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Die Elfen von New York

Die Elfen von New York

Titel: Die Elfen von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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hinreißen ließ.
    »Okay, dann mal los!«
    Kerrys erstes Ziel war ein Laden mit psychedelischen Kleidern in der Ludlow Street. Dieser Laden hatte es Morag so angetan, daß sie Kerry nach ihrem ersten Besuch dort bat, ihr eine Schultertasche mit Fransen, eine bunte Weste, eine rosarote Sonnenbrille, Strumpfhosen mit Schottenkaro und ein Stirnband in den Farben der Südstaatenflagge zu machen. Kerry versprach, ihr Bestes zu tun. Bei Dinnie schlug der Laden nicht so ein, aber edlerweise tat er so.
    Derweil war Morag mit den chinesischen Feen auf der Suche nach Magenta.
    Die Feen lachten bereitwillig über Morags Geschichten aus Schottland und zeigten ihr Mitgefühl, weil sie hatte fliehen müssen. Sie wußten, was es hieß, auf der Flucht zu sein. Ihre Familien daheim in China machten harte Zeiten durch, und die Menschen, denen die Feen sich angeschlossen hatten, um die Ozeane zu überqueren, waren vor der schrecklichen Unterdrückung in ihrer Heimat geflohen.
    »Trotzdem«, sagte Shau-Ju, »verstehe ich nicht ganz, warum ihr den MacLeods nicht einfach die Fahnenstücke zurückgegeben habt. Dann hätten sie euch doch nicht weiter verfolgt.«
    Morag zuckte die Schultern und erklärte, daß man die MacLeods nicht mit normalen Vernunftmaßstäben messen könne.
    Heather, inzwischen recht zuversichtlich, daß Dinnie keinen Mist baute, wenn er mit Kerry ausging, war nur darauf aus, sich mit den Italienern ordentlich zu amüsieren. Die vier Bewerber um ihre Gunst führten sie durch die wimmelnden Straßen von Little Italy, wo die Bürgersteige vor den Restaurants mit Tischen vollgestellt waren, dann durch ein paar stillere Straßen weiter nördlich, wo sich aus irgendeinem Grund ein Waffenladen an den anderen reihte.
    Heather lugte durch die vergitterten Scheiben und schüttelte sich.
    »Sollten die MacLeods je solche Mordinstrumente erfinden, bin ich erledigt.«
    »Warum habt ihr die Fahnenstücke nicht einfach zurückgegeben?« fragte Cesare, aber Heather konnte ihm keine überzeugende Antwort geben, nur die, daß den MacLeods mit normalen Vernunftmaßstäben nicht beizukommen sei. Die hätten sie auch dann verfolgt.
    Kerry zeigte Dinnie ihre ganzen Lieblingsklamottenläden im East Village. Auf dem Heimweg schauten sie im Bioladen vorbei.
    »Ein echt gutaussehender Typ«, meinte die eine Verkäuferin zu ihrer Kollegin, als sie gegangen waren.
    »Wie’s scheint, hat er jetzt auch ein nettes Mädchen.«
    Beide klangen ein bißchen enttäuscht.
    »Haste bißchen Geld für mich?« fragte ein Bettler ein Stück weiter die Straße runter.
    Dinnie gab ihm sein ganzes Kleingeld und entschuldigte sich, daß er nicht mehr dabei hatte.
    »Nein«, sagte Morag. »Ich versichere dir, daß wir nicht die persische Kavallerie sind. Wir sind auch weder Ureinwohner vom wilden Stamm der Kardutschen noch Feinde aus dem Land der Drilaer, noch eine makronische Kriegsstreitmacht. Ganz bestimmt nicht. Nur schottische und chinesische Feen.«
    »Ha, ha, ha«, tönte Magenta. »Macht euch doch nicht lächerlich.«
    »Ist es nicht herrlich, daß wir beide Besuch von Feen haben?« fragte Kerry.
    »Das ist es, wahrhaftig«, antwortete Dinnie und sagte sich, auf eine Lüge mehr oder weniger käme es jetzt auch nicht mehr an.
    »Aber es tut mir so leid für Morag und Heather, daß sie aus Schottland fliehen mußten.«
    Dinnie zuckte die Schultern. Er hatte nie verstanden, warum sie die beiden Fahnenstücke nicht einfach zurückgegeben hatten, sagte er Kerry.
    »Na ja«, meinte Kerry. »Ich glaube, die Fahnenstücke haben einen enormen sentimentalen Erinnerungswert für Morag und Heather. Sie können sich einfach nicht von ihnen trennen.«
    »Sentimentalen Erinnerungswert?«
    »Die Verhandlungen liefen gar nicht gut«, informierte Morag später am Abend Kerry. »Magenta weigerte sich stur, sich von der Gitarre zu trennen, von der wir glauben, daß sie vielleicht Johnny Thunders’ 1958er Gibson ist. Aber nach hartem Verhandeln, wobei sie mich pausenlos als Agentin von Tissaphernes beschimpfte und drohte, scheißegal, welche Konsequenzen es hätte, mir ihre Hopliten auf den Hals zu hetzen, erklärte sie sich schließlich bereit, den Bhat Gwa-Spiegel gegen eine Dose Stiefelwichse, eine Flasche vergällten Spiritus und eine Tüte Kräuter- und Gewürzmischung einzutauschen.«
    »Und die Mohnblume?«
    »Die hat sie verloren.«
    Das überraschte Kerry kein bißchen.
    Heather torkelte völlig betrunken in Dinnies Zimmer. Sie hatte vier Anläufe gebraucht, die

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