Die Elfen
einzelnes Sandkorn lag. »Ein sehr kleines Glühwürmchen«, meinte er.
Farodin schien eher verblüfft als verärgert zu sein. »Du? Du warst das?« Er schüttelte den Kopf. »Hast du mir etwa ein Sandkorn aus dem Fläschchen genommen?«
»Nein, nein«, sagte Yulivee schnell. »Ich habe nichts gestohlen.«
»Woher willst du es sonst haben?«, setzte Farodin nach.
»Erinnerst du dich an die Nacht, als du ausgezogen bist, weil du ein Sandkorn gespürt hast? Da bin ich auch losgegangen. Und ich war schneller als du.«
»Sie ist sehr geschickt«, erwiderte Farodin. »Sie tischt uns ein Märchen auf, für das sie sich entschuldigen muss, nur um eine schlimmere Tat zu verbergen.«
»Ich habe nichts gestohlen«, wiederholte Yulivee. »Wenn du willst, dann kannst du ja deine Körner nachzählen.«
»Ich soll dir glauben, dass du das Sandkorn gefunden hast? Wie willst du das getan haben?«
Yulivee grinste frech. »Ich kann zaubern, hast du das schon vergessen?«
Nuramon mischte sich wieder ein. »Aber wer hat dir den Suchzauber beigebracht?«
»Farodin!«, antwortete Yulivee.
»Das habe ich nicht!«, entgegnete Farodin zornig.
Nuramon legte den Kopf schief. »Sag die Wahrheit, Yulivee!«
Mandred klopfte dem Mädchen leicht auf die Schulter. »Ich glaube der kleinen Zauberin.«
Yulivee standen die Tränen in den Augen. »Es tut mir Leid. Hier…« Sie hielt Farodin das Sandkorn hin. Es schwebte in seine Hand. Dann holte er das Fläschchen hervor und ließ das Sandkorn hineinfallen.
Tränen rannen über Yulivees Wangen. »Ich wollte doch bloß auch mal etwas finden. Nur deswegen habe ich mir den Zauber abgeschaut.«
»Das kannst du?«, fragte Nuramon.
»Ja, und dann habe ich das Sandkorn vor Farodins Blicken geschützt. Ich wollte es mir doch nur ansehen. Es tut mir so Leid!«
»Hör auf zu weinen, Yulivee«, sagte Farodin leise. »Ich bin es, der sich entschuldigen muss. Ich habe dich wohl zu Unrecht für eine Diebin gehalten.«
»Die Kleine lässt euch ziemlich dumm aussehen, meine Freunde! Dafür darfst du nachher mit mir jagen gehen.«
Schon lächelte Yulivee wieder. »Wirklich?«
»Natürlich nur, wenn Nuramon es erlaubt.«
»Darf ich?«, fragte sie. »Bitte lass mich jagen gehen!«
»Na schön, aber du bleibst in Mandreds Nähe«, entgegnete Nuramon.
Yulivee brach in überschwänglichen Jubel aus.
Farodin und Nuramon gingen kopfschüttelnd voraus. Als sie außer Hörweite der beiden anderen waren, sagte Farodin:
»Die Kleine ist begabt. Bei allen Alben! Wie kann sie einen Zauber so einfach nachahmen?«
»Yulivee ist die Tochter einer Zauberin. Hildachi war ihr Name. Und sie stammt aus der Sippe des Diliskar und ist damit eine direkte Nachfahrin der ersten Yulivee.
Die Magie ist stark in ihrer Sippe. Außerdem hat der Dschinn sie unterwiesen. Er warnte mich, sie zu unterschätzen.«
»Sie wäre eine gute Schülerin für Noroelle«, sagte Farodin ein wenig schwermütig. »Wenn wir die Krone haben und zu Noroelles Tor gesprungen sind, dann mag sie uns mit ihren kleinen Händen eine große Hilfe sein.«
»Hast du die Schmerzen vergessen? Ich möchte nicht, dass das Kind solche Qualen leidet. Wenn wir erst einmal den Albenstein haben, dann bin ich gern bereit zu warten und Yulivee selbst entscheiden zu lassen, ob sie uns bei diesem Zauber zur Seite stehen will.«
Farodin antwortete nicht, sondern schaute voraus. »Wir sind da! Da vorne! Neben der Buche muss es sein.«
Während sie sich dem Baum näherten, dachte Nuramon daran, wie schnell alles vorüber sein mochte, wenn sie erst die Krone gefunden hätten und der Feueropal noch existierte. Sie würden lernen, den Stein zu beherrschen. Dann endlich mochte es ihnen gelingen, Noroelle zu befreien.
Sie erreichten den Baum, der umgeben von blassem Gras am Rand eines Sumpflochs stand.
»Hier ist es!«, erklärte Farodin und starrte in das schlammige Wasser. »Irgendetwas stimmt nicht.«
»Ist sie da drin?«, fragte Mandred und deutete auf das Sumpfloch. »Nehmen wir mein Seil! Dann müssen wir nur noch auslosen, wer sich schmutzig macht.«
»Ich!«, rief Yulivee.
»Von wegen!«, gab Nuramon zurück.
»Ist ja auch egal, denn da unten werdet ihr den Feueropal nicht finden«, setzte die kleine Elfe nach.
Nuramon lächelte. »Und woher weiß unser altkluges Mädchen das?«
Farodin berührte Nuramon am Arm. »Die Kleine hat Recht. Die Krone ist nicht hier.«
»Wie bitte?«, fragte Nuramon. »Welcher Spur sind wir dann gefolgt?«
Farodin fasste
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