Die Elfen
Kopf in den Nacken. Mit kaltem Blut hieb er nach dem Gelenk der Schwerthand und durchtrennte Sehnen und Knochen. Klirrend fiel die Waffe des Dämons zu Boden. Seine Finger zuckten kurz, dann lag die Hand still.
Farodin setzte dem Devanthar das Schwert an die Kehle.
Erinnerst du dich noch, was geschah, als ich in der Eishöhle starb, Elf?, erklang die Stimme des Dämons nun in Farodins Kopf. Vielleicht gefällt es mir, eure Liebste noch einmal zu besuchen, wenn du mir meinen Leib nimmst. Die verbliebene Hand des Täuschers streifte Farodins Bein.
Der Elf zuckte zurück. Etwas Kaltes schien nach seinem Innersten zu greifen.
Welch eine schöne Insel, wisperte die Stimme. Willst du mich wirklich dorthin schicken? Soll ich ihr diesmal in deiner Gestalt erscheinen?
Hellblaues Licht spielte um Farodins Klinge. »Du irrst dich, Täuscher. Niemand kann zu ihr. Nicht einmal du.« Der Stahl grub sich tief in das Fleisch. Mit einem Ruck durchtrennte der Elf die Nackenwirbel und hob den Kopf dann an seinem langen, blonden Haar in die Höhe. Voll kalter Wut blickte er in die ausgebrannten Augen. Dann legte er das Haupt auf die Schale mit den glühenden Kohlen.
Plötzlich begann das Schwert hell zu strahlen. War da ein Schemen bei der Leiche des falschen Priesters?
Farodin sprang vor. Jetzt sah er nichts mehr. War es nur eine Sinnestäuschung gewesen? Eine Illusion, geschaffen von flackerndem Fackellicht? Farodin drehte sich um und ließ dabei seine Klinge wirbeln. Er sprang vor und zurück und hieb in die Luft, als wäre er närrisch geworden. Und mit jedem Herzschlag wuchs seine Angst. Waren die letzten Worte des Devanthars mehr als nur eine verzweifelte Drohung gewesen?
Plötzlich verblasste das Leuchten des Schwertes. Feine schwarze Adern krochen den Stahl hinauf. Eiseskälte drang durch die Lederumwicklung am Griff und tastete nach Farodins Fingern. Erschrocken ließ der Elf die Waffe fallen. Der Stahl war rabenschwarz geworden. Als es auf den Steinboden schlug, zerbrach das Schwert in unzählige Splitter.
DIE RACHE DES DEVANTHARS
Nuramon schmerzte jeder Knochen im Leib. Merkwürdigerweise empfand er keine Befriedigung, als er den Leib des toten Devanthars betrachtete.
Hier war alles getan. Der Feind war tot, die Wunden ein wenig geheilt. Es blieb ihnen nur noch, von diesem schrecklichen Ort zu verschwinden.
Müde kehrte er mit seinen Gefährten in die Halle zum Albenstern zurück. Mandred und Farodin trugen Liodreds Leiche, und dem Jarl war die Trauer anzusehen. Vorsichtig legten die beiden den Leichnam des Königs neben den goldenen Stern.
»Wir hätten dich nicht mitnehmen sollen«, sagte Mandred, strich Liodred zärtlich über das Gesicht und schloss dessen Augen.
In Farodins Antlitz stand Sorge. Nuramon teilte dieses Gefühl. Sein Gefährte hatte ihm von den letzten Worten des Devanthars berichtet. War Noroelle in Gefahr? Oder war die Drohung nur ein letzter, verzweifelter Versuch gewesen, sie einzuschüchtern? Nein, sie hatten ihn besiegt! Es konnte keinen Zweifel geben. Dass Farodin den Albenstein in der Hand hielt, war der Beweis ihres Triumphes. Aber diesen würden sie erst genießen können, wenn sie wieder in der Menschenwelt waren und das Kloster verlassen hatten. Im schlimmsten Fall mussten sie sich ihren Weg freikämpfen, und dann würden sie Mandred klarmachen müssen, dass er den Körper des Königs nicht mitnehmen konnte.
Nuramon stellte sich auf die goldene Platte. Er würde das Tor öffnen und sich bereithalten, rasch ein Neues aufzutun, das sie sogleich aus dem Tjuredkloster nach Firnstayn führen würde. Er konzentrierte sich auf den Zauber. Um ihn herum erschienen die Albenpfade. Doch irgendetwas stimmte nicht. Die Pfade hatten sich verändert, schienen von züngelnden Flammen umgeben. Er versuchte den Zauber zu wirken, doch schon im Ansatz fuhr ein Schmerz in seinen Geist, als griffen glühende Hände nach seinem Kopf, um ihre Finger in seinen Schädel hineinzuschmelzen.
Erschöpft brach er den Zauber ab und fiel auf die Knie. Als er wieder klar sehen konnte, blickte er in die entsetzten Gesichter seiner Gefährten.
»Was ist geschehen?«, fragte Mandred.
»Nein, nur das nicht!«, rief Farodin. Sein Blick schien ins Leere zu gehen, doch Nuramon wusste, was sein Gefährte sah. Die Flammen um die Albenpfade konnten auch ihm nicht verborgen bleiben. »Das ist die Rache des Devanthars!«
Sie waren eingesperrt. So wie die Barriere der Königin den Weg zu Noroelle blockierte, hinderte sie
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