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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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zum Schwert und wandte sich um. Neben der Statue Yulivees stand ein Mann in weiten hellgrünen und weißen Gewändern.
    »Ho! Nicht so schnell, Fremder!«, rief er.
    Da bemerkte Nuramon, dass der Mann keine Füße hatte, es wehten nur die Gewänder in der Luft. Doch sie bewegten sich viel zu heftig für den leisen Wind, der hier herrschte. Auch das grüne Haar wallte um den Kopf der Gestalt, als würde es Strähne für Strähne von unsichtbaren Händen zerzaust. »Du hast wohl noch nie einen Geist gesehen, oder?«
    Nuramon konnte den Blick nicht von der Erscheinung abwenden. »Geister schon, aber keinen wie dich.« Sein Gegenüber wirkte fast wie ein Elf. Sanft stachen die spitzen Ohren durch das Haar, doch schienen sie fleischiger zu sein als Elfenohren. Seine Hände waren auffallend groß und unförmig; gewiss hätte er Nuramons Kopf mit einer Hand umfassen können. Der Kopf des Geistes hingegen war länglich, das Kinn spitz. Auch sein breites Grinsen konnte daran nichts ändern.
    »Ich bin Nuramon. Wie ist dein Name?«
    »Namen! Pah!«, sprach der Geist und winkte ab. »Das Leben wäre viel leichter ohne Namen. Namen sind nur Verpflichtungen. Da kennt einer deinen Namen, und schon ruft er ihn und sagt dir, du sollst dies tun, du sollst das tun.« Er hob die Augenbrauen, und seine blassgrünen Augen glitzerten. »Ich bin einzigartig hier. Es gibt in Valemas nur einen Dschinn. Und das bin ich. Selbst wenn ich mal hier und mal da bin…«, er deutete neben Nuramon und verschwand mit einem kühlen Luftzug, nur um dort zu erscheinen, wo er hingezeigt hatte, ». selbst dann bin ich immer noch derselbe.« Der Geist beugte sich zu ihm hinab. »Sag, was ist deine Lieblingsfarbe?«
    Nuramon zögerte. »Blau«, antwortete er schließlich und dachte dabei an Noroelles Augen.
    Der Geist wirbelte im Kreis, und als er Nuramon wieder entgegenlächelte, hatte er blaues Haar, blaue Augen und trug blaue und weiße Gewänder. »Auch in Blau bin ich noch immer derselbe und der Einzige hier. Wozu also einen Namen? Nenn mich einfach Dschinn.«
    Nuramon konnte es nicht fassen. Vor ihm schwebte ein leibhaftiger Dschinn! Er hatte von ihnen gehört, es hieß, sie seien verschollen, und einige von ihnen würden sich in den wenigen Wüsten Albenmarks verbergen. Manche behaupteten gar, Dschinnen hätten niemals existiert.
    »Nun, Dschinn… Vielleicht kannst du mir helfen.«
    Der Geist machte ein ernsthaftes Gesicht. »Endlich! Endlich jemand, der meine unendliche Weisheit zu schätzen weiß.«
    Nuramon musste lächeln. »Du bist wahrhaft bescheiden.«
    Der Dschinn verbeugte sich. »Gewiss. Ich würde nie etwas über mich sagen, das nicht der Wahrheit entspricht.« Er kam nah an Nuramon heran und flüsterte: »Du musst wissen, dass ich einst…« Er schaute sich um. »Einst lebte ich an einem anderen Ort. Es war eine Oase des Wissens in der allgegenwärtigen Wüste der Unwissenheit.«
    »Hm. Und welches Wissen wurde dort gehütet?«
    Der Dschinn schnitt eine verständnislose Miene. »Selbstverständlich alles: das Wissen, das war, das Wissen, das ist , und jenes, das kommen wird.«
    Dieser fröhliche Geist hielt ihn wohl zum Narren. Selbst Emerelle konnte die Zukunft nur verschwommen sehen. Aber dennoch . Wenn dieser Dschinn nicht nur ein Trugbild seiner überreizten Sinne war und vielleicht gar ein Fünkchen Wahrheit in seinen Worten steckte, dann mochte er ihm bei der Suche nach Noroelle helfen. »Wo ist dieser Ort?«, fragte er den Geist.
    »Du musst ihn dir wie eine riesige Bibliothek vorstellen. Und diese steckt in dem Feueropal der Krone des Maharadschas von Berseinischi.«
    »Eine Bibliothek? In einem Stein?«
    »Gewiss.«
    »Das ist kaum zu glauben.«
    »Würdest du eher glauben, dass der Feueropal ein Albenstern ist, der sich bewegt?«
    Nuramon schwieg. Der Dschinn hatte Recht, ein Albenstern, der nicht an einen Ort gebunden war, erschien ihm noch unglaubwürdiger als ein Stein, in dem Geister alles Wissen sammelten.
    Der Dschinn sprach weiter. »Der Feueropal war unser Geschenk an den Maharadscha Galsif. Wir waren ihm zu großem Dank verpflichtet. So vertrauten wir ihm den Feueropal an und wurden seine Berater. Und wir waren gute Berater.« Er verschwand wieder und tauchte links neben Nuramon auf. »Galsif war ein kluger Mann und hütete unser Wissen mit großer Weisheit. Und in dieser Weisheit verschwieg er seinem Sohn unsere Anwesenheit. Denn dieser war ein Tyrann und ein Narr und unseres Wissens nicht würdig. Wir Geister gingen

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