Die Elfen
bin, dann wartet nicht länger auf mich. Sollte ich nicht zurückkehren, dann reise an meiner Stelle nach Firnstayn. Hinterlasse eine Nachricht für Nuramon, dass er von nun an allein nach Noroelle suchen muss.« Farodin zog das kleine Silberfläschchen mit den Sandkörnern aus seinem Gürtel. Dreihundertsiebenundvierzig hatte er inzwischen gefunden. »Sorg dafür, dass Nuramon das hier bekommt.« Er drückte Elodrin das Fläschchen in die Hand. »Nuramon wird wissen, was damit zu tun ist.«
Der alte Elf nahm das Fläschchen entgegen. »Ich werde dafür sorgen, dass Mandred deine Nachricht und das hier weitergibt.« Er ergriff Farodins Handgelenk im Kriegergruß. »Lass Orgrim langsam sterben, wenn du kannst.« Mit diesen Worten trat er durch die Geheimtür.
Farodin schob die Holzvertäfelung zurück. Endlich allein! Er strich seinen zerrissenen Umhang glatt und zog sich die Kapuze über den Kopf. Dann wurde er eins mit den Schatten der Nachtzinne.
Noch hatte es keinen Alarm wegen des Feuers gegeben, aber lange würde es nicht mehr dauern. Farodin hetzte Treppen und Flure entlang. Immer höher führte ihn sein Weg den Turm hinauf. Er setzte über schlafende Trolle hinweg und wich zweimal patrouillierenden Wachen aus. Beim zweiten Mal musste er sich auf einem Abort an der Außenwand des Turms verstecken. Eisige Steigwinde zerrten an seinen Kleidern. Zwischen den Füßen hindurch konnte er bis zum Hafen hinabblicken. Mehr als hundert Schritt ging es unter ihm in die Tiefe.
Endlich erreichte er den Zugang zur Schwarzen Stiege. So hatte er damals die Treppe aus Obsidian genannt, die verborgen in einer tragenden Wand des Turms bis hinauf zur Spitze führte. Die steinerne Geheimtür schwang leicht in ihren Angeln. Sie war vollkommen ausbalanciert. Die Tür lag hinter dem Standbild eines Eisbären, der sich zum Angriff auf seine Hinterbeine aufgebäumt hatte.
Irgendjemand hatte in seinem Übermut die vorgestreckten Vordertatzen des Bären abgeschlagen. Doch ganz offensichtlich hatte sich noch nie ein Troll die Mühe gemacht, die Nische hinter der Statue näher in Augenschein zu nehmen.
Matt glühende Barinsteine beleuchteten die spiegelnden Stufen der Treppe. Farodin dachte an seinen letzten Tag mit Aileen. Der Herzog der Trolle hatte sie während der Kämpfe um die Shalyn Falah getötet. Bevor sie starb, hatte Farodin ihr geschworen, dass es nie eine andere Frau in seinem Leben geben würde. Und er hatte geschworen, Dolgrim, den Herzog der Trolle, von Wiedergeburt zu Wiedergeburt zu verfolgen. Es war der grimmigste aller Eide, den ein Albenkind leisten konnte.
Farodin hatte Dolgrim gefunden und getötet, noch bevor das Bestattungsfest für Aileen gefeiert wurde. Drei weitere Male hatte er den wiedergeborenen Herzog erschlagen. So verhinderte er, dass sich das Schicksal des Trolls erfüllen konnte und er ins Mondlicht einging. Dabei machten es ihm die Trolle leicht. Ihre Anführer wurden stets aus den wiedergeborenen Seelen erwählt. Starb der Herzog, dann konnte dieses Amt nicht besetzt werden, bis sich ein bedeutender Schamane ganz sicher war, den wiedergeborenen Herzog entdeckt zu haben. Erst wenn ein Trollfürst ins Mondlicht ging, wurde sein Platz wirklich frei. Wann immer er den Herzog der Nachtzinne tötete, konnte er sicher sein, das Leben des wiedergeborenen Dolgrims auszulöschen.
Mit klopfendem Herzen verharrte Farodin am Ende der Obsidiantreppe. Er hatte ein fernes Geräusch wie Gongschlag vernommen. War das Feuer entdeckt worden? Ein Zögern konnte er sich jetzt nicht mehr erlauben. Er griff nach dem steinernen Hebel in der Wand neben sich. Lautlos glitt die Decke über ihm weg. Farodin bewunderte die Handwerkskunst der Kobolde. Jahrhunderte war es her, dass sie diese Geheimtür angelegt hatten, doch die Zeit hatte ihr nichts anzuhaben vermocht.
Vorsichtig schob sich der Elf durch die Öffnung. Hinter ihm schloss sich die Bodenklappe. Nichts deutete mehr auf ihre Existenz hin.
Farodin hatte keine Ahnung, wie man die Geheimtür von diesem Zimmer aus öffnete. Vielleicht war sie nie entdeckt worden, weil man sie nicht von hier aus öffnen konnte. Wie damals würde er auf einem anderen Weg entkommen müssen.
Die Kammer des Herzogs hatte sich verändert. Sie erschien ihm kleiner. Lag es am wuchtigen Bett? War es einfach nur größer und nahm noch mehr Raum ein?
Der Elf hörte das Atmen des schlafenden Herzogs. Lautlos trat er an dessen Bett. Einige Herzschläge lang stand er still und sah dem
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