Die Elfen von New York
Mohnblume rauszurücken.«
Die in allen Farben schillernde Besucherin von der anderen Seite des Ozeans hatte es den chinesischen Elfen angetan, und sie wollten ihr gern helfen.
»Spitze!« rief Morag und kippte noch ein letztes chinesisches Bier. »Und wenn ihr schon dabei seid, haltet doch bitte die Augen auf, ob ihr nicht zufällig eine 1958er Gibson Tiger Top seht, auf deren Rückseite ›Johnny Thunders‹ steht.«
»Die Suche läuft schon«, meinten die Chinesen. »Als Johnny Thunders’ Geist dich zu uns brachte, hat er uns um Hilfe gebeten, auf die er natürlich rechnen kann. Seit er ›Chinese Rocks‹ eingespielt hat, sind wir Fans von ihm, obwohl Dee Dee Ramone behauptet, er hätte die Songs geschrieben.«
In letzter Minute, gerade noch rechtzeitig für die nächtliche Sabotageaktion, stieß Aelric zu seinen Rebellen, die inzwischen auf dreißig Mann angewachsen waren. Die eine Hälfte sollte einen Scheinangriff auf einen Kornspeicher fliegen, um die Söldner abzulenken, während die andere Hälfte den eigentlichen Anschlag auf Magris’ neue Waffenfabrik verüben sollte, wo momentan Schwerter, Schilde und Speere in furchterregender Menge produziert wurden.
»Na?« fragte Aelis, die sich gerade ihren Brustharnisch umschnallte. »Wie war die Stieftochter des Königs?«
»Hinreißend! Ich habe ihr gesagt, daß ich sie liebe.«
»Und wie hat sie reagiert?«
»Sie hat mich als abscheulichen Rebellen beschimpft, der das Königreich ihres geliebten Vaters ruiniert und den man einen Kopf kürzer machen sollte. Dann hat sie ihr Messer gezückt und mich angegriffen, wobei sie gleichzeitig nach den Wachen schrie. Sie ist eine sehr heißblütige junge Fee.«
Beide Gruppen machten sich abmarschbereit.
»Das war’s dann wohl mit der Romanze?«
Aelric warf ihr einen gequälten Blick zu.
»Wo denkst du hin? Ein leidenschaftlicher junger Elf wie ich läßt sich doch nicht von so einer Lappalie wie einem Messerangriff abschrecken! Ich werde halt einen Weg finden müssen, ihr Herz zu erobern. Vielleicht ihre enorme Sammlung getrockneter Blumen. Ich könnte sie ihr klauen und mich so lange weigern, sie zurückzugeben, bis sie sich in mich verliebt.«
Aelis schüttelte den Kopf.
»Aelric, du bist total bescheuert. Du magst zwar ein guter Rebellenführer sein, aber davon, wie man der Dame seines Herzens den Hof macht, hast du null Ahnung. Wenn du ihr Herz erweichen willst, solltest du ihr lieber ein besonders schönes Stück für ihre Sammlung schenken.«
Heather hatte Dinnie erklärt, nach aller Wahrscheinlichkeit könne er in dem Moment davon ausgehen, daß Kerry in ihn verliebt sei, wenn sie von sich aus die Arme um ihn schlingen und ihn leidenschaftlich küssen würde. Das schien ihr das sicherste Zeichen, und Dinnie, der von sowas ja wenig Ahnung hatte, stimmte ihr zu.
Sie hörte, wie er die Treppe hochgepoltert kam. Furcht stieg in ihr auf. Bestimmt hatte er irgendwas Schreckliches angestellt, und Kerry wollte ihn nie wiedersehen.
»Und?« fragte sie.
»War ein schöner Abend«, sagte Dinnie. Offenbar war er zufrieden mit sich.
»Ehrlich?«
»Ja, ehrlich.«
Zuerst hatten sie mit Kerrys Freunden noch was getrunken, bevor sie zum Club in der Avenue C gingen, um sich eine Band anzuhören. Dinnie hatte so getan, als würde es ihm gefallen, da die Musiker Freunde von Kerry waren. Er und Kerry waren den ganzen Abend sehr gut miteinander ausgekommen.
»Kein Streit?«
»Nein.«
»Keine Anzeichen von Verstimmung ihrerseits?«
»Nein.«
»Irgendwelche Anzeichen möglicher sexueller Anziehung zwischen euch?«
»Ja, glaube ich schon. Wir haben uns wieder verabredet.«
Heather klopfte ihm begeistert auf die Schulter. Auch Dinnie zeigte sich von seiner liebenswürdigsten Seite. Als er seine Lederjacke auszog, meinte er, für eine Lederjacke sei sie gar nicht so schlecht und Kerry hätte ihm auch ein Kompliment zu seinem Pferdeschwanz gemacht. Zum ersten Mal dankte Dinnie Heather, plumpste dann aufs Bett und versank in süße Träume von seinem nächsten Date mit Kerry.
»Es war ganz in Ordnung«, erzählte Kerry Morag. »Wirklich überhaupt kein Problem! Dinnie ist gar nicht so übel. Ich glaube, die Band gefiel ihm nicht, aber aus Höflichkeit hat er sich nichts anmerken lassen. Er hat mich sogar ein paarmal zum Lachen gebracht. Ich fand ihn wirklich ganz nett.«
28
Magenta ruhte sich am Stuyvesant Square aus. Nicht zum ersten Mal wünschte sie, mehr Bogenschützen in ihrer Armee zu haben. Diese
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