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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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einem Erdwall umfasst.
    Am Tor der Siedlung erhob sich ein massiger, hölzerner Wachturm. Kaum hatten sie den Hügelkamm über dem Dorf erreicht, da wurde ein Signalhorn geblasen. Und als sie sich dem Tor näherten, bemannte ein Trupp Bogenschützen die Palisade.
    »Heho, kennt man die Gesetze der Gastfreundschaft nicht mehr in Firnstayn?«, rief Mandred wütend. »Vor eurem Tor steht der Jarl Mandred Torgridson und verlangt, eingelassen zu werden.«
    »Mann, der du dich Mandred nennst«, entgegnete ein stattlicher junger Krieger, »die Sippe, deren Namen du dich bemächtigt hast, ist verloschen. Ich bin der gewählte Jarl von Firnstayn, und ich sage dir, du und dein Gefolge seid hier nicht willkommen.«
    Alfadas blickte zu seinem Vater und erwartete jeden Augenblick einen seiner gefürchteten Temperamentsausbrüche. Doch Mandred blieb überraschenderweise ruhig. »Gut gesprochen, Jarl! An deiner Stelle hätte ich nicht anders gehandelt.« Sein Vater nahm einen silbernen Armreif ab, um den er einen Kaufmann beim Würfelspiel betrogen hatte. »Ich biete das hier für ein Fass Met und lade dich ein, mit mir und meinem Sohn zu trinken.«
    Der junge Jarl musterte Alfadas. Dann schüttelte er den Kopf. »Du übertreibst, Lügenmeister! Wie kann ein Mann einen Sohn haben, der fast im selben Alter ist wie er?«
    »Wenn du die Geschichte hören willst, dann trink mit mir auf meine Kosten«, rief Mandred lachend.
    »Mach endlich das Tor auf, Kalf!« Ein alter Mann drängte sich an die Brustwehr der Palisade und winkte ihnen zu. »Glaubst du uns jetzt? Sieh nur, er hat auch die Elfen wieder mit gebracht!« Der Alte schlug rasch ein Schutzzeichen. »Sei kein Narr, Kalf, und verweigere Elfen nicht den Zugang zum Dorf. Du kennst doch die alten Geschichten.«
    »Ich grüße dich, Erek Ragnarson«, rief Mandred. »Schön zu sehen, dass du und dein leckes Boot noch nicht auf dem Grund des Fjords liegen. Wirst du mit uns hinausfahren? Ich will meinem Sohn das Fischen beibringen, bevor ich weiterziehe.«
    »Los, macht das Tor auf«, befahl Erek nun entschieden. Und niemand widersetzte sich ihm.
    Drei Wochen blieben Mandred und die Elfen. Es waren Wochen, in denen Alfadas die Welt der Menschen mit neuen Augen sehen lernte. Er genoss den ruppigen Respekt, mit dem er behandelt wurde, und die Art, wie ihm die jungen Mädchen nachblickten. Das Leben war einfach. Man musste vor allem Acht geben, auf den schlammigen Wegen des Dorfes nicht von übellaunigen Schweinen umgerannt zu werden. Es gab keinen Luxus. Die grobe Wolle, die die Frauen sponnen, kratzte auf der Haut. Es zog in den Häusern, und Rauch brannte einem in den Augen, wenn man bis tief in die Nacht in den Langhäusern saß und trank und erzählte. Ungläubig hörte Alfadas, wie Kalf davon berichtete, dass man im vergangenen Winter Trollspäher in den Wäldern auf dem anderen Ufer des Fjords beobachtet hatte. Deshalb war auch die Palisade rings um das Dorf verstärkt worden. Selbst die Elfen nahmen diesen Bericht ernst.
    Nachdem sie zwanzig Tage in Firnstayn geblieben waren, drängten vor allem Ollowain und Farodin darauf, endlich zum Albenstern zu reiten.
    Kalf war der Einzige, der erleichtert war, als die kleine Truppe am Morgen des einundzwanzigsten Tages von Erek Ragnarson zum anderen Ufer des Fjords übergesetzt wurde. Alfadas aber war es schwer ums Herz, denn am Ufer stand Asla, die Enkeltochter Ereks. Mit ihrer stillen Art hatte sie ihn regelrecht bezaubert. Jede der Elfendamen an Emerelles Hof hätte Asla an Schönheit übertroffen, doch in Asla brannte eine Leidenschaft, wie sie Elfen, deren Leben nach Jahrhunderten zählte, kaum kannten. Sie war es nicht gewohnt, ihre Gefühle hinter schönen Worten zu verbergen. Und so standen ihr Tränen in den Augen, als Alfadas übersetzte.
    Immer wieder blickte der Krieger zurück, während sie hinauf zum Steinkreis ritten. Als sie schon kaum mehr zu sehen waren, stand das Mädchen in dem blauen Kleid und mit dem wehenden blonden Haar noch immer am Ufer.
    »Du solltest Kalf als Jarl anerkennen«, sagte Mandred plötzlich. »Er ist ein guter Mann.«
    Alfadas war überrascht von den Worten seines Vaters. »Du bist der Jarl von Firnstayn«, entgegnete Alfadas aufgebracht.
    Mandred sah ihn eindringlich an. »Das war vor mehr als dreißig Jahren. Ich gehöre nicht mehr in diese Welt. Es wäre nicht gerecht gegen Kalf und all die anderen, die nach mir geboren wurden, wenn ich nach Firnstayn zurückkehrte. Auch nicht gegen dich, mein Sohn.

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