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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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wiedersähen. Als er dem Herzog zugerufen hatte, er möge an diesem Mahl ersticken, hatte Scandrag ihn niedergeschlagen.
    Ein Wispern schreckte Mandred aus seinen Gedanken. Jemand war schräg über ihm. Er sprach mit leiser, kehliger Stimme. Kurzes Schweigen. Dann begann das Wispern erneut. Diesmal hatten sich Tonlage und Sprachmelodie verändert. Schließlich sprach die Stimme auf Elfisch, doch Mandred verstand nur wenige Worte. Es war von einem Versuch die Rede, von Sprachen und von Menschen, wahrscheinlich von ihm.
    »Verstehst du Dailisch?«, fragte Mandred in der Sprache der Kentauren.
    »Wer bist du?«, kam nun die Gegenfrage auf Dailisch.
    Mandred zögerte. Mochte das hier eine List der Trolle sein, um aus ihm herauszulocken, was er an der Festtafel nicht gesagt hatte? »Ich bin Torgrid von Firnstayn«,
    antwortete er schließlich.
    »Wie haben sie dich gefangen?«, fragte darauf die Stimme über ihm.
    »Ich war auf der Jagd.« Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Es hingen noch andere Käfige rings herum.
    »Und warum spricht ein menschlicher Jäger die Sprache der Kentauren? Wer hat sie dich gelehrt? Seit den Tagen des Alfadas pflegen Albenkinder nur selten Umgang mit den Menschen.«
    Mandred fluchte stumm. Lügen haben kurze Beine! »Ein Freund hat sie mich gelehrt.«
    »Der Menschensohn belügt uns«, sagte nun eine müde Stimme weit oben in der Dunkelheit. »Meine Ohren ertragen weder seine Lügen noch die Art, wie er die dailische Sprache verstümmelt. Lasst ihn! Scandrag wird ihn als Nächsten holen. Es ist nicht mehr lang bis zum Mittwinterfest, das fühle ich. Bis dahin gebiete ich euch Schweigen, meine Brüder und Schwestern. Wir sind ohnehin nur noch Fleisch. Und Fleisch spricht nicht.«
    Schweigt doch, ihr Bastarde, dachte sich Mandred. Bestraft mich! In zwei oder drei Stunden holt Farodin mich hier heraus. Und dann werdet ihr mir die Füße dafür küssen, dass ich hierher gekommen bin.

EIN BLICK IN DEN SPIEGEL

    Nuramon folgte dem Zwergenkönig und war sich gewiss, dass am Ende des Weges eine weitere Überraschung auf ihn wartete. Er hatte in diesem seinem Leben noch nie so viel Anerkennung erfahren wie hier in den Hallen der Zwerge. Zu seinen Ehren hatte der König ein Fest gegeben, und Nuramon hatte so ausgelassen gefeiert, dass er sich selbst kaum wieder erkannt hatte. Ein wenig Entgegenkommen hatte ausgereicht, und schon hatte Nuramon sich als Teil der Gemeinschaft gefühlt. Die Zwerge behaupteten zwar, er habe den Becher viel zu vornehm gehoben, doch er hatte sich immerhin bemüht, ihren rauen Tischsitten entgegenzukommen und Speis und Trank anzunehmen, die er sonst nie und nimmer gegessen hätte.
    Viele Zwerge hatten ihn gefragt, ob er sich noch daran erinnere, ihnen begegnet zu sein. Doch zu seinem Bedauern erkannte er niemanden aus seinem früheren Leben. Er hatte zwar gehofft, die vertraute Umgebung werde ihm die Erinnerung daran schenken, doch so leicht war es offenbar nicht. Wenn er jedoch Thorwis glauben durfte, dann würde er eines Tages all seine Zwergenfreunde wieder erkennen und nachempfinden können, was er einst gewahrt, gedacht und gefühlt hatte.
    Längst begriff Nuramon, wieso er in seinem früheren Leben den Zwergen so nahe gestanden hatte, obwohl sie auf den ersten Blick so wenig mit ihm gemein hatten. Thorwis hatte ihm gesagt, dass die Zwerge zwar das Mondlicht kannten und es Silberlicht nannten, bislang jedoch nur einige wenige in dieses Licht gegangen waren. Die meisten Zwerge zeichneten die Erfahrungen eines Lebens auf und starben irgendwann, nur um dann in einem neuen Leben ihr eigenes Erbe anzutreten. Von Anfang an war für die Kinder der Dunkelalben die Wiedergeburt die Regel. Und jeder begriff seinen Tod nur als Unterbrechung des Lebens, gleich einem Schlaf, der die Erinnerung trübte. Mit der Zeit konnte man diese Erinnerung wiedererlangen, und der Tod war nicht mehr als ein kurzer Traum.
    Manche Zwerge hatten die Erinnerung an all ihre Leben wiedergewonnen. Thorwis und Wengalf zählten zu ihnen. Die meisten aber befanden sich noch auf dem Weg zu ihrem Ziel. Bis sie es erreichten, würden sie in den Schriften lesen, die sie sich selbst hinterließen, um das Wichtigste über ihre Vergangenheit in Erfahrung zu bringen.
    Nuramon war noch weit von der Erinnerung entfernt. Er wusste nur wenig über sich und hatte sich selbst auch nichts hinterlassen. Wengalf und Thorwis hatten ihm zwar berichtet, dass er die Zwerge in Albenmark kennen gelernt hatte,

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