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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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verbrannte Eiche wirft ihren Schatten selbst auf das Herzland.«
    Mandred atmete tief ein. Was sollte er ihr sagen? Wie grausam es war, im Refugium des Devanthars zu stehen und hilflos zusehen zu müssen, wie das eigene Volk einen verzweifelten Krieg führte? »Ich kann nichts ungeschehen machen. Und es wird für uns auch keinen Weg zurück in die Heimat geben. Doch Emerelle hat mir versprochen, uns in Albenmark ein eigenes Königreich zu überlassen. Nur einmal werden wir noch kämpfen müssen, dann werden die Tjuredpriester für immer zurückgeschlagen sein. Emerelle wird die Tore Albenmarks verschließen, und nie mehr wird ein Priester kommen und einen Fjordländer foltern und morden, weil er treu zu den alten Göttern steht.«
    Die Königin sah ihn müde an. »Ich habe von zu vielen letzten Schlachten reden hören, Ahnherr.« Sie deutete zum Eingang des Zeltes. »Du siehst, was aus deinem Volk geworden ist. Die Menschen haben alle Hoffnung verloren. All die Niederlagen haben ihren Stolz zerstört.«
    »Wir werden ihnen wieder Mut machen! Heute Nachmittag will ich Liodred beerdigen. Und dann möchte ich zu ihnen sprechen. Bitte steh an meiner Seite. Ich bin mir sicher, sie verehren dich noch immer, Gishild.«
    »Ich werde nie mehr an irgendjemandes Seite stehen!« Die Königin schlug die Decke zurück, und Mandred sah zwei rot entzündete, mit schwarzem Pech beschmierte Stümpfe. Man hatte ihr dicht über den Knöcheln die Füße amputiert.
    »Ich will keine Worte des Mitleids. Dies ist nichts! Auf dem Habichtpass ist mir mein kleiner Sohn auf dem Arm erfroren. Ich konnte ihm nicht genug Wärme geben…« Sie stockte. »Ein Paar erfrorene Füße sind nichts gegen diesen Schmerz. Ich . Ich will in kein offenes Grab mehr blicken, Ahnherr. Ich selbst bin ein offenes Grab. Und damit bin ich ein Spiegel deines Volkes.«
    Fassungslos starrte er auf die verstümmelten Beine. »Du hättest die Elfen um Hilfe bitten können. Ihre Zauber sind mächtig. Sie hätten .«
    »Hätte ich einen ihrer Heiler vom Lager eines kranken Kindes fortrufen sollen? Wir haben mehr Elend mit nach Albenmark gebracht, als ihre Zauberkraft zu tilgen vermag.«
    Mandred fühlte sich ohnmächtig. Was sollte er dieser verbitterten Frau noch sagen? Worte der Hoffnung mussten wie Hohn in ihren Ohren klingen. Wäre er doch nur früher zurückgekehrt! Er verneigte sich. »Mit deiner Erlaubnis werde ich mich zurückziehen und das Begräbnis König Liodreds vorbereiten.«
    »Warte noch, Ahnherr!« Sie winkte ihm, näher zu treten. »Knie neben mir nieder.«
    Verwundert gehorchte er.
    Gishild senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Ich habe gehört, wie du zu Beorn gesprochen hast. Seit dem Tag auf dem Habichtpass war er ein gebrochener Mann. Du hast ihm seinen Mut zurückgegeben. Nimm die Rüstung des Alfadas und lege sie an, wenn du am Grab von Liodred zu deinem Volk sprichst. Vielleicht vermagst du in der Asche der Trauer noch einmal einen Funken der Hoffnung zu entzünden. Mir ist diese Kraft nicht gegeben, Mandred Torgridson. Doch ich weiß, dass manche selbst jetzt noch auf die Rückkehr des lebenden Ahnherrn hoffen. Sprich zu ihnen. Du hast Recht . Es darf nicht sein, dass nach all den Jahrhunderten der Freundschaft in der letzten Schlacht nicht mehr das Banner von Firnstayn an der Seite der Elfen weht. Behüte unser Volk vor dieser Schande.«

ZWEI SCHWERTER UND ERINNERUNGEN

    Nuramon war in der Kammer der Gaomee. Die Königin hatte ihm diese ein letztes Mal zur Verfügung gestellt. Und es hatte ihn zutiefst überrascht, ein Abbild seiner selbst an der Wand zu finden. Zwar hatte man jedem, der in dieser Kammer die Nacht vor der Elfenjagd verbracht hatte, eine Szene in dem umlaufenden Fries gewidmet, doch Nuramon war nicht darauf vorbereitet gewesen, sein eigenes Antlitz an der Wand zu erblicken. Was ihn vor allem wunderte, war die Art und Weise, wie er abgebildet war: Er stand da, hielt seine beiden Schwerter in Händen und drohte einem Schatten, der einen goldenen Edelstein umhüllte; dies war der Devanthar mit seinem Albenstein. Entweder war dieses Gemälde irgendwann nach der Seeschlacht entstanden, oder der Blick der Königin hatte weit in die Zukunft gereicht.
    Nuramon musterte die Gesichtszüge seines Abbilds. Es waren die eines mutigen Elfen, der jeder Gefahr gewachsen schien, dabei aber nicht grimmig wirkte. Dieser Elf wäre gewiss ein guter Anführer. Die Frage war nur, ob Nuramon morgen diesem Abbild gerecht werden konnte. Der heutige Tag

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