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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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Die meisten aber kehrten nach Albenmark zurück. Wir konnten die Pforte allein nicht öffnen. Und die Not oder die Neugier waren nie so groß, dass wir das Orakel in Anspruch nehmen wollten.«
    Nuramon musste an Yulivee denken. Sie musste eine der Elfen gewesen sein, die einst die Zwerge getroffen hatte. »Wäre denn ein Zwerg bereit, mich zu begleiten?«, fragte er hoffnungsvoll.
    »Ein Zwerg wird einem Elfen zur Seite stehen, ebenso wie ein Elf einst den Zwergen zur Seite stand«, sagte Wengalf feierlich.
    Nuramon wusste nicht, was der Zwergenkönig damit sagen wollte. Vielleicht spielte er auf die Zeit an, da die Zwerge noch in Albenmark gelebt hatten und mit den Elfen Bündnisse eingegangen waren.
    »Du erinnerst dich nicht«, sagte der König.
    »Nein. Ich bin zu jung. Ich habe nicht gesehen, wie Elfen und Zwerge in Albenmark Seite an Seite lebten.«
    »Aber du hast dich kaum verändert. Ich erkenne dich immer noch. Und auch Thorwis hat dich gleich erkannt. Wie viele Jahre ist es her? Gewiss mehr als dreitausend Jahre.«
    »G enau dreitau sendz weihundertsechsun dsiebz ig«, erklärte Thorwis.
    Mit einem Schlag wurde Nuramon klar, worauf der Zwerg anspielte. »Du musst mich mit einem meiner Vorfahren verwechseln!«
    »Nein, wir meinen dich«, sagte Thorwis. »Ich habe dich erkannt. Du bist Nuramon. Es gibt keinen Zweifel.«
    »Wir nannten uns einst Freunde«, setzte der König nach.
    Nuramon konnte es nicht fassen. Er war an einen Ort gekommen, an dem man sich an einen seiner Vorfahren erinnerte und bereit war, über ihn zu sprechen. Und der Zwergenkönig hatte diesen Vorfahren einst als Freund betrachtet!
    »Es war zu jener Zeit, da ich noch auf meine Königswürde wartete, als wir Freundschaft pflegten. Du bist an unserer Seite aus Albenmark fortgegangen. Unser Volk hat gemeinsam mit dir eine große Queste bestanden und diesen Ort ausfindig gemacht. Wir haben zusammen gejagt, gekämpft und gefeiert. Und wir haben gleichermaßen den Tod gefunden.«
    »Ich bin hier gestorben?«, fragte Nuramon.
    Wengalf deutete hinaus ins Tal. »Dort haben hundert Zwerge gegen den Drachen Balon gekämpft. Doch nur wir beide haben ihn besiegt und es mit unserem Leben bezahlt. Du bist dort draußen gestorben, ich wenige Tage später. Auf dem Sterbebett hat man mich zum König gekrönt.«
    Nuramon konnte kaum glauben, was er da hörte. Wengalf dachte tatsächlich, dass er derselbe Elf sei wie damals. Doch er hatte vielmehr das Gefühl, einer Sage zu lauschen, konnte er sich doch an nichts dergleichen erinnern.
    »Ich weiß noch, wie du gestorben bist. Wir beide lagen im heißen Blut des Drachens. Du sagtest: >Das ist nicht das Ende. Ich werde zurückkehren.< Das waren deine letzten Worte. Wie lange habe ich auf deine Rückkehr gehofft! Und ich muss gestehen, dass die Zeit so lang wurde, dass ich nur selten, jedoch immer am Gedenktag, daran dachte. Ich malte mir aus, wie irgendwo deine Seele wiedergeboren wurde, du dich aber nicht erinnern konntest, was du einst getan hattest. Schließlich war so viel Zeit verstrichen, dass ich dachte, du wärest längst ins Silberlicht gegangen. Doch ich habe mich geirrt.«
    Nuramon ging aufs Knie, um auf der gleichen Augenhöhe wie Wengalf zu sein. »Ich wünschte, mit der Seele hätte ich auch die Erinnerung meiner Vorfahren erhalten. Doch dem ist nicht so. Was du mir erzählst, ist die Geschichte eines anderen. Ich kann sie nicht als Teil meiner selbst betrachten.«
    Thorwis mischte sich ein. »Wieso kannst du das nicht? Wenn du dich schlafen legst und wieder auf wachst, bist du dann noch der Gleiche? Und wenn du der Gleiche bist, woher weißt du es?«
    »Ich weiß es, weil ich mich an das, was zuvor war, erinnere«, entgegnete Nuramon.
    Thorwis legte ihm die Hand auf die Schulter. »Dann betrachte das, was du von deinen Vorfahren erfährst, als Erinnerungen deiner Seele, als etwas, das du nur vergessen hast. Und wer weiß: Eines Tages mag die Erinnerung deiner Seele auch die deines Geistes werden.«
    »Du meinst, ich kann mich vielleicht eines Tages an den Kampf gegen den Drachen und an meine Freundschaft zu Wengalf erinnern?«
    »Ich kann es dir weder versprechen, noch kann ich dir Hoffnungen machen. Ich kann nur sagen, dass es schon so geschehen ist. Es gibt Albenkinder, die sich an ihre früheren Seelen erinnern. Die meisten davon sind Zwerge. Vielleicht findest auch du eines Tages den Pfad zu deinen früheren Leben. Die Zauberei ist dir nicht fremd, und deine Sinne sind sehr wach. Der erste

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