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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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Mit klopfendem Herzen drückte sich Farodin gegen die Steinwand.
    Ein dumpfer Schlag ertönte, und wieder erbebte das ganze Gerüst. Irgendwo unter ihnen löste sich eine hölzerne Strebe und stürzte polternd in die Tiefe.
    Als das Gerüst ein drittes Mal erzitterte, beugte sich Farodin über den Rand und sah mit Entsetzen, was geschah. Unten beim Portal hatte eine Gruppe Krieger einen schweren Balken gepackt und rammte ihn immer wieder gegen die Tragestreben des Gerüsts. Diese Narren schienen nicht daran zu denken, dass sie selbst unter Trümmern begraben würden, wenn das mehr als zwanzig Schritt hohe Baugerüst in sich zusammenstürzte!
    Irgendetwas unter ihnen zersplitterte. Es gab einen Ruck; eine der Bauplattformen neigte sich und stürzte in die Tiefe, wobei sie etliche Stützstreben zerschlug.
    Farodin fühlte, wie sich sein Magen schmerzhaft zusammenzog. Nur noch wenige Herzschläge, und das ganze Gerüst mochte in sich zusammenbrechen.
    »Vorsicht!«, gellte die Stimme des Priesters.
    Der Elf schnellte herum. Im selben Moment landete der Krieger, der zuvor die Treppenstufen hinabgerutscht war, auf dem Baupodest. Ein splitterndes Geräusch begleitete den Aufprall des schweren Mannes. In blitzendem Bogen schoss seine Axt nach vorn.
    Farodin ließ sich fallen, um dem Hieb auszuweichen. Er wollte einen Fuß hinter die Ferse des Angreifers haken, als die Arbeitsplattform nachgab. Im Reflex klammerte sich der Elf an einen Holzpfeiler, während sein Gegner mit rudernden Armen in die Tiefe stürzte. Für den Moment schien es, als hätte die schwere Holzplattform noch einmal ein labiles Gleichgewicht gefunden. In steilem Winkel zeigte sie abwärts.
    Farodins Herz raste wie eine Trommel. Sie mussten fort von dem Gerüst. Wie um den Gedanken zu unterstreichen, schlug ein Armbrustbolzen nur eine Handbreit neben seinem Kopf ins Holz.
    Der Priester hatte sich auf ein schmales Brett gerettet, das zu einer Leiter führte, von der aus man zur nächsten Ebene des Gerüsts hinabsteigen konnte. Guillaume hatte die Arme um die Knie geschlungen und drückte sich so gut wie möglich gegen die Wand des Turms. Nuramon und die beiden Tjuredpriester lagen auf dem Dach des Pilgerhauses, um den Armbrustschützen auf dem Tempelplatz kein Ziel zu bieten. Farodin konnte sehen, wie der Hauptmann der Leibwachen kleine Trupps seiner Männer aussandte, um das Haus zu umstellen. Der Fluchtversuch war gescheitert!
    Krachend schlug unten am Gerüst der Rammbock gegen die Holzpfeiler. Ein Kreischen und Knirschen lief durch die fragile Holzkonstruktion. Die Plattform neben Farodin neigte sich. Beklommen blickte der Elf hinab. Wie ein riesiges Axtblatt würde sie etliche Querstreben durchschlagen, sobald sie sich löste.
    Farodin hangelte sich an einem Balken entlang zu dem Brett, auf dem Guillaume kauerte. Der Priester hatte die Augen geschlossen und betete leise.
    »Wir müssen hier fort«, rief Farodin. »Hier wird jeden Augenblick alles zusammenbrechen.«
    »Ich kann nicht«, stöhnte Guillaume. »Ich kann mich keinen Zoll mehr bewegen. Ich…« Er schluchzte. »Meine Angst ist stärker als ich.«
    »Du hast Angst zu stürzen? Wenn du dich nicht bewegst, dann sterben wir beide!« Wie um Farodins Worte zu unterstreichen, ging ein neuerlicher Ruck durch das Gerüst. Die beschädigte Plattform schwang hin und her. Plötzlich gab es einen scharfen Knall. Die letzte Halterung hatte unter dem Gewicht nachgegeben, und die Plattform stürzte in die Tiefe.
    Farodin packte den Priester und schob ihn nach vorne. Wie ein riesiges Beil durchschlug die Arbeitsplattform Rundhölzer und Streben. Ein ganzer Abschnitt des Gerüstes löste sich vom Hauptkörper und neigte sich langsam in Richtung der Eiche auf dem Tempelplatz.
    Die Panik hatte Farodin ungeahnte Kräfte verliehen. Er riss den Priester hoch und trug ihn auf den Armen, wie ein großes Kind. Ängstlich klammerte sich Guillaume an ihn. Der Elf konnte kaum noch sehen, wohin er trat.
    Alles am Gerüst schien nun in Bewegung zu geraten. Die Planke, auf der er lief, zitterte immer stärker. Mit Schrecken sah Farodin, wie Halteklammern aus der Mauer des Tempels brachen. Sie würden es nicht mehr die Leiter hinab bis zu der Plattform schaffen, von der aus man mit einem kleinen Sprung auf das Dach des Gästehauses gelangte. Sie mussten einen Absprung aus größerer Höhe wagen!
    Farodin rannte, wie er selten in seinem Leben gerannt war. Streben und splitternde Kanthölzer hagelten von oben auf sie herab.

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