Die Elfen
schon längst genommen.«
Die Elfen mussten sich die Augen verbinden, um die Küche mit ihren hellen Feuern durchqueren zu können. Mandred war nicht lange genug in der Finsternis gefangen gewesen, um so empfindlich wie die Elfen zu werden. Der Menschensohn würde sie führen müssen, dachte Farodin, denn er selbst würde nicht mit zurück zum Boot kommen.
Scandrag hatte in Truhen die Schätze seiner Opfer verwahrt: Schmuck und Waffen. Dort fanden sie Mandreds Axt. Die Elfen wollten von all dem nichts wissen, doch Farodin beharrte darauf, dass jeder von ihnen zumindest eine Waffe an sich nahm. Und sei es, damit sie sich selbst das Leben nehmen konnten, bevor sie noch einmal von den Trollen gefangen genommen wurden.
Sie wollten die Küche schon verlassen, als Elodrin riet, Feuer zu legen.
»Dieser Turm besteht nur aus Steinen«, höhnte Mandred, der den alten Elfen offensichtlich nicht leiden konnte. »Steine brennen nicht. Ein Feuer zu legen ist sinnlos.«
»Darum geht es nicht, Menschensohn. Der Turm ist wie ein riesiger Kamin. Der Rauch wird nach oben steigen. Er wird von unserer Flucht ablenken und vielleicht auch ein paar Dutzend Trolle ersticken. Scandrag lagert hier viele Fässer mit Waltran. Wenn sie einmal in Brand geraten, gibt es keine Möglichkeit mehr, sie zu löschen.«
Es dauerte nicht lange, bis sie die Fässer fanden. Sie schlugen ein paar Dauben ein, sodass der Tran in zähen Strömen zu Boden rann. Farodin benötigte mehrere Fackeln, um ihn in Brand zu setzen. Mit Scandrags Küche würde auch ein großer Teil der Vorräte der Nachtzinne vernichtet, und das mitten im Winter. Nicht lange, und diese verfluchten Elfenfresser würden Hunger leiden, dachte Farodin zufrieden. Das Feuer zu legen war ein guter Plan! Hätten die Trolle geahnt, was es hieß, einen Elfen wie Elodrin zum Feind zu haben, sie hätten ihn längst geschlachtet.
Farodin führte die Flüchtlinge auf einem Umweg an den schlafenden Trollen vorbei. Selbst das blasse Licht der Barinsteine in den Gängen war zu hell für die an völlige Finsternis gewöhnten Gefangenen. Mit verbundenen Augen gingen sie hintereinander her. Jeder hatte die rechte Hand auf die Schulter des Elfen vor ihm gelegt. Die dunkelhaarige Nardinel stützte Mandred. Der Jarl versuchte sich nichts anmerken zu lassen, doch er war vor Schmerz fast ebenso bleich wie die Elfen.
Wenn es Luth, dessen Namen der Menschensohn bei jeder Gelegenheit im Munde führte, wirklich gab, dann war ihnen der Gott auf ihrer Flucht wohlgesinnt. Kein Troll kreuzte ihren Weg, bis Farodin sie zur verborgenen Tür brachte. Er erklärte den Elfen, wie sie im Labyrinth der Kobolde hinab zur weißen Grotte finden würden. In der Finsternis der Gänge würden sie sich gewiss zurechtfinden können, und er hoffte, dass die Mittwinternacht dunkel genug war, um sie vor den Blicken der Trolle zu verbergen, wenn sie am Strand entlang zur Höhle liefen.
Farodin nahm Elodrin zur Seite. »Dir ist klar, dass der Mensch nicht überleben würde, wenn ihr durch die Bucht schwimmt. Er kann sich nicht vor der Kälte des Wassers schützen.« Farodin wünschte, Elodrin würde die Binde endlich abnehmen, damit er ihm in die Augen sehen konnte, wenn er mit ihm sprach. »Mandred kam hierher, ohne euch zu kennen, und er hat sein Leben für euch gewagt.«
»Ich habe ihn nicht darum gebeten«, entgegnete der Alte kühl.
»Das kalte Wasser würde ihn töten, Elodrin. Ihr müsst über den Landesteg und dann am Strand entlang zur Höhle laufen.«
»Wenn wir diesen Weg nehmen, dann können wir uns gleich den Trollen stellen. Sollte der Mond am Himmel stehen, sind wir am Strand nicht zu übersehen.«
»Einen anderen Weg gibt es nicht für Mandred!«
»Dann war es eine unkluge Entscheidung von ihm, hierher zu kommen.«
Farodin hatte das absurde Gefühl, dass Elodrin ihn durch die Augenbinde hindurch sehen konnte; dass der Alte ihn studierte, jede seiner Gesten, jede Schwankung im Tonfall seiner Stimme.
»Du warst zu lange in der Welt der Menschen, Farodin. Jetzt haftet dir etwas von ihnen an. Ich fühle es deutlich. Wenn du so sehr um das Leben von Mandred besorgt bist, dann komm mit uns.«
Farodin blickte unschlüssig den schmalen Flur hinauf. Er war sich sicher, dass er bis zum Trollherzog kommen würde. Mandred und die übrigen Elfen waren längst durch die Geheimtür in das Labyrinth der Kobolde verschwunden.
»Bevor die nächste Flut kommt, müsst ihr die Höhle verlassen. Wenn ich bis dahin nicht bei euch
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