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Die Elfen von New York

Die Elfen von New York

Titel: Die Elfen von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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überstieg, und rief einen Notarztwagen.
    Kerry wurde ins Krankenhaus gebracht, wo man ein Geschwür im Darm feststellte, eine weitere Folge der Crohnschen Krankheit. Das Geschwür hatte Kerrys Organismus bereits vergiftet, und wenn nicht sofort Hilfe kam, würde sie sterben. Wieder öffneten die Chirurgen die vierzehn Zentimeter lange Narbe auf ihrem Bauch und entfernten ein weiteres Stück ihres Darms. Traurig saß Morag an Kerrys Bett. Sie konnte es nicht mitansehen, wie Kerry da lag – totenblaß, mit einem Tropf am Arm und einem Nasenschlauch, einem Katheter in der Harnröhre und einem weiteren Schlauch, der das Gift aus ihrem Darm drainierte.
    Welch ein Glück, dachte Morag, daß Kerry eine so gute Krankenversicherung hatte. Was aber geschah mit den Menschen, die an der Crohnschen Krankheit litten und keine Krankenversicherung hatten? Morag konnte es sich nicht vorstellen.

23
     
    Ein paar Spatzen erzählten den chinesischen Feen von Unruhen in der ganzen Stadt. Fremde Feen marschierten durch New York und lieferten sich Gefechte.
    Lu-Tang, ihre Oberfee, eine würdige alte Frau mit sittsam über das blaue Seidengewand gefalteten Flügeln, war besorgt. Weder sie noch sonst jemand in der chinesischen Feengemeinde wußte, was man davon halten sollte.
    »Jetzt ist es noch dringender, daß wir unseren Spiegel zurückbekommen.«
    Bei all diesen Unruhen war es mehr als mißlich, daß der Bhat Gwa verlorengegangen war, noch dazu, wo das Fest der Hungrigen Geister bevorstand, zu dem alle möglichen bösen Geister die Erde heimsuchten. Für die chinesischen Feen war es ein äußerst beunruhigender Gedanke, ihnen ohne den Schutz ihres Bhat Gwa-Spiegels entgegenzutreten.
    Im Augenblick war der Spiegel sicher in der Plastiktüte von Magenta verstaut, die gerade die Vorgebirge der Fourth Avenue durchschritt, ständig auf der Hut vor Joshua und seinen persischen Horden und außerdem vor den Armeniern, den wilden Ureinwohnern dieser Gegend.
    Es gab eine Menge wilder Ureinwohner in den Straßen New Yorks, und Magenta wurde dauernd von ihnen schikaniert. Am allerschlimmsten waren die Blauhemden mit den Pistolen. Die gönnten ihr keine ruhige Minute!
    Joshua war, nur ein paar Straßen entfernt, wie immer auf der Suche nach ihr. Er fragte jeden Penner, ob er Magenta gesehen habe. Manche boten ihm einen Schluck aus ihrer Flasche an, weil sie Mitleid mit ihm hatten. Seit er keinen Fitzroy Cocktail mehr zur Stärkung hatte, schlurfte er ziemlich zittrig durch die Straßen.
    Die Söldner aus Cornwall marschierten inzwischen unverrichteter Dinge zurück nach England. Der ghanesische Feen-Stamm war friedfertig und hatte kein Interesse an Gefangenen. Deshalb sahen sie mit Freuden zu, wie die Eindringlinge über den Mondbogen dahin verschwanden, wo sie hergekommen waren. Jetzt ist die Stadt wieder frei von allen feindlichen Elementen, dachten sie erleichtert. Zu Unrecht hatten sie die anderen New Yorker Feenstämme als Unruhestifter verdächtigt, sagten sie sich.
    Unglücklicherweise war der Cu Sidth-Hund, der Maeves Klinge entkommen war, nicht eingefangen worden, sondern rannte auf der Geruchsspur der flüchtigen schottischen Feen durch den Central Park. In der Nähe der 16. Straße stieß er auf zwei junge italienische Feen, die sich von ihrem Spähtrupp davongestohlen hatten, um in Ruhe auf einer Feuerleiter zu schmusen. Die Bestie, durch die Reizüberflutung der Stadt wie von Sinnen, fiel über die beiden her, ehe jemand zu Hilfe eilen konnte, und rannte davon.
    Die Italiener bebten vor Zorn. Sie glaubten, ihre unbekannten Feinde hätten den Hund auf sie gehetzt. Nachdem sie die Witterung des Hundes aufgenommen hatten, die nach Norden wies, versammelte sich der ganze Stamm und machte sich abmarschbereit.
    Morag kümmerte sich um Kerry, so gut sie konnte. Sie flößte ihr Suppe ein und unterhielt sie mit lustigen Schnurren, erzählte ihr Episoden aus Schottlands Geschichte und von den großen Feen der Vergangenheit. Sie beschrieb ihr, was draußen auf der Straße passierte, und las ihr aus der Zeitung vor – aber da war von nichts anderem die Rede als von neuen Kämpfen im Nahen Osten und empörenden Vorgängen in Texas, wo Fanatiker Abtreibungskliniken bombardierten, was insgesamt eher unerfreulich war.
    »Aber hier steht was Nettes«, meinte Morag beim Weiterblättern. »Für Leute, die mit ihren Freunden einen Rundflug durch Amerika machen wollen, bietet Delta besonders billige Tickets an.«
    Morag ließ die Zeitung

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