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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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eine Ahnung, eine kaum wahrnehmbare Veränderung in den Klängen des Waldes. Der Ruf der Käuzchen und das Rascheln von Mäusen im trockenen Laub verblassten mehr und mehr, als in der Ferne das Lied einer Flöte erklang. Mandred meinte einen bocksbeinigen Kerl im Schatten der Bäume zu sehen, der auf einer Hirtenflöte spielte und dazu tanzte.
    Dann mischten sich weitere Klänge zum Lied der Flöte. Klänge, denen der Menschensohn keine Instrumente zuzuordnen vermochte.
    Die Elfen waren unruhig, fast wie Kinder, die auf die Leckereien warteten, die es im Fjordland zum Apfelfest g ab .
    Zwischen den Schattenrissen der Bäume leuchtete jetzt ein rotes Licht. Eine riesige Laterne . Nein, ein Zelt, in dem Licht brannte. Der Wald öffnete sich, und Mandred war wie gebannt von dem Anblick, der sich ihm bot. Sie hatten eine weite Lichtung erreicht, in deren Mitte sich ein großer Hügel erhob, aus dem eine steile Felsnadel erwuchs. Von unten betrachtet schien es, als reichte sie bis zur Mondscheibe hinauf. Den Fuß des Felsens hätten wohl fünfzig Männer mit ausgebreiteten Armen nicht zu umspannen vermocht. Tausende Lichter umtanzten den zerklüfteten Stein zum Klang der Musik.
    Um den Hügel herum standen dutzende Menhire, gleich kleineren Brüdern der Felsnadel. Überall zwischen ihnen bewegten sich Elfen, die einen ausgelassenen Reigen tanzten. Auf der ganzen Lichtung erstreckte sich ein Lager. Wie riesige, bunte Laternen leuchteten die Zelte in der Nacht. So viele waren es, dass nicht nur Emerelles Hofstaat zu diesem Fest gekommen sein konnte.
    Plötzlich änderte sich der Rhythmus der Musik, und Mandred sah, wie sich eine einzelne Gestalt aus dem Reigen der tanzenden Elfen löste. In gleißendes Licht gehüllt, schwebte sie zur Spitze der Felsnadel und grüßte mit weit ausgebreiteten Armen den Mond.
    Wie zur Antwort auf den Gruß quoll fließendes Licht aus der Felsnadel hervor, umhüllte bald den ganzen Hügel und ergoss sich schließlich über die Lichtung. Es griff auch nach den Gefährten. Mandred hielt erschrocken den Atem an. Ein einziges Mal in seinem Leben hatte er ein ähnliches Licht gesehen, als er an einem Sommernachmittag im klaren Wasser des Fjords getaucht war. Deutlich erinnerte er sich daran, wie er aus der Tiefe hinauf zur Sonne geblickt hatte und wie das Wasser ihre Strahlen verändert hatte.
    Noch immer wagte er nicht zu atmen. Ein Schwindelgefühl ergriff ihn. Das Licht schien durch ihn hindurchzufließen und ihn mit sich zu tragen.
    Mandred hörte Stimmen.
    »Nein, es geht ihm gut.«
    Blinzelnd sah sich der Menschensohn um. Er lag im hohen Gras. »Was ist mit mir?«
    »Du bist plötzlich vom Pferd gefallen«, antwortete Nuramon. »Aber es scheint, als hättest du dich nicht verletzt.«
    »Wo ist das Licht?« Mandred versuchte sich aufzurichten. Er lag neben einem roten Zelt; das wunderbare Licht aber, das aus dem Felsen geströmt war, war verschwunden.
    Nuramon half ihm auf.
    »Du bist der erste Menschensohn, der dem Fest der Silbernacht beiwohnt«, sagte Ollowain streng. »Ich hoffe, du weißt diese besondere Gunst zu schätzen.«
    »Schwertmeister?« Zwei Elfen in schimmernder Rüstung traten an sie heran. »Die Königin wünscht dich allein zu sehen.«
    Farodin und Nuramon sahen einander erstaunt an.
    »Sind wir in Ungnade gefallen?«, fragte Mandred trocken.
    »Es steht uns nicht zu, die Befehle der Königin zu deuten.« Ohne ein weiteres Wort entfernten sich die Elfenkrieger mit Ollowain.
    »Wurde er eingeladen oder abgeführt?«, fragte Yilvina verwundert.
    »Meinst du, Emerelle weiß, wie spät er uns in Aniscans zu Hilfe kam?«, fragte Mandred.
    »Ich glaube, sie will sein Wort vor unserem hören«, erwiderte Farodin. Diesmal tauschte er mit Nuramon einen besorgten Blick.
    Der Mond war zum Horizont gewandert, als die Wachen zurückkehrten. Über eine Stunde hatte man sie mit ihren Zweifeln allein gelassen, während die übrigen Albenkinder im Lager ein ausgelassenes Fest feierten. Sie folgten den beiden Kriegern zum safranfarbenen Zelt der Königin. Es war größer als ein Langhaus, dachte Mandred neidisch.
    Als er nach seinen Gefährten eintreten wollte, kreuzten die Wachen vor ihm die Speere. »Verzeih uns, Menschensohn«, sagte einer von ihnen. »In dieser Nacht ist es dir nicht erlaubt, die Königin zu sehen. Allein diesem Fest beizuwohnen ist mehr Ehre, als je einem anderen Menschen zuteil wurde.«
    Mandred wollte zu einer bissigen Antwort ansetzen, als er aus dem Zelt deutlich die

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