Die Elfen
gemeinsam aufwachsen und sich einst wieder lieben. So habe ich es mit meiner Liebsten gehalten. In der Schrift meines Lebens steht, dass Solstane und ich schon in Albenmark ein Paar waren. Wir liebten uns, wurden uralt und zeugten viele Kinder.«
Nuramon bewunderte Alwerich. Eine Liebe, die ewig währte, war etwas, wovon er kaum zu träumen wagte. Er wusste nicht einmal, ob Noroelle zu retten war. Er hoffte es und glaubte daran, doch wissen konnte es wohl nur Emerelle. Selbst wenn es ihm und Farodin gelang, Noroelle zu befreien und die Jahre in der Zerbrochenen Welt sie nicht verändert hatten, müsste sie sich für einen von ihnen entscheiden. Vielleicht würde ja die Liebe zu Noroelle eine ewige werden…
Mit einem Mal befielen ihn Zweifel. Was, wenn er die Erinnerung an seine früheren Leben zurückerhielt und feststellte, dass er unsterblich in eine andere Frau verliebt gewesen war? Und was, wenn auch sie wiedergeboren war?
In Gedanken versunken, liefen sie weiter, dem Orakel Dareen entgegen.
DAS FESTMAHL
»Ässen, Mänsch!«
Widerwillig biss Mandred in die fetttriefende Keule. Jedes Mal, wenn Scandrag kam, musste er an sein Mahl mit dem Herzog denken. Zuerst hatte Mandred sich geweigert, Fleisch zu essen. Dann aber hatte der Hunger gesiegt. Außerdem musste er bei Kräften sein, wenn Farodin kam…
Was war nur mit Farodin geschehen? Wenn er noch lebte, dann wäre er längst gekommen! Nur ruhig, ermahnte sich Mandred in Gedanken. Farodin wird kommen! Etwas mochte seinen Weg verzögern, aber nichts konnte ihn von dem abbringen, was er sich in den Kopf gesetzt hatte. Außerdem war er verdammt schwer umzubringen.
Verstohlen blickte Mandred zu Scandrag, dem Koch. Der Troll hatte gerade einen gewaltigen Haufen Zwiebeln geschnitten. Er kümmerte sich gut um die Gäste in der Vorratskammer des Herzogs, jedenfalls nach den Maßstäben eines Trolls. Alle paar Stunden holte er Mandreds Käfig herunter und sorgte dafür, dass er aß. Es gab viel Brot, Gemüse, frische Eier und Fisch. Heute war Scandrag besonders zuvorkommend. Zweimal schon hatte er Mandred in einer riesigen Pfanne Eier mit Speck gebraten. Der Jarl mochte es, wenn die Eidotter noch weich waren. Dann tunkte er frisches Brot darin ein und schob es sich in großen Stücken in den Mund .
Mandred drehte sich gerade herum, um sich einen zweiten Kanten Brot am Ofen zu holen, als Scandrag hastig etwas hinter seinem breiten Rücken versteckte.
»Nix Angst ham, klaine Mann. Macht Flaisch zäh! Du schnell kaputt.« Der Troll sagte das in einem Ton, als spräche er mit einem unartigen Kind.
Mandred griff nach der großen Pfanne. Sie war aus dunklem Kupfer. Eisen gab es in der ganzen Küche nicht.
Der Koch runzelte die Stirn und rieb sich die breite Nase. Noch immer versteckte er die rechte Hand hinter dem Rücken. »Bittä. Ich war immär gut zu dir, klaine Mann. Mache nix Ärger jätzt!« Plötzlich stürmte er vor. Für seine Größe bewegte sich der Troll erstaunlich behände. Er schwang einen riesigen Knüppel und zielte mit seinem Hieb auf Mandreds Kopf.
Der Mensch schleuderte Scandrag die heiße Pfanne entgegen, doch der schlug sie mit einer lässigen Bewegung zur Seite. »Machä Schluss jätzt!«
Mandred griff sich ein Steinmesser und ging in die Knie. Durch die langen Tage im Käfig waren seine Glieder steif geworden. Scandrag verfehlte ihn nur knapp mit seiner Keule.
Mandred sprang den riesigen Koch an und stieß ihm das Messer durch den Fuß. Der Troll heulte wütend auf. Ein Tritt mit dem unverletzten Fuß fegte Mandred zur Seite und schleuderte ihn gegen den großen gemauerten Ofen. Der Krieger fühlte sich, als hätte er sich sämtliche Knochen gebrochen. Halb bewusstlos sah er noch, wie sich Scandrag mit der Keule in der Hand vor ihm aufbaute.
»Wirst gut schmäcken in Honikkrustä!«
GETRENNTE WEGE
Mit einem leisen Knarren öffnete sich die Tür. Erleichtert verharrte Farodin. Er hatte fast nicht mehr daran geglaubt, es noch zu schaffen. Endlich war er dem Labyrinth entkommen!
Vorsichtig schob er die Geheimtür weiter auf, bis der Spalt gerade breit genug war, um hinauszuschlüpfen. Der Elf befand sich auf einem schmalen Flur, der in graues Zwielicht getaucht war. Vorsichtig schloss er die Geheimtür wieder, bis sie sich vollkommen in die Holztäfelung der Wand einfügte. Er zog eines der Wurfmesser und schnitt eine schmale Kerbe in das Holz, damit er oder andere die Stelle später wieder finden konnten. Dann machte er sich auf den
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