Die Elfen
Eingeweiden, Blut oder die Haut zu sehen. So war es unmöglich zu erraten, von welchem Tier das Fleisch stammte, das da vor sich hin brutzelte. Es war hell wie Geflügel. Beim Anblick lief Mandred das Wasser im Mund zusammen. »Was ist das?«, fragte er Nuramon schließlich.
»Das ist Gelgerok«, antwortete der Elf.
Mandred war neugierig. Die Elfen hatten während ihrer Suche nach Noroelles Sohn oft von Gelgeroks erzählt und sie ausführlich beschrieben, aber Mandred konnte sich noch immer nicht vorstellen, wie solch ein Tier aussehen sollte. »Liegt sein Kadaver noch in der Nähe? Kann ich ihn mir ansehen?«
»Das tut mir Leid, Mandred. Ich habe ihn erlegt und das, was ich nicht brauche, Gilomern überlassen.«
»Gilomern? Wer ist das?«
»Er lebt hier in den Wäldern und ist ein Jäger, holt sich aber auch gern das, was andere zurückgelassen haben.«
»Ist er auch ein Elf?«
»Ja.«
»Und ist er ein Freund?«
»Nein. Gilomern macht sich nicht viel aus Freundschaft. Aber es ist üblich, dass wir ihm seinen Teil überlassen. Er hat sich den Gelgerok gewiss schon geholt. Mach dir keine Gedanken. Früher oder später wirst du noch einen Gelgerok zu Gesicht bekommen.«
Nuramon machte sich daran, das Gemüse zu schneiden. »Mandred, wie wäre es, wenn du die Soße zum Fleisch bereitest? Ich habe die Kräuter schon geschnitten, und die Gewürze sind dort. Am besten nimmst du den Bratensaft aus der Fleischpfanne und mischst alles nach deinem Geschmack.«
Mandred war erstaunt, welches Vertrauen der Elf in ihn setzte. Hier war er, Mandred Torgridson, der Jarl von Firnstayn und Bezwinger des Mannebers! Und er sollte kochen! Wenn das die Leute im Fjordland wüssten! Dann würde man sich bald nicht mehr von Mandred dem Jarl erzählen, sondern ein Trinklied von Mandred dem Koch singen. Was hatte Nuramon auf der Suche nach Guillaume oft gesagt: Du wirst noch einen Menschen aus mir machen. Wenn Mandred sich nicht vorsah, dann würden Nuramon und Farodin noch einen Elfen aus ihm machen, und er würde am Ende gar Gefallen am Kochen finden.
Zögernd tat er, was Nuramon ihm aufgetragen hatte, und war kurz darauf überrascht, wie gut die Soße schmeckte. Nebenher hatte er aufgepasst, dass das Fleisch nicht anbrannte, und sogar das Brot aus dem Ofen geholt. Und als Nuramon von der Soße kostete und sie für köstlich erklärte, konnte Mandred seinen Stolz nicht verbergen. Selbstverständlich war sie köstlich!
Während Nuramon und er die Speisen auf den Tisch auftrugen, traf Farodin ein. Er hatte Gepäck dabei und legte es auf einem der vielen leeren Stühle ab. »Wie es scheint, komme ich keinen Augenblick zu spät.« Er schien gute Laune zu haben und großen Hunger.
»Endlich wieder etwas Richtiges zu essen«, sagte Mandred. Das, was sie hier auftischten, waren nicht die kleinen Portionen, die sie ihm in der Burg gereicht hatten. Nuramon hatte reichlich Gemüse und Fleisch herangeschafft. Jetzt konnte es Mandred nicht schnell genug gehen, bis sie sich endlich an den Tisch setzten.
Beim Essen behielt Mandred Farodin im Auge. Was würde der Elf wohl zu seiner Soße sagen? Bisher hatten sie nicht darüber gesprochen, doch das würde er gleich ändern. Mandred wandte sich an Nuramon. »Dieses Fleisch ist wirklich lecker. Und selbst das Grünzeug schmeckt.« Er schaute zu Farodin. »Stimmt doch, oder?«
Farodin nickte höflich und sagte zu Nuramon: »Noroelle hat immer mit großer Anerkennung von deiner Kochkunst gesprochen. Auch ich habe sie auf der Reise zu schätzen gelernt. Das Essen ist vorzüglich, besonders diese Soße hier.«
Mandred tauschte einen verschwörerischen Blick mit Nuramon, dann lehnte er sich zurück und fragte: »Kannst du ein Geheimnis für dich behalten?«
»Selbstverständlich«, antwortete Farodin und steckte sich ein kleines Stück Fleisch in den Mund.
»Die Soße habe ich gemacht«, sagte er genüsslich.
Farodin stockte, kaute dann aber langsam weiter. Als er geschluckt hatte, lächelte er verschwörerisch: »Ihr wollt mich auf den Arm nehmen.«
»Nicht im Mindesten«, erklärte Nuramon.
»Nun, Mandred. Ein großes Kompliment an dich«, sagte Farodin anerkennend.
Mandred war stolz. Wenn man die Elfen überraschte, kamen ihre wahren Urteile an den Tag. »Aber du musst mir versprechen, dass du niemandem davon erzählst, dass Mandred Torgridson am Herd gestanden hat!«
»Ich verspreche es dir, wenn du mir versprichst, niemandem zu sagen, dass ich nicht zwischen der Kochkunst eines Menschen
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