Die Elfen
halbherzig und ging unruhig auf und ab.
Farodin stand ruhig da und behielt ihn im Blick. »Hast du in Firnstayn deine Geduld verloren?«, fragte er schließlich. »Oder hast du dir das bei Mandred abgeschaut?«
Nuramon blieb stehen. »Wenn du wüsstest, wie sehr ich um uns und unsere Suche fürchte!« Je länger die Königin sie warten ließ, desto größer schien ihm die Gefahr. Womöglich legte sich Emerelle gerade ein Urteil für sie zurecht!
Vom Thronsaal her kam ein Geräusch. Rasch war Yulivee wieder bei Nuramon und fasste seine Hand. Dann öffnete sich das Tor, und er konnte an Alvias vorbei und zwischen den Reihen der versammelten Elfen hindurch zu Emerelle blicken. Sie saß reglos auf ihrem Thron.
»Die Königin wird euch empfangen«, sagte Meister Alvias und schritt voran.
Die Gefährten folgten ihm. Nuramon war erstaunt, dass der Saal so voll war wie damals bei dem Auszug der Elfenjagd. Die Albenkinder links und rechts wirkten erstaunt. Nuramon kannte einige Gesichter, doch die meisten waren ihm fremd. Mit einem Mal flüsterte irgendwo jemand: »Farodin und Nuramon!« Und beide Namen suchten im Geflüster ihren Weg durch den Saal. Weit vorn erhob sich lautes Gerede. Die Königin hob die Hand, und es wurde sofort wieder still.
»Willkommen, Nuramon!«, flüsterte ihm jemand von links zu. Es war ein junger Elf, ein Krieger in weißer Tuchrüstung. Nuramon kannte ihn nicht, doch hinter ihm sah er Elemon, seinen Onkel, und andere aus seiner Sippe. Außer Elemon stand den meisten Freude, ja sogar Stolz ins Gesicht geschrieben. »Sei gegrüßt, Cousin«, sagte eine junge Frau leise, die er noch nie gesehen hatte, die aber seiner Tante Ulema ähnlich sah.
Nuramon begegnete ihnen allen mit freundlichen Gesten, doch er hielt weiter auf den Thron zu.
Einige von Farodins Sippe waren ebenfalls gekommen. Sie grüßten den Verwandten mit Zurückhaltung, doch zugleich auch mit einem Ausdruck größter Ehrerbietung.
Schließlich waren sie so nahe an den Thron herangetreten, dass sie im Gesicht der Königin lesen konnten. Was Nuramon dort fand, war Kälte.
Um den Thron herum sah Nuramon viele bekannte Gesichter. Da waren Ollowain, Dijelon, Pelveric und auch Obilee. Nuramon war froh, die Vertraute Noroelles zu erblicken. Sie sah würdevoller aus denn je und vermochte ihre Freude nicht zu verbergen. Ihr blondes Haar war zu dicken Zöpfen geflochten, die ihr bis über die Schultern fielen. Sie trug einen rotbraunen Harnisch, auf den Runen gemalt waren. Offenbar war es die Rüstung einer kämpfenden Zauberin.
Vor der Königin beugten Nuramon und Farodin das Haupt. Die kleine Yulivee machte einen Knicks. Bevor sie irgendetwas sagen konnten, sprach Emerelle: »Der Tag ist also gekommen! Der Tag, da Alfadas' Kinder unsere Schuld einfordern. Der Tag, da Farodin und Nuramon zurückkehren! Was ist geschehen, dass ihr es wagt, vor mich zu treten?«
Sie blickte Farodin an. Und so war er es, der antwortete. »Aus Freundschaft zu Mandred, Alfadas' Vater, sind wir gekommen. Firnstayn ist in großer Gefahr. Die Tjuredanbeter unterjochten Volk um Volk und bereiten nun einen Angriff auf Firnstayn vor. Die Flotte der Ordenspriester wird bald auslaufen.« Stimmen erhoben sich im Saal, doch Farodin ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er sprach einfach weiter. »Im Namen Liodreds aus dem Geschlechte des Alfadas Mandredson kommen wir, die Hilfe der Albenkinder zu erbitten.«
»Die Königin von Albenmark wird ihr Versprechen halten und die Vorbereitungen treffen«, erklärte Emerelle.
Farodin verbeugte sich. »Wir danken dir im Namen des Liodred.«
»Damit ist euer Dienst getan. Euer Herr wird mit euch zufrieden sein. Doch nun lasst uns die Boten verabschieden und Farodin und Nuramon anhören, deren Namen in diesen Hallen lange nicht mehr gesprochen wurden, aber draußen in den Wäldern schon längst zur Legende wurden. Farodin und Nuramon! Die Elfen, die sich der Königin widersetzten, um nach ihrer Liebsten zu suchen! Ihr könnt nicht ermessen, wie groß mein Zorn war, als ihr gegen mein Gebot verstoßen habt. Ihr habt großen Mut, nach all dem vor mir zu erscheinen. Ihr kommt, obwohl ihr wisst, dass dies das Ende eurer Suche sein könnte. Du, Farodin, führst sogar den Sand mit dir, den ich einst in der Menschenwelt verstreute. Und du, Nuramon, hast es gewagt, ein Menschenleben lang in Firnstayn zu bleiben, direkt vor meinen Augen.«
Nuramon setzte zum Sprechen an, doch ein ernster Seitenblick Farodins ließ ihn
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