Die Elfen
aufgeschrieben zu werden.«
Der Jarl blickte verlegen zu Boden. »Das ist . Mein Leben soll aufgeschrieben werden?« Er hatte ein ungutes Gefühl, fast so, als wollte man ihm etwas entreißen.
»Möchtest du nicht nach einem Zipfel der Unsterblichkeit greifen, Mandred Torgridson? Man wird die Geschichte noch lesen, wenn du längst Staub geworden bist. Du solltest dein Licht nicht unter den Scheffel stellen. Wann hat man je gehört, dass zwei Elfen wie Farodin und Nuramon einen Menschen wie dich zu ihrem Gefährten erwählt haben?«
Mandred nickte zögernd. Noch immer hatte er das Gefühl, etwas Kostbares aufzugeben, wenn er von seinem Leben erzählte. Aber vielleicht war das nur abergläubische Furcht? Er durfte sich seinen Gefährten nicht in den Weg stellen. Sie hatten so vieles auf sich genommen, um hierher zu gelangen. »Ich stimme dem Handel zu.«
»Ausgezeichnet, Menschensohn! Ich danke dir für das Geschenk, das du der Bibliothek machst.« Gengalos' Worte vermittelten Mandred ein wohltuendes Gefühl. So wie Branntwein, der einen in einer Winternacht von innen heraus wärmte. »Ich werde euch nun eure Quartiere zeigen. Die Bibliothek ist so groß wie eine kleine Stadt. Eine Stadt des Wissens, gebaut aus Büchern! Es gibt drei Küchen, die Tag und Nacht offen sind, und zwei große Speisesäle. Wir haben sogar Thermen in einem abgelegenen Seitenflügel.« Er wandte sich wieder an Mandred. »Und wir haben einen sehr gut bestückten Weinkeller. Manche der Hüter des Wissens, zu denen auch ich gehöre, halten nicht viel von Askese. Wie soll der Geist frei sein, wenn wir unseren Körper in Fesseln schlagen? So ist jeder unserer Studierenden bestens versorgt.«
AUF YULIVEES SPUREN
Nuramon konnte noch immer kaum fassen, dass der Dschinn in Valemas tatsächlich die Wahrheit gesprochen hatte. Auch wenn die Sehnsucht nach Noroelle ihn bereitwilllig der Spur hatte folgen lassen, hatte er insgeheim Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Geistes gehegt. Nun aber zeigte sich, dass er gut daran getan hatte, seinen Gefährten von Iskendria zu erzählen.
Sie waren seit nunmehr neun Tagen hier. Davon hatten er und Farodin allein fünf Tage damit verbracht, die Gedichte der Blütenfeen abzuschreiben. Seither suchten sie nach Aufzeichnungen über die magischen Barrieren. Es war spannend, im unendlichen Wissen dieser Hallen zu stöbern. Und selbst Mandred wurde es in diesen Hallen nicht langweilig. Er erkundete die Bibliothek und genoss die üppigen Speisen, die ihnen in ihren Quartieren aufgetischt wurden. Und der Weinkeller war rasch zu seinem Lieblingsort geworden. Von dem gesammelten Wissen interessierten ihn nur die aegilischen und angnosischen Sagen. Zu Nuramons Erstaunen ließ Mandred sich die Erzählungen von einem Kentauren auf Dailisch vortragen. Diese Sprache war zwar verglichen mit dem Elfischen leicht zu erlernen, doch Mandred hatte sie sich in nur einem Winter mit Hilfe der beiden Kentauren am Hof der Königin angeeignet - was eine Leistung für einen Menschen war. Der Jarl hatte so sehr Gefallen an den Sagen von Eras dem Pandriden und Nessos dem Telaiden gefunden, dass Nuramon ihn im Scherz Mandred den Torgriden nannte und dem Geschlecht der Mandriden eine großartige Zukunft voraussagte.
Farodin hatte sich in eine Studierstube zurückgezogen. Die Hüter des Wissens hatten ihm einen Gehilfen zugewiesen, einen jungen Elfen namens Elelalem, den alle schlicht Ele nannten. Farodin sandte den Ärmsten durch die ganze Bibliothek, um Schriften zusammenzutragen. Da der Jüngling alle Sprachen kannte, die in dieser Bibliothek vonnöten waren, diente er Farodin oftmals als Übersetzer. Sein Gefährte wollte zum einen sein Wissen über den Torzauber erweitern. Außerdem suchte er nach Erzählungen über die Barrieren und wollte mehr über die Sandkörner herausfinden.
Nuramon dachte nach wie vor, dass die Sandkörner nicht die Lösung sein konnten. Gewiss, Farodin hatte ein paar Dutzend zusammengetragen, aber es musste andere Möglichkeiten geben. Statt hier an diesem Ort des Wissens auf ausgetretenen Pfaden zu suchen, hatte Nuramon nach neuen Wegen Ausschau gehalten. Er kam gerade von den Pferden, die er aus dem Stall des Gasthauses geholt und nun bei einer Elfe untergestellt hatte, die unerkannt unter den Menschen lebte. In der Stadt hieß es, sie wäre die Witwe eines wohlhabenden Händlers und eine der reichsten Frauen von Iskendria.
Um von den Menschen nicht erkannt zu werden, verbarg sie ihre Ohren und ihr Gesicht
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