Die Elfen von New York
ihnen südlich des Central Parks gewesen.
»Was sind das denn für grausige Gestalten?« hauchte Padraig und sank seiner Geliebten Maeve in die Arme.
»Englische Söldner«, wimmerte Petal, die einige Krieger aus Cornwall erkannt hatte. »Bezahlt von König Tala.«
Alle fünf sahen erschrocken zu, wie die Söldner den Mondbogen herunter marschierten. Magris hatte den Mondbogen so genau hingekriegt, daß die Söldner kaum hundert Schritt von den Flüchtlingen entfernt die Erde erreichten und die Ausreißer schon im nächsten Moment entdeckten.
»Na gut«, sagte Maeve, erhob sich und zückte ihr Schwert. »Denen werde ich’s zeigen, übers Meer zu kommen, um mich zu verfolgen.«
»Bist du verrückt?« protestierte Petal. »Die metzeln uns glatt nieder. Wir müssen fliehen.«
»Eine O’Brien-Fee flieht vor nichts!« brüllte die irische Dudelsackspielerin. »Schon gar nicht Maeve O’Brien, der gefürchtetste weibliche Haudegen von Galway!«
Petal brach in Tränen aus. Sie war alles andere als ein gefürchteter Haudegen und hatte keine Lust, sich niedermetzeln zu lassen.
Brannoc war in der richtigen Stimmung, sich zu schlagen. Wegen seiner hoffnungslosen Liebe zu Petal war er die meiste Zeit so entsetzlich deprimiert, daß ihm die Aussicht, in einem letzten, verzweifelten Kampf zu fallen, genau in den Kram paßte. Doch als er die in Tränen aufgelöste Petal sah, änderte er seine Meinung.
»Sie sind zahlenmäßig weit überlegen«, sagte er. »Wir sollten lieber um unser Leben rennen.«
Padraig gab ihm recht, zum großen Verdruß von Maeve.
»Das wäre das erste Mal, daß eine O’Brien-Fee vor der Gefahr davonläuft. Padraig, ich schäme mich für dich.«
Mit diesem kurzen Wortwechsel hätten sich die Feen beinahe um die Chance zur Flucht gebracht. Die Söldner hatten die Cu Sidth-Hunde von der Kette gelassen, die jetzt auf die Feen zustürmten. Maeve trat ihnen mit dem Schwert entgegen und tötete zwei mit nur zwei Hieben. Der dritte floh völlig verstört.
Guck einer an, dachte Brannoc. Die weiß ja wirklich, wie man mit dem Schwert umgeht.
Sie flohen durchs Unterholz, rannten, hüpften, kletterten und flatterten, bis sie den südlichsten Zipfel des Parks erreichten, wo sie kurz vor dem Ausgang zur 59. Straße keuchend niedersanken, außerstande, auch nur einen Schritt weiterzugehen.
Die MacLeod-Schwestern, die in beträchtlichem Abstand hinter den Söldnern über den Mondbogen marschiert waren und deren Abstieg beobachtet hatten, beschlossen, aus der schwindelnden Höhe, in der sie sich befanden, zur Erde hinunterzuschweben. Niemand sah sie herunterkommen.
Aber sie hatten die Ereignisse auf der Erde mitverfolgt und beobachtet, wie Maeve die Hunde tötete. Doch die MacLeod-Schwestern hatten sich von dem Gemetzel nicht aufhalten lassen, sondern waren schnell zum äußersten Rand des Parks geflattert, weil sie dort etwas weit Interessanteres erspäht hatten – Heather und Morag, ihr Ziel, die gerade mittels eines Fahrrads vor einem wütenden Mob schwarzer Feen flohen.
Die MacLeods waren ihrem Beispiel gefolgt, hatten sich ebenfalls auf ein Fahrrad geschwungen und hätten die beiden um ein Haar erwischt. Aber Heather und Morag hatten offenbar Verbündete in dieser Stadt. Eine seltsam aussehende Frau hatte die beiden in ihrer Plastiktüte verstaut und so die Gefangennahme vereitelt. Jetzt saßen die MacLeod-Schwestern am Union Square, versuchten, sich an diese bizarre neue Stadt zu gewöhnen und ein wenig zu verschnaufen, ehe sie die Verfolgungsjagd fortsetzten.
Die Söldner im Central Park blickten fassungslos um sich. Sie waren darauf eingestellt gewesen, es nur mit ein paar wehrlosen Flüchtlingen zu tun zu haben. Aber jetzt fanden sie sich von einem ganzen Stamm schwarzer Feen eingekreist, womit sie weiß Gott nicht gerechnet hatten.
Da angesichts dieser großen Überzahl jeder Kampf aussichtslos war, erhoben die Söldner die Arme und ließen sich von ihren gleichermaßen verdutzten Gegnern gefangennehmen, die nicht ganz verstanden, wer denn diese Eindringlinge nun schon wieder waren.
22
Schon am frühen Morgen war es heiß und schwül. Wie gewöhnlich wachte Morag einige Stunden vor Kerry auf.
Sie wischte sich die Stirn und überlegte, ob sie es riskieren sollte, eine Bank um ein paar tausend Dollar zu erleichtern, damit sie Kerry eine Klimaanlage schenken konnte.
Da es einfach zu heiß war, um im Bett liegenzubleiben, verließ Morag das Haus. Mal sehen, was der Tag so bringt, dachte
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