Die Elfen
Zukunft gesehen. Ich habe viel nachgedacht, und es verging kein Tag, da ich mich nicht fragte, warum die Königin mich nicht einfach zu sich holen ließ.«
»War niemand aus Albenmark hier?«
»Niemand! Gelegentlich habe ich mich mit Xern getroffen. Die Königin spricht nicht über uns und duldet nicht, dass in ihrer Nähe auch nur ein Wort über uns verloren wird.«
Farodins Mundwinkel zuckte. »Entweder sie ist außer sich vor Zorn und wartet nur, dass wir zurückkehren und sie über uns richten kann, oder da ist etwas anderes«, sagte er schließlich.
»Die Tore sind wieder offen und unbewacht, seit der Trollkrieg vorüber ist. Es scheint, als wäre die Bedrohung gebannt, vor der Emerelle sich fürchtete.«
»Sie hat gesagt, dass aus dem Tod Guillaumes etwas erwachsen könne und dass sie die Macht des Devanthars nach wie vor spüre. Wie sollte das einfach so vergehen?«
»Der Devanthar wurde nie wieder gesehen. Auch über ihn schweigt man. Zumindest sagt Xern das… Ich habe oft überlegt, was der Devanthar nun plant, wem er nachsetzt und ob er wirklich mit uns fertig ist.«
»Zerbrich dir den Kopf nicht darüber! Lass uns Albenmark meiden, wenn es möglich ist, und den Devanthar für den Augenblick vergessen. Mit diesem Bild hast du mir vielleicht einen Weg gewiesen. Jedenfalls habe ich das Gefühl, dass es so ist.«
»Da ist noch etwas. Bei den Zwergen habe ich .«
Plötzlich flog die Tür auf, und Mandred kam laut singend herein. »Da trat hervor des Torgrids Sohn und trug die Leber von ’nem Eber! Ah, da seid ihr ja! Und? Habt ihr sie gesehen?«
»Wen?«, entgegnete Farodin.
»Na, sie. Dieses wundervolle Weib! Die Schwester Neltors!«
»Für mich sehen die Frauen hier alle gleich aus«, gab Farodin zurück.
Nuramon lächelte. »Er meint Tharhild.«
»Ja! Welch ein Name! Tharhild!« Der Menschensohn grinste anzüglich.
»Wer hätte das gedacht«, sagte Farodin. »Mandred Torgridson ist verliebt.«
Der Jarl schien Farodins Worte nicht gehört zu haben. »Wie eng bin ich mit ihr verwandt?«, fragte er Nuramon.
»Lass mich überlegen. Du bist der Vater von Alfadas, dieser wiederum ist der Vater von .« Er schwieg und überlegte. Dann aber fragte er sich, wieso sein Freund das wissen wollte. Bei Ragna waren ihm diese Bedenken offenbar nicht gekommen. Oder fürchtete er etwa, dass Tharhild seine Tochter sein könnte? »Es liegen elf Generationen zwischen dir und Tharhild. Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen. Es sei denn .«
»Es sei denn, was?«, fragte Mandred.
»Erinnerst du dich an den Namen Ragna?«
In Mandreds Gesicht verbreitete sich pure Angst. »Ist Tharhild etwa die .«
Nuramon ließ den Freund ein wenig schmoren.
»Nun sag schon, was Ragna mit Tharhild zu tun hat!«
»Nun, sie ist Tharhilds… Tante.«
Mandred atmete erleichtert aus. »Was ist aus ihr geworden? Hat sie um mich getrauert?«
»Mandred Torgridson, der große Frauenheld! Der Schürzenjäger von Firnstayn! Hat er einmal das Bett mit einer geteilt, wird sie ihm auf ewig nachweinen und warten, dass er zurückkommt. Nein, Mandred. Sie hat einen guten Mann gefunden, ihm Kinder geschenkt und ist nach einem glücklichen Leben gestorben. Aber dennoch .«
»Dennoch was . Los, raus mit der Sprache!«
»Ich habe den Frauen am Hof gelauscht. Die erzählen Geschichten über dich, nicht von Mandred dem Recken, sondern von Mandred dem Liebhaber, der nach Jahren zurückkehrt, um die Frauen zu verführen.«
Mandred grinste.
»Wie gefällt dir dein Heim?«, fragte Farodin den Jarl. Offenbar wollte er das Thema wechseln.
Dieser schaute sich um. »Bei Norgrimm! Das hier… das ist die Halle eines Kriegers!« Er trat an die große Streitaxt heran. »Das gefällt mir .« Dann schien er zu überlegen. »Mandred der Liebhaber!«, flüsterte er vor sich hin. »Ich muss jetzt fort. Nuramon, Freund, lass uns später zusammensitzen, damit ich höre, wie es dir ergangen ist .« Mandred ging so schnell, wie er gekommen war. Das Porträt seines Sohnes hatte er in der Eile nicht einmal bemerkt.
Farodin starrte auf die Tür, die sich hinter dem Menschensohn schloss. »Er meint es ernst.«
Nuramon seufzte. »Ja. Aber du kannst dir gewiss sein, dass es für ihn morgen ein böses Erwachen gibt, wenn er die Eiche seiner Freya sieht. Ihr Anblick wird alle alten Wunden wieder aufreißen. Du kennst ihn doch.«
»Die Menschen sind nicht so treu wie wir, Nuramon. Vielleicht hat er mit Freya abgeschlossen.«
»Die Eiche ist ein zu mächtiges
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