Die Elfen
antwortete der Elf.
Mandred blickte zu dem Mann in dem nachtblauen Mönchsgewand. Alvias' Tod und sein Weg ins Mondlicht, all dies hatte nur wenige Augenblicke gedauert. Der Tjuredpriester wirkte völlig erschöpft. Gebeugt stand er an der Reling und musste sich mit beiden Händen festhalten. Ordensritter eilten herbei, um ihn mit ihren Schilden abzuschirmen.
Verfluchter Priester, dachte Mandred. Diese Bastarde hatten nichts mehr mit dem Heiler Guillaume gemein, den sie einen Heiligen nannten. Weiter konnte man sich von Guillaumes Idealen nicht entfernen als . Der Jarl dachte an den Zwischenfall in Aniscans. Bei Luth! Das durfte nicht wahr sein! Er schlug das Zeichen des schützenden Auges. »Erinnerst du dich an Aniscans, Nuramon?«, fragte er mit halb erstickter Stimme. »Daran, was geschah, als wir auf den Marktplatz gekommen sind?«
»Bei allen Alben!« Mit schreckensweiten Augen sah der Elf zu der hochbordigen Kogge. »Die werden uns einfach töten und brauchen nicht einmal ihre Schwerter dazu.«
Krachend schlug eine Enterbrücke auf das Flaggschiff der Elfen. Schon formierte sich eine Einheit Ordensritter, um herabzustürmen. Der Priester und seine Leibwachen verließen das Achterkastell und schlossen zu ihren Kriegern auf.
Nuramon wandte sich an Emerelle. »Königin, wir müssen hier fort! Sonst ist alles verloren.«
Liodred deutete nach steuerbord. »Der Schildwall auf der Schiffsbarriere steht, Herrin. Wir können uns über die Langboote zu einer anderen Elfengaleere durchschlagen.«
Die wenigen überlebenden Elfen an Bord stürmten der Enterbrücke entgegen, um die Ordensritter aufzuhalten, bevor zu viele von ihnen an Bord Fuß fassten.
»Mandriden zu mir!«, rief Liodred und winkte den Kriegern auf dem nächstgelegenen Langboot zu. »Der König fordert euer Blut!«
»Königin?«, fragte Nuramon.
Emerelle nickte nur. Sie nahm Yulivees Hand und betrachtete das Kind gedankenverloren. Mandred sah, wie eine einzelne Träne ihre Wange hinabperlte, als beweinte sie bereits das Ende von allem.
KNOCHENSPIEL
Die Knochen hüpften über den großen Tisch mit Karten, der mittschiffs auf der Albenhammer, dem Flaggschiff des Trollkönigs, aufgestellt war. Farodin hatte die Daumen in seinen Schwertgurt eingehakt und bemühte sich um Fassung. Die Art, auf die Trolle Krieg führten, war ihm gelinde gesagt befremdlich. Er schielte zu den Rauchwolken, die jenseits der Klippen aufstiegen. Wie die Schlacht wohl stehen mochte?
Die alte Schamanin blickte lange auf die Knöchelchen auf dem Tisch. »Der Schatten des Todes liegt über Emerelle«, sagte sie mit tonloser Stimme. »Es ist ein Mensch, der mit seiner Macht nach ihr greift. Ein einzelner Mann, der mehr als hundert Elfen getötet hat.«
Alle Augen wandten sich zu Farodin. »Das . das ist unmöglich«, sagte er. »Kein Mensch ist einem Elfen im Kampf gewachsen. Du musst dich irren.«
»Sagst du das, weil nicht sein kann, was nicht sein darf?«, fragte Boldor. Der König der Trolle war fast vier Schritt groß. Breite Narben bedeckten seinen nackten Oberkörper. Die langen spitzen Ohren waren eingerissen und verwachsen. Helle Augen lugten unter einer wulstigen Stirn hervor und musterten Farodin kritisch. »Wirf die Knochen noch einmal, Skanga!«
Die Schamanin fügte sich mit einem bösen Seitenblick auf Farodin. Klackernd rollten die gelben, abgegriffenen Knöchelchen über den Tisch. Skanga verschränkte die Arme vor der Brust. »Es ist, wie ich sagte: Der Schatten des Todes liegt über Emerelle. Deutlich spüre ich die böse Macht des Menschen. Es ist die Art seiner Magie, die ihn so tödlich macht. Sie wirkt ganz anders als unsere Zauber. Er nimmt die Kraft aus der Welt und aus den Herzen der Elfen. Das ist es, was sie tötet. Ganz gleich, was er zaubert, man darf nicht in seiner Nähe sein.«
»Würde diese Magie auch Trolle töten?«, fragte Herzog Orgrim.
»Sie tötet jedes Albenkind!«
»Und kann man sich mit einem Bannspruch dagegen schützen?«, setzte der Herzog nach.
»Nein. Diese Magie ist anders. Nichts bietet davor Schutz. Menschen jedoch kann dieser Zauber nicht verletzen.«
Farodin fühlte sich an die Ereignisse in Aniscans erinnert. Gab es einen zweiten Mann wie Guillaume? Konnte ein Mensch denn jemals so mächtig werden wie ein Bastard, der zur Hälfte Elf und zur Hälfte Sohn eines Devanthars war?
»Was also rätst du zu tun, Skanga?«, fragte der Trollkönig ernst.
»Wer immer sich in die Nähe des Zauberers wagt, der spuckt dem Tod
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