Die Elfen
den Kopf und sah ihn an. Offenbar erwartete sie eine Bestätigung. »Ja, Yulivee.«
»Dann hast du mich zu deiner Verwandtschaft gemacht. So, wie die Königin es gesagt hat?«
Nuramon nickte. »Genau so. Und was auch kommt, ich werde gegen tausend Krieger anreiten, um dich in Sicherheit zu bringen.«
In Yulivees Augen sammelten sich Tränen. Nuramon konnte nachfühlen, was in ihr vorgehen musste. Doch er hatte die Wahrheit gesagt. Sie war für ihn wie eine kleine Schwester, nicht wie eine Tochter. Dafür war sie zu mächtig. Nuramon konnte nicht sagen, was das Schicksal für ihn und seine Gefährten bereithielt. Doch eine Schlacht wollte er der Kleinen unbedingt ersparen. Es war an der Zeit, sie nach Albenmark zu bringen, damit sie in Sicherheit war. Vielleicht würde Obilee sich um sie kümmern, wenn sie denn noch nicht ins Mondlicht gegangen war.
ZEIT FÜR HELDEN
»Hundert Schiffe werden kommen!«, rief der König mit lauter Stimme. Es wurde totenstill in der Festhalle. »Und eine zweite Flotte wird kommen, um sich mit den hundert Schiffen zu vereinen, so sehr fürchten sie die Männer der Fjordlande.«
Mandred sah, wie viele der Krieger und Fürsten in der Halle grimmig lächelten. Sein Nachfahr Liodred traf den richtigen Ton, um Kämpferherzen zu entflammen. Er war stolz auf ihn. Hoch gewachsen und muskulös, war er mit jedem Zoll ein Krieger. Langes rot gelocktes Haar reichte ihm bis auf die Schultern hinab, und seine blauen Augen leuchteten wie der Himmel an einem Sommernachmittag. Nur dass er seinen Bart kurz gestutzt trug, gefiel Mandred nicht.
Liodred hatte nach ihrer Ankunft schnell reagiert. Sie hatten Firnstayn am späten Nachmittag erreicht, und noch am selben Abend hatte er die Fürsten der näheren Umgebung und die Mandriden in der großen Königshalle versammelt. Mehr als dreihundert Krieger saßen an den langen Tischen, und viele von ihnen blickten ehrfürchtig hinauf zur Festtafel, an der neben dem König zwei kriegerische Elfen, ein Mädchen und der legendäre Ahnherr Mandred Torgridson Platz genommen hatten.
»Ihr alle kennt sie schon lange, die Tjuredpriester mit ihren Schlangenzungen. Ihr wisst, wie sie unsere Götter beleidigen und Lügen über unser Volk verbreiten. Und ich frage euch, fürchten wir sie deshalb?«
»Nein«, hallte es aus hunderten Kehlen.
»Sie haben also mehr als hundert Schiffe und tausende Krieger aufgeboten, um Firnstayn überraschend anzugreifen, denn den Krieg hat uns bis heute niemand erklärt!« Liodred beugte sich vor und deutete auf einen weißhaarigen Kämpfer mit einem Wolfsfell um die Schultern.
»Sehe ich da Furcht in deinen Augen, Skarbern?«
Der Alte lief rot an und wollte aufspringen, als Liodred fortfuhr. »Ich teile deine Sorge, Skarbern. Ich fürchte, unsere hitzköpfigen Mandriden werden sie auf den Grund des Fjords geschickt haben, bevor wir alten Männer auch nur dazukommen, die Axt aus dem Gürtel zu ziehen.«
Ohrenbetäubendes Gelächter erklang. Mandred ging das Herz auf. Sein Nachfahr war wahrlich ein Kriegerkönig. Jeder einzelne der Männer dort unten würde für Liodred durchs Feuer gehen. Auch in ihm hatten die Worte des Königs Kampfeslust geweckt.
»Männer von Firnstayn, meine Freunde. Die meisten von euch kenne ich von Kindesbeinen an. Ich weiß um eure tapferen Herzen, um euren Stolz und eure Dickschädel. Nirgends außer in den Fjordlanden findet man Männer wie euch! Säufer, Hurenböcke und Kameraden, wie man sich keine besseren vorstellen kann, wenn es hart auf hart kommt. Männer wie euch kann es nur in einem freien Land geben. Glaubt ihr, die Ordensritter kommen, weil sie unser Gold wollen? Sie haben so viel davon, dass sie die Dächer ihrer Tempeltürme damit schmücken! Glaubt ihr, sie kommen zum Plündern und Brandschatzen und um sich an euren Weibern zu vergehen?«
Liodred machte eine kurze Pause und ließ den Blick durch die weite Halle wandern. »Nein, meine Freunde. Die Ordensritter gürten sich mit großen Schwertern, doch zwischen ihren Schenkeln, da ist nichts. Wie sonst ist zu erklären, dass jeder dieser Ritter den Weibern abgeschworen hat.«
Mandred prustete in sein Methorn und bespritzte Farodin, der an seiner Seite saß. Der Elf blieb völlig ruhig. Vielleicht sollte er ihm den Witz noch einmal erklären, überlegte Mandred.
»Wisset, meine Freunde, all dies sind nicht die Gründe, warum die Ordensritter kommen. Sie greifen uns an, weil wir etwas unendlich Kostbareres besitzen. Freiheit! Sie stehen für
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