Die Elfen
gab, deutlich zu sehen und zu spüren. Selbst der sanfte Wind, der hier wehte, schmeckte nach Wüste.
Nuramon folgte einem Pfad, der an den Rand der Siedlung führen sollte. Valiskar hatte ihm diesen Weg gewiesen; angeblich befand sich dort die Grenze dieser Gefilde. Die verbliebenen Orte in der Zerbrochenen Welt galten gemeinhin als Inseln in einem Meer aus Nichts. Und dieses Meer wollte Nuramon sich ansehen. Er hatte seine Gefährten an der Quelle bei den Pferden zurückgelassen, sie ruhten dort in einem der Lehmhäuser. Mandred kam trotz der Hilfe der Heiler von Valemas nur langsam wieder zu Kräften. In seinem Fieberschlaf rief er immer wieder nach Atta Aikhjarto. Farodin war bei ihm geblieben. Trotz der Gastfreundschaft, die ihnen letztlich doch gewährt worden war, misstraute er den Bewohnern der Oase.
Nuramon aber war viel zu neugierig, um dort zu verweilen. Er legte sogar noch einen Schritt zu, um möglichst bald an den Rand der Oase zu gelangen.
Plötzlich endete der Pfad, auf dem er ging, an einer Statue, welche Yulivee zeigte, die Begründerin der Oase. Ihr Abbild fand sich hier in Valemas an vielen Orten. Die Elfen der Wüste verehrten sie fast so wie Mandred seine Götter. Sie war eine schöne Frau gewesen. Ein zuversichtliches Lächeln lag auf ihren Lippen, und in die Augenhöhlen der Statue aus Sandstein waren zwei Malachite eingesetzt. Nuramon hatte am Hof der Königin gesehen, wie ein Bildhauer Edelsteine in eine Statue eingefügt hatte. Zuerst wurden die Steine in die Augenhöhle gesetzt, dann nahm man die steinernen Augenlider hervor, legte sie an und ließ sie durch einen Zauber an die Statue anwachsen. So überdeckten sie die Malachite, als wären sie echt und als könnten sie jeden Moment blinzeln. Die Figur deutete einladend auf einen Stein neben ihr.
Nuramon folgte der Geste und setzte sich. Der Anblick, der sich ihm bot, überraschte ihn. Er war hier zwar am Rand der Oase, doch nicht das Meer aus Nichts lag vor ihm - wie er es im Stillen erwartet hatte -, sondern die Wüste. Vielleicht musste man dort hinausgehen, immer weiter, um an den Rand dieser Gefilde zu gelangen. Doch mit einem Mal fiel Nuramon auf, dass etwas nicht stimmte. Der Wind wehte ihm in den Nacken, aber zugleich sah er, wie feiner Sand aufgewirbelt wurde und auf ihn zu wehte. Doch er erreichte ihn nicht, sondern verschwand plötzlich, als hätte es ihn nie gegeben. War es möglich, dass die Wüste, die sich vor ihm auftat, nichts als eine Illusion war? Ein Abbild jener Wüste, die auf der anderen Seite der Oase begann und bis zum Steinring führte? Es musste ein mächtiger Zauber sein…
Nuramon stand auf und machte einen Schritt auf die Wüste zu. Auf einmal konnte er die Macht des Zaubers spüren. Eine Barriere gleich einer Wand aus feinstem Glas trennte die Siedlung vom Trugbild dort draußen. Behutsam tastete Nuramon nach der unsichtbaren Wand.
Plötzlich knisterte es unter seinen Fingern. Hastig zog er die Hand zurück. Die Wüste verschwamm vor seinen Augen, und es wurde finster am Horizont. Mit unheimlicher Schnelligkeit fraß sich die Dunkelheit durch das Land. Sie strebte ihm entgegen, verschluckte die Dünen, dann Schritt um Schritt den Sand und die Steine der Ebene. Kurz vor ihm aber ergraute die Finsternis im Schein von Valemas. Die Lichtstrahlen reichten weit hinab. Vor Nuramons Füßen tat sich ein Abgrund auf.
Dort unten wallte blaugrauer Nebel, der sich kaum merklich bewegte. Das musste das Meer sein, auf dem die Inseln der Zerbrochenen Welt schwammen. Und die Finsternis darüber war der Himmel dieser trostlosen Welt.
Irgendwo da draußen war Noroelle. Und vielleicht schaute sie wie er nun in die Unendlichkeit. Gewiss hatte sie wie die Zauberer dieser Siedlung alles nach ihren Vorstellungen geformt. Nuramon blieb nur zu hoffen, dass es kein Ort der ewigen Trauer war, an dem sie sich befand. Wenn es eine Möglichkeit gäbe, diesen Nebel zu überwinden, er würde sie nutzen und so weit gehen, wie es nötig war. Vielleicht gab es einen direkten Weg zu Noroelle, einen Weg, der die Barriere der Königin um giüg.
Nuramon setzte sich wieder auf den Stein neben der Statue. Und während er zusah, wie das Abbild der Wüste zurückkehrte, dachte er über den Einfall nach, der ihm gerade gekommen war. Vielleicht gab es hier eine Art Schiff, das auf dem Nebel fahren konnte wie ein gewöhnliches auf Wasser?
Eine Stimme schreckte ihn aus seinen Gedanken. »Du hast es gesehen?«
Nuramon führte die Hand instinktiv
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