Die Elfen
Schwert. Nichts an ihm aber strahlte so wie seine Augen, die von einem hellen Blau waren. Und der Engel sprach zu Cabezan: Sende deine Krieger aus, denn Not herrscht in Aniscans. Der Prophet Guillaume bangt um sein Leben, denn die Kinder der Alben trachten danach. Und das nur, weil einer der ihren zu spät unter seine heilenden Hände kam. Da ließ Cabezan seine besten Krieger aufsitzen und sandte sie unter dem Hauptmann Elgiot nach Aniscans.
Zu jener Zeit ragten keine Mauern um Aniscans. Und so gelangten die Albenkinder ungesehen in die Stadt. Es waren sechs Elfen und ein Troll, die suchten Guillaume im Tempel. Dort aber war er nicht, dort waren nur die übrigen Priester des Tjured. Die Priester aber wurden von den Albenkindern zur großen Eiche vor dem Tempel gebracht und getötet.
Nun erst hörte der Prophet, was sich draußen in der Stadt zutrug. Da verließ er sein Haus. Und siehe, er stellte sich den Kindern der Alben! Er trat an sie heran, verbeugte sich vor ihnen und sprach: »Handelt an mir, wie es euch beliebt. An euren Taten wird Tjured euch messen.« Da schlugen die Elfen ihn nieder, und der Troll hing ihn in die große Eiche. Der Prophet aber lebte noch und betete zu Tjured. Da schoss eine Elfe mit ihrem Bogen Pfeile auf Guillaume.
Als das geschah, kamen Elgiot und die Krieger des Königs, und sie kämpften um das Leben des Propheten. Doch die Elfe sandte ihre brennenden Pfeile gegen die Eiche, dass sie ganz und gar Feuer fing. Die Krieger des Cabezan vergalten ihr die Tat und erschlugen sie. Doch die übrigen Elfen und den Troll ließen sie um Guillaumes willen laufen. Denn sie hofften, dass der Prophet noch lebte, so sie ihn von der Eiche und vom Feuer befreiten. Die Eiche war ganz schwarz, als sie den Brand mit Wasser begossen und ihn löschten. Sie holten den Propheten vom Baume. Auch er war ganz schwarz und ohne Leben. Doch siehe! Das Wasser, das vom Baume tropfte, fiel ihm auf sein Gesicht und wusch den Ruß fort. Das helle Antlitz Guillaumes kam zum Vorschein. Da wuschen die Krieger den Körper des Propheten und erkannten, dass ihm nur die eisernen Pfeilspitzen im Leib steckten, die Flammen ihn aber verschont hatten. Und er öffnete die Augen, fasste die Hand Elgiots des Hauptmanns und sprach: »Sie haben ihren Pfad gewählt. Möge Tjured ihnen die Gnade schenken, die sie verdienen.« So starb der Prophet unter dem schwarzen Baume. Die Albenkinder aber hatten durch diese Tat einen Fluch auf sich geladen. So ist es gesagt.
Zitiert nach der Schoffenburg-Ausgabe,
Bd. 5, Fol. 43 r.
DER JARL VON FIRNSTAYN
Die Gefährten zogen sich hoch in die Berge nördlich von Aniscans zurück. Sie bestatteten Nomja unter einer Silbertanne am Rand eines Gletschersees. Die Waffen der Elfe hängten sie in das Geäst des Baumes.
Unter den Elfen und Menschen herrschte eine düstere Stimmung. Trotz der heilenden Kräfte Nuramons blieben sie fast zwei Wochen, bis sie sich von ihren Verletzungen erholt hatten. Die Wunden an ihren Seelen jedoch wollten so bald nicht heilen. Niemand hätte geahnt, dass der schweigsame und stets mürrische Gelvuun eine solche Lücke hinterlassen würde. Ganz zu schweigen von Nomja, die alle gemocht hatten.
Als es keine Ausrede mehr gab, ihren Aufbruch noch weiter hinauszuzögern, kamen sie überein, nach Firnstayn zu reisen, um vom Albenstern im Steinkreis hoch über dem Fjord den Weg nach Albenmark zu nehmen.
Ihre Reise dauerte fast drei Monde. Sie mieden Dörfer und Städte so gut es ging, um kein Aufsehen zu erregen. Zweimal sahen sie von fern Reitertrupps unter dem Banner König Cabezans. Von Kaufleuten, mit deren Wagenzug sie einen Tag lang ritten, erfuhren sie von den »schrecklichen Ereignissen in Aniscans«. Die Stadt, so hieß es, sei von Dämonenkindern überfallen worden, die den gutmütigen Heiler Guillaume ermordet und den Tempel des Tjured geschändet hätten.
Keiner von ihnen hielt dagegen, um der Wahrheit zu ihrem Recht zu verhelfen, auch später nicht, als sie in einem wuchtigen Kornschiff über die Neri-See nach Gonthabu, der Königsstadt des Fjordlands übersetzten. Während der Woche auf See bekamen sie noch ausge-schmücktere Fassungen der Geschichte zu hören.
Es war Hochsommer, als sie schließlich Firnstayn erreichten. Alfadas war überrascht, wie klein die Siedlung am Ufer des Fjords war. Nach den Erzählungen seines Vaters hatte er sie sich weit bedeutender vorgestellt. Neun Langhäuser und drei Dutzend kleiner Hütten wurden von einer Holzpalisade auf
Weitere Kostenlose Bücher