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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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tanzte er auf dem Deck des Schiffes. Die Mandriden lachten und machten ein paar derbe Späße. Sie konnten nicht ermessen, was dieser Augenblick für die beiden Elfen bedeutete, dachte Farodin. Er konnte seiner Freude nicht so freien Lauf lassen wie sein Kamerad, sein Glück war stumm, und doch war er gewiss nicht weniger aufgewühlt. Vor ihnen lag eine kleine, waldbestandene Insel mit felsigem Ufer. Es war die Insel von Nuramons Bild.
    Die Mandriden legten sich noch einmal mit aller Kraft in die Ruder. Wie ein Eistaucher schoss das Schiff mit dem großen blauen Segel über das Wasser dahin. Doch dann mussten sie den Kurs ändern. Graue Riffe wühlten das Wasser vor ihnen auf. Sie waren keine hundert Schritt mehr vom Ufer entfernt. Doch hier gab es keinen Landeplatz. Sie würden die Nordspitze des kleinen Eilands umrunden und auf der abgewandten Seite nach sicherem Fahrwasser suchen müssen.
    Farodin blickte Nuramon an. Sein Gefährte verstand ihn, ohne dass sie ein Wort wechseln mussten, und grinste schelmisch. Dann sprangen sie gemeinsam über Bord. Das Wasser reichte ihnen bis zur Brust. Halb schwimmend, halb watend näherten sie sich dem Ufer, während das Schiff sich weiter nach Norden hielt, um die Insel zu umrunden.
    Deutlich spürte nun auch Farodin die Kraftlinien der Albenpfade, die einem Stern entgegenstrebten. Sie bewegten sich nach Süden an der Insel entlang in das überflutete Watt hinein. Bald standen sie auf dem Knotenpunkt der Pfade. Bei Flut war er im Wasser verborgen, doch man musste ihn nicht sehen, um seine Kraft zu fühlen. Alles ringsherum stimmte mit Nuramons Bild überein. Es konnte keinen Zweifel geben.
    Sie hatten den Ort gefunden, an dem Emerelle ihre Liebste in die Zerbrochene Welt verbannt hatte.
    Aufgewühlt von einem seltenen Glücksgefühl, schloss Farodin seinen Gefährten in die Arme. Ihre Suche war endlich zu Ende! Nun würde alles gut!

EIN ZAUBER ZUR EBBE

    Es war Morgen, und Nuramon saß auf dem Stein, an dem die Königin einst das Stundenglas zerschlagen hatte. Hier hatten sie viele Sandkörner gefunden, und Farodin erzählte, er habe diesen Stein in einer Vision in der Gewandkammer der Königin gesehen.
    Nuramon konnte immer noch nicht fassen, dass sie tatsächlich den Ort gefunden hatten, den das Orakel ihm gewiesen hatte. Es herrschte Ebbe. Das Meer hatte sich weit zurückgezogen und einen welligen Boden zwischen der Insel und dem Festland zurückgelassen. Das Watt erinnerte Nuramon an den Weg zum Orakel, der ihm wie ein trockenes Flussbett erschienen war.
    Nur etwa zwanzig Schritt entfernt lag der Albenstern. Die Ebbe hatte ihn freigelegt. Die Stelle war an den Muscheln zu erkennen, die sich um den Albenstern sammelten.
    Es war fast ein Wunder, dass sie hier so weit im Osten Land gefunden hatten. Jenseits der Insel schien ein ganzer Kontinent zu liegen, von dem die Menschen im Fjordland, in Angnos, Drusna oder Fargon nichts ahnten. Es sah fast aus wie unberührtes Land.
    »Er ist so weit!«, sagte Mandred und schlug Nuramon auf die Schulter. »Farodin ist bereit.« Der Menschensohn sah müde aus. Die letzten Tage hatte er damit verbracht, Farodin mit dem kleinen Beiboot durch die ganze Bucht zu rudern, um nach verstreuten Sandkörnern zu suchen.
    Nuramon nickte nur.
    »Diesmal wird es schon klappen.« Mandreds Versuch, ihm Mut zu machen, fruchtete nicht. Zu oft hatte Nuramon sich in den vergangenen Tagen bemüht, das Tor zu Noroelle zu öffnen. Doch jedes Mal war er jämmerlich gescheitert. Zuerst hatte er es während der Flut versucht, doch das Wasser schien seinen Zauber zu schwächen, und um die Pforte zu Noroelle zu öffnen, war er auf all seine Kraft angewiesen.
    Nuramon stand auf.
    Die Mannschaft kam herbei und sammelte sich am Strand. Sie wollten sich das Schauspiel nicht entgehen lassen, auch wenn es in den letzten Tagen wenig zu sehen gegeben hatte. Farodin war nicht bei ihnen.
    Die Insel, auf der sie sich befanden, mochte in der Zerbrochenen Welt ein Ebenbild besitzen. Nur ein Tor auf dem Albenstern, und sie wären bei Noroelle! Nuramon konnte nicht fassen, dass sie der Geliebten so nahe waren und doch nicht zu ihr gelangen konnten. Aus eigener Kraft war es unmöglich, an dem Albenstern eine Pforte zu öffnen, denn die Barriere der Königin war zu mächtig.
    »Farodin hat nun alle Sandkörner gefunden, die es hier gibt«, sagte Mandred.
    Die Worte seines Gefährten konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie wohl immer noch zu wenige Sandkörner besaßen und

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