Die Elfen
sein!«, rief der Ritter. Er zog ein Messer aus dem Gürtel und stieß es Ribauld durch die Kehle. »Dann zeigt uns mal, was du kannst.«
Farodin hielt den Atem an. Guillaume stand noch zu nah am Haus. Wenn er seine Heilkräfte einsetzte, dann würden er und Nuramon sterben.
Der alte Priester schwang am Seil hin und her. Wie ein Stück Schlachtvieh am Metzgerhaken hing er vom Baum. Seine Hände krallten sich jetzt um die Kehle.
Farodin stieß die Läden auf, sodass sie krachend gegen die Hauswand schlugen. Er griff mit beiden Händen nach dem Fenstersims, stieß sich davon ab und schnellte hinaus. Federnd landete er vor dem Haus. »Vergreife dich nicht an meiner Beute, Menschensohn!« Seine Stimme war wie Eis.
Der blonde Krieger legte die Hand auf den Schwertknauf. »Du hast deinen Auftritt gehabt. Nun mach dich davon.«
»Du greifst nach deiner Waffe? Willst du ein Duell?« Farodin lächelte. »Ich bin der erste Recke der Königin von Albenmark. Überlege dir gut, ob du Streit mit mir suchst. Ich bin hier, um den Priester Guillaume zu holen. Wie du siehst, war ich in seinem Haus. Ich habe ihn vor dir aufgespürt. Und ich werde mir meine Beute nicht entreißen lassen. Er hat gestern Mittag einen Elfen getötet. Dafür wird er sich verantworten.«
»Der erste Recke der Königin von Albenmark«, äffte ihn der blonde Krieger nach. »Und ich bin Umgrid, König von Trollheim.« Die Männer ringsherum lachten.
Farodin strich sich das Haar zurück, sodass man seine spitzen Ohren sehen konnte. »Du also bist Umgrid?« Der Elf legte den Kopf schief. »Hässlich genug bist du wohl, um ein Troll zu sein.« Er machte eine halbe Drehung und blickte zu den Dächern der Häuser rings um den Platz.
»Wer kein Troll ist, sollte jetzt gehen. Dieser Platz ist von Elfen umstellt. Und wir werden uns Guillaume nicht abnehmen lassen.«
Einige der Krieger blickten ängstlich auf und hoben ihre Schilde.
»Worte! Nichts als Worte!« Der Anführer klang nun nicht mehr ganz so selbstsicher wie zuvor.
»Du solltest uns um Erlaubnis fragen, bevor du irgendeinen dieser Halsabschneider laufen lässt«, ertönte Nuramons Stimme. Der Elf hatte sein Schwert gezogen und stand nun in der Tür zu Guillaumes Haus.
»Schießt sie nieder.« Der Hauptmann der Krieger riss einem der Schützen die Armbrust aus der Hand und legte auf Farodin an.
Der Elf warf sich mit einem Hechtsprung nach vorn. Mit den Händen stieß er sich vom groben Pflaster ab, rollte über die linke Schulter ab und schaffte es so fast bis zum Brunnen. Ein Armbrustbolzen streifte seine Wange und hinterließ einen blutigen Striemen.
Farodin warf sich herum, um den Kriegern kein unbewegtes Ziel zu bieten. Er landete vor den Füßen eines Axtkämpfers. Der Mensch versetzte ihm mit seinem Rundschild einen Stoß, der Farodin aus dem Gleichgewicht brachte. Er torkelte und stieß gegen den Brunnenrand. Gerade noch konnte er einem Axthieb ausweichen, der nach seinem Kopf zielte.
Mit einem Tritt stieß Farodin den Schild des Menschen zur Seite und zog sein Schwert. Ein Rückhandhieb schlitzte dem Krieger den Bauch auf. Der Elf riss dem Sterbenden die Axt aus der Hand. Von überall her stürmten Kämpfer herbei. Nuramon verteidigte sich im Hauseingang bereits gegen zwei Krieger. Ihre Sache war hoffnungslos. Sie waren den Menschen mehr als zehn zu eins unterlegen.
Farodin sprang vom Brunnenrand und warf die Axt nach einem Armbrustschützen, der auf ihn anlegte. Mit einem grässlichen Knirschen fand die Waffe ihr Ziel.
Der Elf wich einem weiteren Axthieb aus, parierte ein Schwert und stach einem der Angreifer über den Schildrand hinweg in die Schulter. In weitem Kreis hatten ihn nun Krieger umringt.
»Nun, wer ist der Erste von euch, wenn es ans Sterben geht?«, fragte Farodin herausfordernd.
Der hünenhafte Hauptmann hatte sich inzwischen einen Helm aufgesetzt und einen Schild um den Arm geschnallt. »Holen wir ihn uns!« Er hob eine doppelköpfige Axt und stürmte los.
Von allen Seiten griffen sie Farodin an. Der Elfenkrieger ging in die Hocke, um den wütenden Hieben auszuweichen. Sein Schwert beschrieb einen flachen Kreis. Wie ein heißes Messer durch Wachs, so schnitt seine Klinge durch die Beine derjenigen, die ihm zu nahe kamen.
Etwas streifte Farodins linken Arm. Warmes Blut tränkte sein Hemd. Mit tödlicher Ruhe fing er einen Axthieb ab, der nach seiner Brust zielte. Sein Schwert zersplitterte den hölzernen Schaft der Waffe. Die Menschen bewegten sich unbeholfen.
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