »Was ist das denn?« sagte Spiro, der zum Himmel aufblickte. Ein Bogen aus sieben Grautönen senkte sich vom Himmel herab auf die Erde.
    »Habt ihr sowas schon mal gesehen?«
    »Natürlich«, sagte Brannoc. »Das ist ein Mondbogen. Er entsteht bei Nachtregen.«
    »Und wieso ist der hier? Es hat doch gar nicht geregnet!«
    Brannoc zuckte die Schultern.
    »O nein!« rief der scharfäugige Tulip. »Vom Mondbogen kommen Soldaten herab.«
    In Reih und Glied marschierten einundzwanzig Söldner aus Cornwall vom Himmel herunter.
    Die schwarzen Feen lebten in einem kleinen Park an der 114. Straße. Außer für ein paar weise alte Frauen waren sie für die Menschen in der Umgebung des Parks nicht sichtbar. Der Park war verwildert, weil die städtischen Behörden sich nicht um ihn kümmerten, aber er war bekannt für die Ruhe, die er ausstrahlte. Hier passierte kaum je etwas.
    Nachdem sie festgestellt hatten, daß es weitere, höchstwahrscheinlich feindliche Übergriffe auf ihr Gebiet gegeben hatte, hielten die schwarzen Feen in ihrem Park eine Gemeinderatssitzung ab.
    »Die beiden hatten Schwerter. Wir haben sie verfolgt, aber sie flohen auf einem Fahrrad.«
    Diese Nachricht löste eine stürmische Diskussion aus. Einige Feen waren dafür, in die Stadt zu marschieren und den italienischen Feen eine Lektion zu erteilen. Andere meinten, im Interesse von Ruhe und Frieden sollte man die Angelegenheit besser auf sich beruhen lassen.
    Ihre Oberfee überdachte die Argumente beider Seiten. Sie hieß Okailey und war eine direkte Nachfahrin jener Feen, die vor langer Zeit, im vierten Jahrhundert, in dem mächtigen afrikanischen Reich Ghana ihre Blütezeit hatten.
    Eine Gruppe Mädchen in blauen Uniformen kam durch den Park. Offenbar machten sie einen Schulausflug. Im Vorübergehen fingen sie die Aura der Feen auf und lachten und hüpften vergnügt weiter.
    »Diese glücklichen Schulkinder hätten mehr Vernunft, als loszumarschieren und einen Krieg anzuzetteln«, sagte Okailey, die Oberfee. »Und auch wir sollten mit Vernunft vorgehen. Andererseits finde ich nicht, daß wir die Sache einfach hinnehmen können. Ich werde mich mit einer Delegation nach Süden aufmachen und den Italienern einen Besuch abstatten.«
    »Vielleicht waren es ja auch Agenten der Chinesen …«
    »Dann statten wir eben den Chinesen auch einen Besuch ab. Jedenfalls sollten wir die Sache auf vernünftige Weise ins reine bringen.«
    Sie beschlossen, sofort aufzubrechen. Für die ghanesischen Mitglieder der Feendelegation war es eine aufregende Angelegenheit. Noch nie war eine von

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