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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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streichelte Mandreds Gesicht. Ihm war schwindelig, und er lehnte sich gegen das verwitterte Mauerwerk. Dort, wo sich das schöne Kreuzgewölbe hätte spannen sollen, war nur mehr grauer Himmel. Das Kloster, durch das sie in die Zerbrochene Welt gelangt waren, lag in Ruinen. Mandreds Finger gruben sich in eine Mauerfuge. Der hellbraune Mörtel zerbröckelte schon bei der leisesten Berührung. Dieses Kloster war schon lange verlassen, ganz gleich, was Farodin auch sagen mochte.
    Der Jarl blickte zu Nuramon. Sein Kamerad hockte vor der Wandnische, in der Liodreds Leichnam aufgebahrt lag. Er hatte sich verändert. Von einem Augenblick zum anderen hatte er eine weiße Haarsträhne bekommen. Es schien, als wäre der Elf um Jahre gealtert. Seine Gesichtszüge wirkten weniger weich als zuvor. Doch diese Veränderung war nicht das Schlimmste. Nuramon wippte auf seinen Fußballen und summte dabei leise. Er starrte mit leerem Blick auf einen Schutthaufen an der gegenüberliegenden Wand. Seine Hände hielten noch immer den goldenen Albenstein umklammert. Zweimal hatte Mandred auf Farodins Bitten hin versucht, den Stein zu holen. Doch Nuramon hielt ihn so fest, dass er dem Elfen die Finger hätte brechen müssen, um den Albenstein zu bekommen. Seit Nuramon seinen Zauber gewirkt hatte, war er nicht mehr so recht bei sich. Manchmal schien er sie nicht zu erkennen. Mandred fragte sich, ob der Elf vielleicht besessen war.
    Ein goldener Lichtbogen erwuchs zwischen den Ruinen. Farodin lächelte erschöpft. »Sie haben die Tore hier nicht zerstört. Es ist nicht wie in den Turmtempeln.«
    Mandred kämpfte einen neuerlichen Anflug von Übelkeit nieder. Dumpfer Schmerz pochte in seiner Stirn. Er musste an die Bilder denken, die er im Silberspiegel gesehen hatte. »Ist das Tor sicher?«, fragte er misstrauisch. »Wir dürfen keinen Zeitsprung machen. Du weißt .«
    Farodin schnitt ihm mit einer harschen Geste das Wort ab. »Sicher kann man nie sein. Vergiss, was du in dem Spiegel gesehen hast. Er war der Täuscher! Er wollte Angst in dein Herz säen, und das ist ihm wohl auch gelungen.«
    »Es sah so echt aus«, wandte Mandred ein.
    Farodin sagte nichts dazu. Er ging zu Nuramon, redete leise auf ihn ein und half ihm dann aufzustehen. »Wir gehen nach Hause?«, hörte Mandred die zittrige Stimme des Elfen.
    Farodins langes Haar war vom Regen strähnig geworden. Er strich es sich aus dem Gesicht und stützte Nuramon. »Ja, wir gehen zurück. Es ist nur noch ein kleines Stück Weg. Emerelle erwartet uns.«
    Mandred hätte heulen können vor Wut. Was war nur mit seinem Freund geschehen? Was hatte der Zauber ihm angetan? Wieder musste er an die Bilder im Spiegel denken. Hoffentlich hatte Farodin Recht, und alles war nur Trug!
    »Beeile dich!«, rief der Elf.
    Mandred nahm den toten König auf und legte dessen Kopf an seine Schulter, als trüge er ein schlafendes Kind. Unter dem Gewicht ging er fast in die Knie. Nur ein paar Schritt, ermahnte sich Mandred. Stolpernd trat er auf das Tor zu. Ein letztes Mal sah er sich zweifelnd um. Was war hier geschehen? Warum war dieses Kloster zerstört? Hätte es nicht das bedeutendste aller Klöster der Tjuredpriester sein müssen?
    Farodin und Nuramon verschwanden in dem goldenen Licht, und Mandred beeilte sich, ihnen zu folgen. Der Weg durch die Leere hatte sich nicht verändert. Sie folgten einem goldenen Pfad durch völlige Stille. Das einzige Geräusch war sein pfeifender Atem.
    Eine Kante der Brustplatte von Liodreds Rüstung schnitt schmerzhaft in Mandreds Schulter. Fast wäre er gestrauchelt. Der Jarl hielt die Augen fest auf den leuchtenden Pfad gerichtet. Nicht abweichen!
    Der Übergang kam plötzlich. Eisiger Wind griff nach Mandreds dünnen Zöpfen. Fassungslos nahm der Jarl die Veränderungen auf. Das Bild im Silberspiegel war keine Täuschung gewesen.
    »Runter!«, zische Farodin und zerrte am Umhang des Fjordländers. Erschöpft brach Mandred in die Knie.
    Bei den Göttern! Was war hier geschehen? Wo war seine Heimat? Es herrschte tiefer Winter. Sie kauerten in einer Schneewehe, nahe am Ufer des Fjords. Ein dicker Eispanzer lag über dem Wasser.
    Vor ihnen erstreckte sich Firnstayn. Die Stadt war um ein Vielfaches gewachsen, ganz so, wie sie es in der Zuflucht des Devanthars gesehen hatten. Festungsmauern aus dunklem Stein reichten bis dicht an den Albenstern, den Emerelle einst eine Meile vor der Stadt erschaffen hatte. Breite Breschen waren in die Wälle geschlagen.
    Am ungeheuerlichsten

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