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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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Farodin hatte es schon oft bei Mandred beobachtet. Sie waren mutig und stark, doch im Vergleich zu einem Elfen, der sich Jahrhunderte im Schwertkampf geübt hatte, waren sie wie Kinder. Und doch konnte es am Ausgang des Kampfes schwerlich einen Zweifel geben. Sie waren einfach zu viele.
    Wie ein Tänzer bewegte sich Farodin durch die Reihen der Gegner, tauchte unter Hieben weg oder ließ sie von seiner Klinge abgleiten, um sofort mit einem Gegenschlag zu reagieren.
    Plötzlich stand er dem blonden Anführer gegenüber.
    »Aus deinen Ohren werde ich mir eine Halskette machen«, zischte der Mann. Er griff mit einem wuchtigen Hieb an, der auf Farodins Schwertarm zielte, wechselte dann aber mitten im Schlag die Angriffsrichtung.
    Mit einem tänzelnden Schritt wich Farodin aus und trat dem Hünen dann voller Kraft unter die Schildkante. Mit einem üblen Knirschen schlug die eisenverstärkte Oberkante des Schildes unter das Kinn seines Angreifers. Der Hüne biss sich die Unterlippe durch und spuckte Blut.
    Farodin vollführte eine Drehung und versetzte dem Schild einen weiteren Tritt, der diesen zur Seite stieß. Mit der flachen Seite des Schwertes traf er den Hauptmann mitten ins Gesicht.
    Der Hüne strauchelte. Farodin fing ihn auf, riss ihm den Helm vom Kopf und setzte ihm die Klinge an den Hals. »Hört auf zu kämpfen, oder euer Anführer stirbt!«, rief der Elf mit schallender Stimme.
    Die Krieger wichen zurück. Unheimliche Stille senkte sich über den Platz, unterbrochen allein vom leisen Stöhnen der Verwundeten.
    Nuramon trat aus dem Haus des Priesters. Sein ledernes Jagdhemd war blutverschmiert.
    »Wir ziehen uns in den Tempel zurück!«, rief Farodin ihm zu.
    »Ihr kommt niemals lebend aus Aniscans«, sagte der Hauptmann der Menschen drohend und laut genug, dass seine Männer ihn hören konnten. »Die Brücke ist besetzt. Alle Straßen sind versperrt. Wir waren darauf vorbereitet, dass der Heiler Schwierigkeiten macht. Gib auf, und ich verspreche dir einen schnellen Tod.«
    »Wir sind Elfen«, entgegnete Farodin kühl. »Glaubst du wirklich, du könntest uns aufhalten?« Er winkte Nuramon zu, und sein Gefährte zog sich mit zwei Priestern zum Tor des Tempels zurück.
    Guillaume war leichenblass. Während der Kämpfe hatte er einfach nur dagestanden und zugesehen. Offenbar war er völlig unfähig, jemandem ein Leid zuzufügen.
    »Du blutest, Elf«, sagte der blonde Krieger. »Du bist aus Fleisch und Blut, so wie ich. Und du kannst sterben, so wie ich. Bevor die Sonne untergeht, werde ich Wein aus deiner Hirnschale trinken.«
    »Für einen Mann mit einem Schwert an der Kehle blickst du bemerkenswert zuversichtlich in die Zukunft.« Farodin ging langsam rückwärts in Richtung des hohen Tempelportals.
    Die Armbrustschützen rings herum luden ihre Waffen nach.
    Farodin dachte an Mandred und die übrigen Gefährten, die er auf dem Weinberg zurückgelassen hatte. Würden sie kommen? Sie mussten gesehen haben, wie der Tempel angegriffen wurde.
    Schnell stieß er seinen Gefangenen zu Boden und sprang durch das Tor des Tempels. Armbrustbolzen sirrten an ihm vorbei. Nuramon schlug die schwere Eichentür zu und legte den Torbalken vor. Farodin betrachtete besorgt Nuramons blutverschmiertes Hemd. »Wie schlimm ist es?«
    Der Elf blickte an sich hinab. »Ich glaube, das ist eher Menschenblut als mein eigenes.«
    Es war dunkel und kühl im Tempel. Massige Holzsäulen strebten der Decke entgegen, die von starken Balken getragen wurde. Der ganze Tempel bestand aus einem hohen Raum. Es gab keine Möbelstücke und kein Podest, auf dem ein Redner stehen konnte. Der einzige Schmuck war ein Menhir, ein fast drei Schritt hoher Stein, in den gewundene Schriftzeichen eingeritzt waren. Die Wände waren weiß getüncht und wurden von zwei Galerien gegliedert, die jeweils ganz um die Innenwände des Tempelsaals liefen. Noch über den Galerien lagen hohe Fenster, durch die blasses Morgenlicht schimmerte. In Nischen entlang der Wände brannten Öllämpchen, und rings um den Menhir waren kupferne Räucherpfannen aufgestellt, von denen blasser Rauch aufstieg.
    Der ganze Bau erinnerte Farodin mehr an einen Festungsturm als an einen Tempel. Was für ein Gott mochte Tjured wohl sein? Ein Krieger war er jedenfalls nicht, so hilflos, wie sich seine Diener gebärdeten. Die beiden Priester knieten vor dem Menhir in der Mitte der runden Tempelhalle. Unterwürfig beteten sie zu ihrem Gott und dankten ihm für ihre Rettung.
    »Guillaume?«, rief

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