Die Elfen
Westen und ritt im Schatten der lang gezogenen Hügelkette. Mehrmals blickte er über die Schulter zurück und wartete, dass die Krieger erschienen.
Da waren sie! Sogleich trieb Nuramon Felbion den Hügel wieder hinauf, um zurück zur Wiese zu gelangen. Er sah noch, wie die Reiter ihn bemerkten und auf der Hügelkuppe entlangritten, um ihm den Weg abzuschneiden. Doch wieder war Felbion schneller. Schon hatte Nuramon den Hügel hinter sich gelassen und strebte dem Hain entgegen, in dem sie ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten.
Die Menschen verloren viel Zeit, als sie die Böschung hinabkamen. Ihre Pferde waren von der Jagd auf Yulivee erschöpft und am Hang einfach nicht so trittsicher wie Felbion. Als die Verfolger schließlich die Wiese erreichten, lagen gewiss hundert Schritt zwischen den Menschen und ihnen.
Yulivee streckte sich und sah an Nuramon vorbei zurück. »Wir haben es geschafft!«
Nuramon zog die kleine Elfe zurück in den Sattel. »Freu dich nicht zu früh!«, mahnte er. Gewiss, die Menschen würden Felbion niemals einholen, doch wer wusste schon, welche Gefahren noch vor ihnen lagen?
Sie passierten den Hain und hielten auf den großen Wald zu.
»Da!«, rief Yulivee und deutete voraus.
Am Waldrand warteten Farodin und Mandred zu Pferde und blickten ihnen entgegen. Sie hatten gewartet! Das sah Farodin gar nicht ähnlich.
Endlich setzten sich die beiden langsam in Bewegung und verschwanden im Wald. Sie ließen Nuramon und Yulivee zu sich aufschließen.
»Seid ihr verletzt?«, rief Mandred.
»Nein, sind wir nicht!«, antwortete Yulivee, ehe Nuramon etwas sagen konnte.
»Das war gut, Nuramon!«, sagte Farodin anerkennend.
Nuramon war überrascht. Komplimente aus dem Munde des Elfenkriegers war er nicht gewohnt.
Schweigend ritten sie durch den Wald. Obwohl ihre Pferde für Menschenaugen kaum Spuren hinterließen, wateten sie ein Stück durch einen Fluss und wagten sich sogar durch ein kleines Sumpfgebiet. Die Pferde hatten ein Gespür für festen Grund und führten sie sicher bis zum Waldrand.
Dort machten sie im Schutz der Bäume eine Rast.
Kaum hatte Nuramon Yulivee vom Pferd gehoben, wollte die Kleine schon wieder fortlaufen, um die Gegend zu erkunden.
Nuramon packte sie bei der Hand und hielt sie fest. »Halt! Nicht so schnell! Wir sind noch nicht miteinander fertig.«
Yulivee hielt inne und machte ein zerknirschtes Gesicht. »Es tut mir Leid!«
Der Elf ging vor ihr in die Hocke und schaute ihr in die Augen. »Das sagst du immer, Yulivee. Und dann tust du doch wieder das, was du nicht tun solltest. Wie oft habe ich dir gesagt, dass du nachts nicht das Lager verlassen darfst? Und dann hast du mich auch noch glauben gemacht, dass du dort liegst und schläfst.«
»Ich werde es wieder gutmachen«, sagte Yulivee und legte die Hand auf die Wunde an seiner Stirn. Kurz verzog sie das Gesicht und nahm die Hand wieder herunter.
Als Nuramon nach der Wunde tastete, war die Haut glatt und die Schwellung verschwunden. Er musste lächeln. »Danke, Yulivee. Doch bitte bleib nachts im Lager!«
Farodin mischte sich nun ein. »Wie konntest du überhaupt unbemerkt entkommen?«, fragte er.
Nuramon fühlte sich ertappt. Er war in der Nacht eingenickt, und diesen Moment musste die Kleine genutzt haben.
Yulivee antwortete: »Du darfst Nuramon keinen Vorwurf machen. Ich habe mich unsichtbar gemacht, und als er am Rand des Lagers stand, bin ich davongeschlichen.« Das war eine gute Ausrede, doch der verschwörerische Blick, den Yulivee Nuramon zuwarf, machte sie wieder zunichte.
Farodin schwieg; sein wissender Blick sagte mehr als Worte.
»Aber warum hast du dich überhaupt in solche Gefahr gebracht?«, wollte Nuramon wissen.
»Ihr habt euch doch gefragt, was die Fargoner vorhaben. Und da dachte ich mir, ihr würdet euch freuen, wenn ich es herausfände. Also habe ich mich unsichtbar gemacht. Bei aller Zauberei, die dafür nötig war, bin ich schnell müde geworden. Aber ich habe durch Wände gesehen und Dinge gehört, die im Geheimen besprochen wurden. Ich habe Gedanken gelesen und vieles mehr. Allerdings bin ich ja noch klein und habe nicht so viel Kraft«, endete sie mit ernster Miene. Sie ahnte offenbar nicht, wie viel Macht sie tatsächlich besaß. Für sie war ihre Zauberkraft nur eine Spielerei.
»Das war sehr dumm von dir, Yulivee«, sagte Farodin.
»Was wollt ihr denn, ich bin doch noch am Leben!«
Mandred lachte, doch ein Blick von Farodin ließ ihn verstummen.
»Wollt ihr nun erfahren, was
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