Die Elfen
im Weg.«
Als beide Elfen aufgesessen waren, gingen Mandred und Alfadas in den Schuppen zurück, um die Werkbank anzuheben und wie einen riesigen Schild vor sich her zu tragen. »Ich hätte eine letzte Bitte an dich, mein Sohn.«
Alfadas' Gesicht war vor Anstrengung verzerrt. »Was?«
»Wenn wir hier lebend herauskommen, dann benutz dieses Duftwasser nicht mehr. Das ist was für Weiber und Elfen. Und es hält Norgrimm von deiner Seite fern.
Auf die Gunst des Kriegsgottes solltest du lieber nicht verzichten.« Mandred reckte den Kopf vor. »Mach das Tor auf, Narbengesicht!«
Der Bordellbesitzer riss den Querbalken herunter und stieß die beiden Torflügel auf.
»Für Freya!«, schrie Mandred aus vollem Hals, als sie vorstürmten.
Wie Hagelschlag prasselten Armbrustbolzen auf die Tischplatte. Dicht gegen das Holz gedrückt, rannten die beiden blindlings auf den Platz hinaus, bis sie in eine Gruppe Krieger gerieten. Der schwere Werktisch riss fünf Mann zu Boden.
Mandred blickte sich um und erschrak bis ins Mark. An sämtlichen Fenstern rings herum standen Armbrustschützen, die in aller Eile ihre Waffen nachluden. Die Gassen, die auf den kleinen Platz führten, waren verbarrikadiert und von Soldaten bewacht. Der Trupp Krieger, in den sie hineingerannt waren, zog sich hastig zurück, um nicht in der Schusslinie zu stehen.
Plötzlich erklang Hufschlag. Ein schneeweißer Hengst setzte über eine der Barrikaden hinweg. Eine Reiterin mit wehendem Haar riss das Pferd am Zügel herum und legte ihren Bogen an. In fließender Bewegung ließ sie den Pfeil von der Sehne schnellen und griff nach dem nächsten in ihrem Köcher. Ein Armbrustschütze stürzte schreiend aus einem der Fenster der Schänke gegenüber.
Jetzt erklang aus einer anderen Gasse Hufschlag. Ollowain setzte über eine Barrikade hinweg und schlug dabei einen Speerträger nieder. Er führte Nuramons Pferd am Zügel mit sich. »Los, in den Sattel, Menschensohn. Du magst mir eine Lektion in Sachen Ehre erteilt haben, aber deshalb werde ich noch lange nicht auf deinesgleichen warten.«
Mandred griff nach dem Sattelhorn und zog sich hoch. Er sah, wie Yilvina an einer dritten Barrikade abgesessen war und wie eine Berserkerin mit ihren Kurzschwertern auf die Soldaten eindrosch.
Plötzlich war die Luft erfüllt von Armbrustbolzen. Die Pferde wieherten schrill. Etwas traf Mandred in den Rücken, sodass er vornüber sank.
Nomja schoss noch immer, als ein Bolzen ihren Hengst in den Kopf traf. Eine Fontäne von Blut spritzte über das weiße Fell. Wie von einem Blitzschlag getroffen, brach das große Tier in die Knie. Nomja war mit einem Satz aus dem Sattel und versuchte den stampfenden Hufen der anderen Pferde zu entgehen.
Trotzig riss die Elfe ihren Bogen hoch und schoss zurück.
»Zu Yilvina!«, rief Ollowain. »Sie hat uns den Weg frei gemacht!«
Mandred lenkte sein Pferd an Nomjas Seite und streckte ihr die Hand entgegen. »Komm!«
»Einen noch!« Schon verließ ein Pfeil die Sehne. Sie drehte sich um und zuckte plötzlich zusammen. Mandred packte sie, als sie vornüber zu fallen drohte, und zog sie zu sich aufs Pferd. Trotz ihrer Größe schien sie ihm kaum schwerer zu sein als ein Kind.
Mandred riss sein Pferd herum und gab ihm die Sporen. Mit einem weiten Satz sprangen sie über die Barrikade und preschten in halsbrecherischem Tempo die Gasse entlang. Bald darauf erreichten sie die Brücke. Nirgends versperrten ihnen Soldaten den Weg; sie schienen sich alle nahe dem Platz bei dem Hurenhaus gesammelt zu haben.
Erst auf der Brücke wagte Mandred zurückzublicken. Sein Sohn, Farodin, Nuramon, Ollowain und Yilvina, sie alle hatten es geschafft! Ihre Truppe war übel zusammengeschossen, niemand war unverletzt, aber sie waren entkommen!
Ein unbeschreibliches Glücksgefühl überwältigte Mandred. Er war so sicher gewesen, zu sterben. Triumphierend riss er die Axt hoch und schwang sie über dem Kopf. »Sieg! Bei Norgrimm! Wir sind ihnen entkommen… Sieg!«
Er packte Nomja, die noch immer quer über seinem Sattel lag, um ihr zu helfen, sich aufzusetzen. Ihr Kopf kippte gegen ihre Schulter.
»Nomja?«
Die grünen Augen der Elfe waren weit aufgerissen und starrten blicklos zum Himmel. Jetzt erst sah Mandred das haselnussgroße Loch in ihrer Schläfe.
DIE HEILIGE SCHRIFT DES TJURED
Buch 7:
Vom Ende des Propheten
Es begab sich an demselben Tage, dass König Cabezan im Traume ein Engel erschien. Er hatte silberne Schwingen und führte ein silbernes
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