Die Elfen von New York
blödsinnige Fee! Nur weil es ihr irgendein Idiot mit Pferdeschwanz angetan hatte, muß das noch lange nicht heißen, daß sie sich auch in jeden anderen verguckt, der einen hat, oder?«
»Nein, nicht unbedingt. Trotzdem, ein Pferdeschwanz kann nichts schaden. Glaub mir, eine ausgefallene Frisur ist einfach ein Muß! Solche Jungs gefallen ihr. Und Morag und mir übrigens auch.«
Dinnie, der merkte, daß es Heather völlig ernst war, verzweifelte langsam.
»Es dauert Jahre, bis der wächst.«
»Nein, tut es nicht«, sagte Heather selbstzufrieden. »Denn Haare schneller wachsen zu lassen, gehört zufällig zu den Zauberkräften, über die eine Distelfee verfügt. Du wirst schon sehen, im Nullkommanichts hast du einen herrlichen Pferdeschwanz.«
Sie flog auf seinen Nacken und berührte seinen Hinterkopf. Dinnie wedelte zornig mit den Händen herum.
»Du scheinst zu vergessen, daß diese Frau mir erst gestern eine gescheuert hat.«
»Das war doch nur ein Geplänkel zwischen Verliebten«, erklärte Heather und flatterte zu ihrem Vormittagsschnäpschen.
Im Bodmin Moor führten Aelric und seine Bande einen gewagten Terroranschlag durch. Sie steckten Talas wichtigste Bekleidungsfabrik in Brand, in der Kleider für den Export an die Feen vom europäischen Festland produziert wurden.
»Das wird ihm seine Handelsbilanz gründlich versauen«, jubelte Aelric, während er seine brennende Fackel in das Gebäude schleuderte.
Aelis, die zur gleichen Zeit Flugblätter abwerfen wollte, wurde jedoch von der starken Flugabwehr, die den Luftraum über der Fabrik bewachte, verjagt. Als Magris’ Tochter war sie sehr geschickt mit den Händen und hatte eine Druckerpresse gebaut, die erste im britischen Feenreich. Die Flugblätter waren ein wahres Meisterwerk der Druckkunst, und es war deshalb um so frustrierender, sie nicht verteilen zu können.
Kurz darauf wären sie alle um ein Haar von der Söldnertruppe geschnappt worden, die Magris auf sie angesetzt hatte. Nur der Gewittersturm, den Aelis schnellstens herbeizauberte, verhalf ihnen zur Flucht.
Später gab es heftige Kritik an Aelric. Seine Gefolgsleute waren unzufrieden, weil er ihrer Meinung nach die Aktion nicht sorgfältig genug geplant hatte. Er sei in letzter Zeit überhaupt sehr zerstreut, was wohl an seiner Verliebtheit in Marion liege. Man munkelte sogar, er würde seine Zeit damit vergeuden, seltene Blumen zu sammeln und sie ihr als Geschenk zu senden.
Dinnie packte seine Geige ein. Da er inzwischen sieben schottische Melodien einigermaßen beherrschte, hatte er vor, auf der Straße zu spielen. Er wollte Heather beweisen, daß sie nicht die einzige war, die Geld beschaffen konnte.
Aus dem alten Kino drangen laut die Stimmen der Schauspieler.
»Bleib, holde Helena, und hör mich an!
Mein Herz! mein Leben! meine Helena!«
Ehe Dinnie ein passender Fluch einfiel, kam ihm Cal mit einer goldenen Krone auf dem Kopf und dem Rollenbuch zum ›Sommernachtstraum‹ in der Hand entgegen. Dinnie ignorierte seinen Gruß.
»Mal wieder dein Glück als Straßenmusikant versuchen, was?« stichelte Cal, als er die Geige sah.
Dinnie wußte genau, daß Cal sich über ihn lustig machte.
Dem werde ich’s zeigen, dachte er und holte seine Geige aus dem Kasten.
»Ja, klar«, gab er patzig zurück. »Meine Technik ist jetzt perfekt, weil ich einen berühmten Lehrer habe. Hör’s dir an.«
Und er fiedelte los – eine muntere, schnelle Version von ›The Miller of Drone‹. Doch leider versagten ihm unter Cals starrendem Blick die Finger. Sie fühlten sich wie Würste an, viel zu groß und klobig für die raschen Läufe. Beim vierten Takt hörte er verzagt auf.
»Du mußt mich unbedingt deinem Lehrer vorstellen«, sagte Cal.
»Musik her! Schlafbeschwörende Musik!« kam die Stimme einer Schauspielerin von der Bühne.
»Halt deine dreckige Klappe!« schrie Dinnie, der annahm, man würde ihn verspotten, wo es doch in Wirklichkeit eine Zeile aus dem Stück war. Gedemütigt wegen seines Versagens vor Cal, stürmte er blind aus dem Haus.
Direkt vor der Tür stieß er mit einer hereinkommenden Person zusammen, und beide stürzten die Treppe hinunter aufs Trottoir.
Dinnie, außer sich vor Wut, hob seine Geige auf und war drauf und dran, sie augenblicklich seinem Widersacher, wer es auch war, über den Kopf zu hauen.
»Paß doch auf, wohin du trittst, du dämliche Ziege!« schrie er.
Dann schluckte er. Diese mit Perlen besetzte Weste kannte er doch!
Eine völlig verdatterte und
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